20.12.09

Wenn kein Wasser auf der Mühle ist, so tanzt der Esel.


Mein probates Mittel dem Weihnachtsstress (Einkaufen in überfüllten Geschäften, Geld ausgeben für überteuerte Geschenke, stundenlang ein aufwendiges Festtagsmenü zaubern...) zu entgehen, ist ein gutes Musikkonzert und richtig abtanzen. Das Hiss-Konzert im Jugend- und Kulturzentrum "mon ami" in Weimar bot die beste Gelegenheit dazu. Auf der Reise zwischen Texas und Transsylvanien hatten wir viel Spaß bei dem Spielwitz der Folkrock-Polka-Band aus Stuttgart. Vor einem Jahr hörte ich sie in der "Rose" und beim Bluesfaschung in Apolda.

Auf dem heutigen Heimweg aus dem Weimarer Land machten wir einen Umweg über Krippendorf. Die Stadt Jena baut mit Unterstützung einiger Vereine, die bei dem Orkan Kyrill 2007 völlig zerstörte Bockwindmühle wieder auf. Herrlicher Sonnenschein und eisige Kälte verzauberten die Landschaft und auf dem alten Mühlenstein lag weißer Schnee.


Hektikfreie Weihnachtsvorbereitungen wünscht Villa

19.12.09

Jena erlebt die Renaissances des Varietés

Seit einigen Wochen schon war das wunderschöne Palast-Zelt auf dem Festplatz Jenzigweg gegenüber der Dualingo-Grundschule in Jena-Ost zu sehen und gespannt wartete ich auf die Dinnershow " Stars & Emotionen".


Die gespannte Erwartung teilte ich mit dem Publikum und wir wurden nicht enttäuscht. Ein buntes Mosaik aus Musik, Comedy, Jonglagen, Zauberei und Akrobatik bescherte uns kurzweilige Unterhaltung und nette Geselligkeit. Der prächtige, ganz in rot gehaltene und schön erwärmte (Jena hatte gestern Abend immerhin -13.4°C ) Menü-Palast bot zudem ein Fünf-Gänge-Menü, welches jeweils von dem österreichischen Conférencier Martin von Barabü, Katrin (dem hübschen, wandelnden Nummerngirl) und einem Klavierspieler musikalisch angekündigt wurde.


Faire Preise auf der Getränkekarte und ein umsichtiger Service sorgten bei den Gästen für Wohlbefinden. Hervorheben möchte ich aus der Vielfalt der Darbietungen den italienischen Tenor Enzo De Franco (Bekannt durch Auftritte in der Mailänder Scala) und Danilo Marder, einem tollen jungen Artisten der staatlichen Artistenschule Berlins. Die beiden haben mir am besten gefallen.
Gastgeber Thanas Kumi erzählte mir nach der Veranstaltung von dem (sehr löblichen) Sozialprojekt, einer Sonderveranstaltung für die Jenaer Tafel. Viel, viel Geld hätten die Betreiber Thanas Kumi und Thomas Kastl in diesen Eventservice und das Zelt gesteckt und es gäbe bereits Termine mit neuem Programm für das Jahr 2010. Dann würden die Veranstaltungen bis einschließlich 25.12. laufen und wären auch als Weihnachtsgeschenk eine Option. Wer sich einen Überblick über den Programmablauf verschaffen möchte, kann das ab Mitte Januar auf der Internetseite tun, das Geschehen wurde aufgezeichnet. Kleiner Tipp von Villa, die Veranstalter sollten ihren Besuchern die Platzauswahl laut Bestuhlungsplan selbst überlassen, wer zuerst kommt mahlt zuerst.

Einen zauberhaften Varieté-Abend im Kreise ihrer besten Freundinnen hat Villa erlebt.

14.12.09

Baustart Seifenkiste


Gestern haben Phillipp und ich diese geniale Lenk-Brems-Einheit vom "Deutschen Seifenkisten Derby e.V." ausgepackt und begutachtet. Nun kann der Bau endlich beginnen und ich freue mich auf die kreative und praktische Arbeit. Immerhin sollen 100 Jahre Lebenserfahrung in der Soap box Platz finden, da ist Sicherheit oberstes Gebot. Wie hier und hier schon berichtet, bereiten wir uns auf das Jenaer Seifenkistenrennen vor. Ich bin immer noch auf der Suche nach geeigneten Rädern für unser Gefährt. Sorgfältig werde ich jeden Arbeitsgang dokumentieren und bin für Anregungen dankbar.
Im Baufieber Phillipp und Villa

13.12.09

Beschauliche Weihnachtszeit?


Schön geschmückt ist sie, diese unsere Stadt Jena, aber wehe jemand stört diesen Konsumterror und unsere oftmals spießige Weihnachtsbeschaulichkeit. Auf teilweise Unverständnis stieß die "amnesty international"-Hochschulgruppe Jena bei ihrem Protestzug durch Jenas Innenstadt. Mit ihrer Aktion erinnerten sie an das größte Chemieunglück der Menschheitsgeschichte vor 25 Jahren im indischen Bhopal. Tausende Menschen starben oder leiden heute noch an den Folgen dieser Katastrophe. Sehr engagiert finde ich die Aktion der jungen Leute, zumal ihnen eine recht zwiespältige Reaktion der Bevölkerung entgegenschlug. Das Thema passt eben nicht für alle zum Fest der Freude und Liebe und glühweingestärkt lassen sich Stammtischparolen besonders gut an die Protestler bringen.
Bei meinen Besuchen in der "Verbotenen Zone" der Tschernolyl-Region konnte ich mich vor Ort von den tiefgreifenden Auswirkungen einer anderen Katastrophe überzeugen. Auch das Interesse an der Reaktorkatastrophe hat stark nachgelassen. Bei einem Benefizkonzert zu Gunsten der Kinder von Tschernobyl wurde in der Stadtkirche vom Tschernolyl-Verein Geld gesammelt und ich kann bestätigen, dass die Spendengelder auch wirklich für die betroffenen Kinder eingesetzt werden.
Völlig ahnungslos war ich indes vor zwei Jahren, als ich für das Enkelmädchen die (ach so pädagogisch wertvolle und völlig überteuerte) Handpuppe der Marke "Kumquarts" erwarb. Schon damals erregte ich mich darüber, dass ich meine Adresse am Stand auf dem Weihnachtsmarkt hinterlassen sollte. Ich fragte, ob ich die Puppe nun kaufen oder adoptieren sollte. Meiner Tochter war mein Aufriss peinlich und sie gab die persönlichen Angaben weiter. Durch Pressemitteilungen aufmerksam geworden, die diesen Puppenständen in ganz Deutschland Nähe zu Scientology vorwerfen, informierte ich mich zu diesem Thema im Internet.
Auf Nachfrage bei meiner Tochter erfuhr ich, dass sie seither Werbematerial der Firma Bodrik erhält.
Nachdenklich wünsche ich einen schönen, verschneiten 3. Advent. Villa

06.12.09

Adventskalender bei John-mit-H

Wie in jedem Jahr raubt mir John-mit-H die letzten Nerven. Als hätte ich in der Vorweihnachtszeit nicht genug zu tun, knobele ich 24 Tage an seinen aufwändigen Türchen. Mit viel Liebe und Aufwand erfreut er die Bloggemeinde und schon zwei mal konnte ich einen Preis (siehe oben rechts auf der Collage) absahnen. Der heutige Türchenöffner ist ein Foto vom Nikolausstiefel meines Liebsten. Der Gatte fand eine Lesung aus dem deutschen Alltag von Dietmar Wischmeyer "Die Bekloppten und Bescheuerten" und wunderte sich über die große Möhre. Für den Bonus-Code sollten die Worte des Häschenwitz *haddu-mörchen* zu lesen sein.
Nun, lieber Nicolaus-mit-H mit diesem Beweisfoto sollte ich die Aufgabe gelöst haben.
Der Gatte müllt die Villa mit Schrottwichtel aus Weihnachtsfeiern zu (siehe unten links auf der Collage), aber wer ihm die Handgranate gewichtelt hat, hat er mir nicht verraten.
Die wahre Konjunkturspritze 2009 sollen die Glühweinstände auf den Weihnachtsmärkten sein und da will ich nicht nachstehen. Heute Abend am Rathaus wird gekurbelt.

Einen schönen 2. Advent wünscht Villa

30.11.09

Den Stier bei den Thüringer Hörnern gepackt

Von Cuentacuentos


Auch wenn wohl die wenigsten Jenenser Afficionados (zu Deutsch: begeisterte Anhänger) des spanischen Stierkampfes sein dürften, so hat sich doch erwiesen, dass wackere Thüringer an einem Rabo de Torro (zu Deutsch: Ochsenschwanz) Geschmack finden können.

Mit meinem schon vor über 25 Jahren aus Andalusien mitgebrachten Rezept betrat ich gestern die Arena (zu Deutsch: Villas Küche). Und hier ist das erste Eingeständnis nötig: Im Grunde genommen, habe ich kein Rezept. Ich habe den auf spanische Art geschmorten Ochsenschwanz in einem kleinen Restaurant in Benalmadena zum ersten Mal gegessen und wurde zu einer Afficionada dieses Gerichts. Ich, die ich normalerweise eher der fleischarmen bis vegetarischen Kost zuneige, verwandele mich nämlich von Zeit zu Zeit in eine fleischfressende Berliner Pflanze, und bei keinem Fleischgericht läuft mir dann mehr Wasser im Mund zusammen. So habe ich den Rabo de Torro seither immer wieder „nachgekocht“ und die Zutaten dabei variiert. Was man nicht weglassen kann, ist der Ochsenschwanz.



Rabo de Torro - nach spanischem Rezept geschmorter Ochsenschwanz


Man kaufe also Ochsenschwanz (seit BSE sollte man ihn beim Fleischer seines Vertrauens bestellen, denn die wenigsten Metzger haben ihn noch regelmäßig im Angebot). Und hier nun eine Liste der wichtigsten Zutaten plus weiterer Beigaben, die nach Geschmack hinzugefügt werden können:

Ochsenschwanz (pro Esser ca. 500 g, vom Metzger zwischen den Wirbeln zerteilen lassen)
Zwiebeln (pro Esser 1-2)
Knoblauchzehen (eine auf 1 kg Fleisch)
Möhren (pro Esser 1-2 mittelgroße)
¼ l trockenen spanischen Rotwein (z.B. Rioja)
Salz
Paprika (rosenscharf)
Selleriesalz
Thymian (frisch und/oder gerebelt)
2-3 Lorbeerblätter
reichlich Olivenöl

Außerdem kann man hinzufügen:
Schalotten oder Lauchzwiebeln
spanischen Serrano-Schinken (pro Kilo Fleisch 50 g)
¼ - ½ in nicht zu kleine Stücken geschnittenes Sellerieknolle
4-5 Pimentkörner
2-3 Wachholderbeeren
Einige je nach Größe halbierte oder geviertelte Kartoffeln
(Bei den Gemüsezutaten bedenken: Dies ist ein Fleischgericht – je mehr verschiedene Gemüse, umso weniger von jeder Sorte.)

Und so haben Villa und ich den Rabo de Torro zubereitet, nachdem wir uns auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Glühwein Küchenmut angetrunken hatten:

Die Ochsenschwanzstücke waschen, mit Salz einreiben und in reichlich Olivenöl ringsherum anbraten. Bei kleineren Mengen kann das Anbraten im Topf erfolgen, und das Fleisch wird dann mit kochendem Wasser abgelöscht. Wir haben in einer Pfanne angebraten, gleichzeitig Wasser und Gewürze zum Kochen gebracht und die angebratenen Fleischstücke dann in die kochende Flüssigkeit gegeben, das in der Pfanne verbliebene Öl zuletzt. Kurz bevor das Fleisch ringsherum gebräunt ist, die in Würfel geschnittenen Zwiebeln mit ins Öl geben und glasig werden lassen.
Die in dünne Scheiben geschnittenen Knoblauchzehen, werden mit Salz bestreut und nach einigen Minuten mit einer Gabel zerdrückt, Sie können schon beim Braten hinzugefügt oder später in die kochende Brühe gegeben werden. Den in Würfel oder feine Streifen geschnittenen Serrano-Schinken zu dem Fleisch in die Brühe geben und den Rotwein hinzufügen.
Das Fleisch benötigt 3-4 Stunden, bis es so weich ist, dass es sich fast vom Knochen löst. Das gewaschene und in relativ große Stücke geschnittene Gemüse (Schalotten nur schälen und ganz lassen) wird erst eine halbe bis eine Stunde vor Ende der Garzeit hinzugefügt, denn es soll nicht zerkochen.
Alles wird nur mit wenig Flüssigkeit auf die Teller gegeben. Diese Soße kann nach Geschmack mit etwas Mehl gebunden werden. Wir haben sie klar gelassen. Der Rest der Brühe kann als kräftige Suppe gegessen oder nochmals zum Garen von Gemüse aufbewahrt werden. Als Beilage und zum Aufstippen der Brühe auf dem Teller wählt man ein Weißbrot, das etwas mehr Biss als normales Baguettebrot haben sollte, und als Tischgetränk am besten den Rotwein, den man zum Kochen verwendet hat.

Das Ergebnis war ein kräftiges Essen, das gut auch in den deutschen Winter passt. Die anwesenden Herren haben sich jedenfalls als mutige Stierkämpfer erwiesen, denen die Señoritas gerne außer dem Schwanz des Stieres auch noch die Ohren zuerkannt hätten, aber die wollten sie nicht mehr. Sie waren satt.

Cuentacuentos aus Villas Küche

29.11.09

Von Maria Vill und David Mannstein zurück zu Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller

Von Cuentacuentos

Bei meinem Besuch in Jena an diesem Wochenende hatte ich Gelegenheit, die am 7. November eingeweihte neue Attraktion der Stadt zu besichtigen, wobei in diesem Fall von Besichtigung zu sprechen, eine schamlose Übertreibung ist. Tatsächlich hätte ich über drei Tage, unausgesetzt lesend, ausharren müssen, um den Briefwechsel zwischen den beiden großen deutschen Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller komplett zu lesen. Das ca. 30 Meter lange LED-Schriftband befindet sich an der Fassade des Neubaus Unterm Markt 1, wo damals das Kirstensche Haus stand. Die Installation, auf den ersten Blick so nüchtern und sachlich wie ein Nachrichtenticker, ist durchaus geeignet, den Betrachter zu fesseln, hat er sich einmal darauf eingelassen, dem in vortreffliche Worte gesetzten Gedankenaustausch zu folgen. Um die vom lange in den Nacken gelegten Kopf leicht steif gewordene Muskulatur wieder zu entspannen, empfiehlt es sich, die Aufmerksamkeit dem anderen Teil der künstlerischen Installation zuzuwenden, 60 ins Pflaster des Markplatzes eingelassene, handtellergroße Bronze-Bodenplatten mit 30 verschiedenen Blattmotiven. Sie markieren den Spazierweg, den die beiden Dichter am 20. Juli 1794 bei ihrer ersten persönlichen Begegnung nahmen, sich dabei über die Metamorphose der Pflanzen austauschend, und der vom Bachsteinschen Haus, das sich an der Stelle des heutigen Parkplatzes hinter dem Rathaus befand, zum Kirstenschen Haus führte, in dem Schiller vom Mai 1794 bis zum April 1795 wohnte.


Im vergangenen Jahr hatte die Stadt Jena zwölf deutsche Künstler eingeladen, anlässlich des 260. Geburtstags Goethes und des 250. Schillers einen Entwurf für ein Kunstwerk vorzulegen, welches die schicksalhafte Begegnung der beiden Dichterfürsten im Jenaer Wunderjahr 1794 zum Thema haben sollte. Den damit verbundenen Botho-Graef-Kunstpreis für zeitgenössische Kunst dem Berliner Künstlerpaar Maria Vill und David Mannstein für ihre Arbeit mit dem Titel „Intellektuelle Zweisamkeit“ zuzuerkennen, halte ich für eine gute und hintersinnige Entscheidung, denn die intellektuelle Zweisamkeit ist der intellektuellen Einsamkeit ganz offensichtlich vorzuziehen. So freut sich in mir die Berlinerin, mehr aber noch die Jena-Liebende. Da ich dies am 1. Advent schreibe, sei noch erwähnt, dass ich auch die Entscheidung, dem Jenaer Weihnachtsmarkt durch historische Rummelplatzattraktionen ein anderes Gesicht zu geben, sehr begrüße. Aber zu diesem Thema hat Villa schon einen anschaulichen und Stadtkenntnis beweisenden Bericht geschrieben.


Danke liebe Cuenta für deinen Besuch und deinen schönen Bericht. Schiller lässt die Jungfrau von Orlean fragen " Wie kommt solcher Glanz in meine Hütte?" Nun, ich weiß wer meine Hütte glänzen ließ - lieber Besuch aus Berlin!

Jenaer Weihnachtsmarkt 2009


Jena hat sie wieder, die weihnachtliche Glückseligkeit auf dem Weihnachtsmarkt. Bei fast subtropischen Novembertemperaturen schnitt Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter den obligatorischen vier Meter langen Weihnachtsstollen der Stadtbäckerei an und wenig später war der Bauer-Glühweinstand umlagert, als würde sibirische Kälte herrschen. Die große Neuerung in diesem Jahr, ist die Neuorientierung auf dem Eichplatz. Nicht mehr die lauten Fahrgeschäfte stehen im Vordergrund, sondern erstmals ist eine Eisbahn der Anziehungspunkt. Und sie wird prima angenommen. Ich sah viele ihre Runden und Pirouetten drehen, einen älteren Herrn mit Weißbart, der sich so schnell auf dem Eis bewegte, als gelte es den Eisschnelllauf-Weltcup nach Jena zu holen, Kleinstkinder am Halte-Pinguin, die das Laufen gerade erlernt hatten und das Enkelmädchen mit neuen Schlittschuhen, die nach kurzer Zeit schon eine gute Figur machte. Noch ringe ich mit mir, aber in den nächsten drei Wochen werde ich mich sicher aufs Glatteis wagen. Sehr, sehr schön in diesen Jahr, die kleinen nostalgischen Fahrgeschäfte. Mit Cuenta bestieg ich gestern das nostalgische Riesenrad aus Holz von 1927 und in einer fast endlosen Runde hatten wir gute Gelegenheit, Eisbahn und die größte Weihnachtspyramide (15m) Thüringens von oben zu bewundern.
Der Weihnachtsbaum auf dem Weihnachtsmarkt ist von imposanter Größe und Statur (stammt aus Privatbesitz und die Familie ist sicher froh, dieses Ungetüm los zu sein), allerdings lässt der Baumschmuck etwas weihnachtliches Flair vermissen. Da könnte im nächsten Jahr ruhig etwas nachgebessert werden. Ansonsten baut die Stadt mit Konzept und Ausstattung den Jenaer Weihnachtsmarkt immer weiter zu einem der schönsten im Freistaat aus. An den Adventsonntagen fährt der Weihnachtsmann kostenlos mit der Kutsche durch die Johannisstraße und täglich 17.00Uhr begleiten die Turmbläser die Weihnachtsmarktbesucher. Programm bietet die Bühne und die Tombola des Lions-Club und der Kinderhilfe-Stiftung losen wieder für einen guten Zweck. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr mit dem Hauptgewinn. Der Gatte wird wie immer einen schönen Weihnachtsbaum aussuchen und damit wie jedes Jahr bis zur letzten Minute warten.

Schönen 1. Adent und man sieht sich am Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt Villa

21.11.09

Tom Pauls sächselt in Jena


Der Kabarettist Tom Pauls lässt sich seinen Dialekt nicht von der Seele schleifen, ganz im Gegenteil. Als verwandlungsfähiger Darsteller, besonders in der Rolle der tratschenden Rentnerin Ilse Bähnert, gab er gestern im Großen Saal des Volkshauses, einen Kleinkunstabend in sächsischer Mundart.
Seine Bewunderung für die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt brachte er als "Lauter gleenes Zeich zum Vortragen" unters Publikum. Aber auch aktuelle Bezüge z.B. der Wettskandal in der Bundesliga wurden auf die große Hausordnung gesetzt. Köstlich vorgetragen im Schillerjahr, kulturhistorische Lyrik auf sächsisch: De Graniche Des Ibigus und der Dr Handschuh.
Dorr säggs`sche Dialeggd ist unüberhörbar, liebenswert und regt zum Schmunzeln an. Was sagt der Sachse nach dem Sex? Ferdsch! ( fertig) Ich habe mir sagen lassen, die Enter-Taste auf der Computer-Tastatur in Sachsen hat auch diesen Aufdruck. Und genau diese drücke ich jetzt.

Ferdsch Villa

17.11.09

Eisenbahn in der Kunst

Heute besuchte ich die Ausstellung „Transfer – Feininger zeichnet“ Lokomotiven und Eisenbahnlandschaften — Karikaturen — Die Blaue Vier, im Einkaufscenter "Neuen Mitte" Jena. Eine weitere Aktion zum Bauhausjahr 2009. Schön die Idee, Kunst aus seiner musealen Behausung in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Das der deutsch-amerikanische Maler, Grafiker und Karikaturist Lyonel Charles Adrian Feininger eine besondere Affinität zu Lokomotiven und Eisenbahnlandschaften hatte, wusste ich bis dahin nicht.
Am 18. Februar 1906 reiste Feininger von München per Eisenbahn nach Weimar und musste in Jena umsteigen, dabei entstand eine Zeichnung der Gleise mit Leuchtsignalen am Westbahnhof.
Während ich die Ausstellung und Erklärungen der Blauen Vier (Feininger, Jawlensky, Kandinsky und Klee) betrachtete, fiel mir ein, dass sich in meinem Besitz auch ein Zeugnis "Eisenbahn in der zeitgenössischen Kunst" befindet.
Über eine geraume Zeit bekam ich, in regelmäßigen Abständen, Eisenbahnwagons der Firma Märklin geschenkt, ohne jemals je eine Schiene besessen zu haben. 1994 sollte Märklin für eine Ausstellung "Züge, Züge" limitierte Sondermodelle herausgeben. Zu spießig erwies man sich, als das Produkt die Entwicklungsabteilung verließ. Der Aufdruck Helmut Newtons "Smoking Nude" 1991 (der eine kniende Nackte mit hochgerecktem Hinterteil, aus deren Mund Rauch wie bei einer Dampflok quoll, zeigte) durfte das Werk nicht verlassen und der "Fehldruck" wurde eingestampft. Die wenigen Exemplare, die doch den Weg in die Freiheit fanden, betrachte ich als die blaue Mauritius der Modelleisenbahn. Dieser Zusammenhang wurde mir heute klar.

Wer Lyonel Feininger in einer größeren Ausstellung sehen möchte, den verweise ich nach Apolda. Das Kunsthaus Apolda Avantgarde zeigt noch bis Ende Dezember Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitte in der Ausstellung: Lyonel Feininger und das Bauhaus Weimar - Dessau - New York.


Wenn ich nun noch meine blauen Mauritius versilbern könnte, wäre ich aus dem Gröbsten raus Villa

15.11.09

It's better to burn out than to fade away

"Es ist besser auszubrennen, als langsam zu verblassen." sang Neil Young 1979. Diese Woche feierte er seinen 64. Geburtstag. Als Musiker war er für mich ein Meilenstein meiner Musikentwicklung. Im vergangenen Jahr konnte ich ihn live bei einem Konzert in Coburg erleben. Was für ein Konzert, was für ein Musikerlebnis. Vom ersten Ton an Neil Young in Hochform. Die balladesken Stücke, die elektronischen Kracher einfach nur der Hammer. Gemeinsam mit fünf "alten" Männern, alle samt Freunde der Woostock-Ära, war ich wie im Trance bei diesem Konzert. Als dann beim letzten Song die vier Seiten der Les Paul zu Klump ging, war für die Fans, in der traumhaften Open-Air-Kulisse auf dem Schlossplatz, ein Traum wahr geworden. Für mich auch!

Lichterloh in Flammen Villa

14.11.09

Martinsgansessen in Jena

Den traditionellen Festtagsbraten zu St. Martin am 11.11. probierte ich im "Haus im Sack". Wieder habe ich feststellen können, dass die Betreiber dieser Gaststätte, Jenas graue Gastro-Wüste grüne Gastro-Wiese erfolgreich begrünen.


Nachdem ich noch im September diese launischen Schnabelschar kreuz und quer über Thüringer Wiesen jagte (aktives Muskelfleischtraining), wollte ich am Martinstag das Ergebnis überprüfend auskosten. Dass sie sich wirklich auf heimischen Wiesen fett gefuttert hatten, dessen vergewisserte ich mich höchstpersönlich vor dem Mahl in der Küche.

Viele Legenden und Bräuche ranken um die Martinsgans. Vom ritterlichen Reiter, der mit dem frierenden Bettler den Mantel teilt und sich später im Gänsestall versteckte, um der Wahl zum Bischof zu entgehen bis zur watschelten Schnatterschar, die seine Predigt störte ist die Rede.
Mir leuchtet am meisten diese volkstümliche Erklärung ein: Hauptzinstag

Am Martinstag begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, dem Gesinde wurden die Löhne gezahlt, neue Pachtverträge wurden geschlossen und Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten, wie an Lichtmess, den Dienstherrn wechseln. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das aus Kostengründen nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden sollte. Dazu gehörten die Gänse; so ergab sich der Brauch, am Martinstag Gänsebraten zu essen. Die Gans war auch eine bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn, Tribute waren oft bezahlbar in Form von Gänsen.

Nun, mein Zinseszins wird das Hüftgold sein, welches ich im Laufe der Zeit anhäufe, aber Gold liegt ja zur Zeit bekanntlich GANS hoch im Kurs.


Im Sack wird die kulinarische Tradition mit Geschichte zu Kartoffelklößen, Wirsing und Rotkohl serviert, sehr reichlich und gut gewürzt. Auf Gänsewein (Wasser) haben wir verzichtet, stattdessen den guten Tropfen von Saale/Unstrut gewählt.

In Indien steht die Gans als Vogel der Weisheit und Reinheit in allerhöchstem Ansehen. Wenn man da als Großgans bezeichnet wird, als Mahahamsa, dann ist das ein unglaubliches Kompliment.

Gänseliesel Villa

08.11.09

Fanø - eine Trauminsel

Jedes Jahr im Herbst verbringe ich mit Freunden und Familie eine Woche in Dänemark. Der November bietet ungeahnte Schönheiten an Ost- und Nordsee.
In diesem Jahr war es die nördlichste Insel im fantastischen Wattenmeer (ab 2010 ein Teil des Nationalparks). Fanø, nur mit der Fähre zu erreichen (der Preis dafür grenzt allerdings an Wegelagerei.), ist nur 16 km lang und 5 km breit.
Alles neu macht der Herbst, zumindest in Sønderho, der Inselperle, dem vielleicht schönsten Dorf Dänemarks. Hier rangiert Qualität vor Quantität und zur Zeit werden die Reetdächer in bewährter Tradition aus Naturbaustoffen neu gedeckt.
Phantastisch die weitläufigen, wüstenähnlichen Sandbänke, der Abschnitt für Autos ist 500 Meter bis 1 km breit und 12 km lang, verführten uns zu einer Auto-Strand-Rallye. Das Gefühl, dort lang zu fahren, war so genial, dass ich nach 18 Jahren Fahrabstinenz selbst wieder ans Steuer wollte und auch gefahren bin. Die Insel ist auch ein Eldorado für Drachenflieger und Tierbeobachtungen. Die Rehe und Vögel spazierten ganz gelassen um unser Ferienhaus. Mit dem Holzkutter M/S Fanø begaben wir uns auf Robbensafari. Bei schönem Wetter kann jeder, bei 5°C und eisigem Seewind waren wir dagegen die einzigen Verrückten, die sich auf hohe See wagten. Begleitet hat uns dabei der Musiker Peter Uhrbrand, welcher die Fanø-Musiktradition hochhält und sie mit Jazz mischt. Musiziert hat er nicht an Deck, aber uns schön die Robbenpopulation der Region erklärt. Endlich kennen wir den Unterschied zwischen Seehunden und Kegelrobben. Auch auf der Suche nach Göttertränen - den goldgelben Schätzen des Meeres - waren wir erfolgreich. Zum Bau eines neuen Bernsteinzimmers reichte es aber nicht und der aufrechte Gang fiel schwer nach der Suche.

Spannend war wie immer unsere Speisefolge. Internationale Köstlichkeiten standen ebenso auf dem Plan wie frischer dänischer Seefisch. Zur Steierischen Kürbissuppe mischten wir Tupinambos, am Jenaer Jenzigberg eigenhändig angebaut. Bei der Käseplatte hatte sich der verführerische Franzose mit dem bodenständigen Harzer vermählt.
Eine Spezialität und Fanøs Nationalgericht ist "Bakskuld". Ein frisch, gesalzener, geräucherter und getrockneter Flachfisch, welcher enthäutet, in der Pfanne gebraten und zu Schwarzbrot gegessen wird. Lecker!

Das Wertvollste an dieser Woche war die gemeinsame Zeit, die wir mit Freunden, meinem Bruder und seiner Frau hatten.






Nebelbunte Herbstgrüße Villa

18.10.09

Mord im Esplanade und Urknall im Schwarzen Bären

Gleich zwei Spitzenleistungen sogenannter Erlebnisgastronomie konnte ich am Wochenende genießen. Diese Mischung von Kultur, Interaktion und Galadinner erfreut sich zunehmender Beliebtheit im Städtchen und ich halte immer Ausschau nach solchen Events.

"Herr Ober, die Leiche bitte!" hieß das mörderische Vergnügen im Steigenberger Esplanade. Zwischen Tranchen von Rauch- und Graved Lachs auf marinierten Zucchini am Salatgesteck mit Frischkäse und Cremesuppe von zweierlei Paprika vergnügte sich unsere illustere Gesellschaft bei einer Antiquitätenauktion des Baron von Tique im Berliner Saal des Esplanade. Ein Schuss, die Leiche des Barons und alle Gäste wurden mit einem Schwur (rechte Hand aufs Herz) zu Hilfssheriffs vereidigt. Häppchenweise bis zur Maispoulardenbrust auf Rahmsauce mit Blue Stilton zu Apfel-Wirsinggemüse und Gratinkartoffeln wurden uns von der tollen Schauspieltruppe kleine Hinweise zu einer Indizienkette serviert. Das beschränkte sich nicht nur auf den Saal, die ganze Hoteletage wurde zum Tatort. Etwas verwirrt auf den Toten und die aufgeregten Leute reagierte ein Ingolstädter Fußballspieler, der mit seiner angereisten Mannschaft im Hotel Quartier bezogen hatten. (Ich vermute der Spielverlust 2:0 gegen die Jenaer Mannschaft kann damit erklärt werden). Noch vor dem Dessert After Eight Mousse mit Whisky-Kirsch-Parfait war das völlig versiffte Büro des ermittelnden Beamten einzusehen und wir rekapitulierten unsere bisherigen Ermittlungsergebnisse. Der ganze Ablauf war so witzig und unterhaltsam gemacht, dass es kein Problem war, als die Einzeltische aufgefordert wurden, ihre kriminalistischen Fähigkeiten gemeinsam unter Beweis zu stellen und ihren Täter aus der Verdächtigenriege zu benennen . Unser Tisch nannte sich "Soko One" und wir lagen mit unserer Täterauswahl richtig. Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett, ich hatte Heimvorteil!
Murder Mystery Dinner - Erlebnisgastronomie


"Das Brimborium schlägt zurück...ein kulinarischer Genuss in 4 Gängen zwischen Kabarett, Theater und Comedy" offerierte uns das Hotel & Restaurant Schwarzer Bär Jena. Mit neuer Bühne und neuer eleganter Bestuhlung war der Spiegelsaal Spielstätte des Schlemmerkabaretts.
Eine erfolgreiche Reihe, die wir bereits vor einem Jahr genossen, fand seine Fortsetzung. Wieder dabei, die Urvögel und mir gefiel ihr Programm diesmal besser. Es war frischer, moderner und unterhaltsamer.
Im kulinarisch etwas tristen Jenaer Allerlei war dieses Dinner ein großer Lichtblick!
Ausgewogen, kraftvoll gewürzt die Samtsuppe von Petersilienwurzel mit Lachsnocken, phantastisch dekoriert und ein Gaumenschmaus par excellence die Seeteufelkrustade an Artischocken und Ingwerreis. Genial für uns das Rosè gebratene Filetstück vom Rind mit Baumpilzen dazu Grünkohl-Kartoffelstampf. Auch beim süßen Abschluss Variationen von Gefrorenem, Gebackenem, Granadaschokomus in Chili und Stürzkrem bot die Patisserie Bemerkenswertes. Dies war ein Dinner, welches sich lange an meinen Erinnerungssynapsen festbeißen wird. Dass die Weinauswahl im Bären meiner Vorliebe für regionale Weine entgegen kam und der Service sehr aufmerksam und umsichtig agierte, erhöhte meine Freude an diesem Abend. Wie im letztem Jahr sangen die Gäste bei der Zugabe gemeinsam den Lola-Titel und an der Lautstärke konnte ich deutlich erkennen, es hat allen gefallen.
Dem Gatten habe ich angedroht, dass nun Schmalhans unser Küchenmeister wäre, diese Dinner müssen erst mal verdaut werden.
Tafelfreuden sind sinnliche Vergnügungen Villa

15.10.09

Kleine Modellbau-Welt ganz groß

Erneut, wie schon einmal vor vier Jahren, begeistert ein opulentes Circus- und Kirmes-Spektakel Jung und Alt in der Goethe Galerie. Im Halbstundentakt wird die mit viel Liebe und Akribie zur Detailarbeit erschaffene Miniaturwelt zum Leben erweckt und so manch einer möchte wohl seinen Spiel- und Basteltrieb bei diesem fabelhaften Anblick wiederbeleben.
Die fast 8000 handbemalten Figuren und mehr als 30000 Einzelobjekte wurden von Hand aufgestellt. Ich hoffe, es gibt keinen Domino-Effekt, sollte eine der Zuschauerfiguren, welche die Szenen rahmen
, mal umfallen. Claus Lusch ist der Erbauer des weltweit größten Modellbaucircus im Maßstab 1:87 und Karl-Heinz Rockstroh der Initiator der wundersam, lebendigen Kirmeswelt. Da die Ausstellung mit dem Beginn der Schulferien zusammenfällt und uns auch zwei Wochen erfreut, werde ich sicherlich mit Enkelkind dort zu finden sein.
Beeindruckt von Modellbaukunst Villa

11.10.09

Künstlerische Inspiration

Kein halbes Jahr ist es her, da reiste ich mit Cuentacuentos nach Dänemark zu meinem großen Bruder. Die beiden hatten in einer erfolgreichen gemeinsamen Arbeit ihre Talente vereint und, sich gegenseitig inspirierend, die Projekte Untertext1 und Untertext2 öffentlich gemacht. Während dieses sehr schönen Aufenthaltes auf der Insel Fünen sandte uns mein kleiner Bruder Phillipp diese Zeichnung:


Wir waren einhellig der Meinung, da sei viel Potenzial und schickten unsere Lobeshymnen nach Jena. Seither, hat er wie im Rausch gemalt. Familie, Freunde und Arbeit mussten zurückstehen, während er verschiedenen Techniken und Materialien ausprobierte - immer auf der Suche.

Da der amerikanische Maler Edward Hopper ihm besonders gefiel, er aber keine Zeit hatte, sich Bücher zu beschaffen, sie alle zu lesen und im Web zu surfen, um sich ausführlich mit seinen Werken vertraut zu machen, übernahm Christa das für ihn. Auch sie fesselte die Aufgabe, sich einer Person und seinem Werk anzunähern. Herausgekommen ist die wohl umfangreichste, akribischste Biografie in Bildern über Hopper in der gesamten Blog-Hemisphäre. Die Synergien, die sich so nachhaltig ergeben haben, bewundere ich. Als Zaungast, der manchmal auch ein Bild abstauben konnte (Phillipp, wo bleibt das versprochene Bild vom Kandinsky-Sonntag?) sehe ich diese künstlerische Befruchtung mit staunenden Augen.


Zaungast Villa mit Hochachtung an Christa und ihre Brüder

09.10.09

20 Jahre nach dem 9.Oktober in Leipzig





Weil ich kränkelnd danieder liege und somit Zeit zur Reflexion habe, schweifen meine Gedanken immer wieder die Vergangenheit. 20 Jahre ist es schon wieder her, seit wir am 9. Oktober in Leipzig auf die Straßen gingen. Unsere Hauptforderungen, Freiheit im Denken und Handeln ohne politische Doktrinen und natürlich uneingeschränkte Reisefreiheit, fanden damals während der großen Montagsdemonstrationen weltweit Gehör und läuteten die Wende ein. Zu DDR-Zeiten kaum aus dem Land herausgekommen, haben wir nach der Wende viele Länder bereist. Unsere schönsten Reisen habe ich nun in klitzekleine Minicollagen gepresst und ich schwelge in Erinnerungen. Die tropischen Regenwaldgebiete haben mich dabei am meisten interessiert und in Thailand, Bali, Mexiko, Cuba und Venezuela hatten wir Gelegenheit in die grüne Pracht einzutauchen. Mit dem Reiseticket einer privaten Borneo-Reise in der Tasche steigert sich meine erneute Vorfreude auf diese faszinierende Vegetation, Tierwelt und die Menschen dort.















Der Gatte mit Schweizer Freund T. in Leipzig 89

Dem Wunder von Leipzig am 9. Oktober 1989 sei Dank! Villa

PS Seine Pestilenz wartet auch mit dem Thema auf und zeigt in einer Wanderausstellung: "Besenrein - Ästhetik des Aufgebens" Fotodokumente der Hinterlassenschaft. Sehr eindrücklich!

03.10.09

Kochduell am Einheitstag

Die für mich vortrefflichste Errungenschaft nach Mauerfall war natürlich die Reisefreiheit und die Freiheit meine Kontakte zu Menschen anderer Länder frei zu wählen. Auch heute 20 Jahre später bin ich noch dankbar dafür.
Letzte Woche schickte mir mein Öldealer InterNETTfreund Wolfgang aus der Steiermark, herbstliche Produkte seiner Heimat.
Da der Gatte ein eingeFLEISCHter Thüringer ist, versuchte ich ihn heute von dem köstlichen Geschmack einer Kürbis-Ingwer-Suppe zu überzeugen. Ob sie vor seinen Augen und Gaumen Bestand hielt, oder er doch der Rinderbrust mit Merretich-Apfel-Sauce den Vorzug gab, konnte nur er entscheiden.
Als Schaumkrönchen besuchen wir jetzt eins der drei Brückenfeste in Jena. Ich muss mich nur noch entscheiden, ob ich zur Brücke nach Kunitz, Wenigenjena oder Burgau will.
Kein Einheitsbrei am Einheitstag Villa

PS Morgen wandert die Thüringer Blogzentrale

29.09.09

Chilliges Vergügen im Paradies

Dass wir uns noch immer im Schillerjahr 2009 befinden, habe ich auf diesem fremdbemalten Werbeplakat täglich vor Augen. "Ein Augenblick, gelebt im Paradiese, // Wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt." Dieses Zitat von Friedrich Schiller begleitete uns auf unserem Sonntagsausflug in Jenas "Grüne Lunge", das Paradies.

Die neue Eingangspforte ins Paradies, am 11. September von Jenas Stadt-Prominenz noch vollmündig eröffnete, ist seither durch Gitterzäune von beiden Seiten versperrt. Trotzdem fanden am vergangenen Sonntag, bei herrlichstem Sonnenschein, viele Jenaer den Weg in die Gefilde der Seligen. Besonderer Anziehungspunkt dort ist seit ein paar Monaten Der Strand22. Als Stadtstrand, direkt im grünen Idyll mit Flussblick (statt aufgeschüttete Pseudostrände an befahrenen Straßen der Innenstadt), ist der alte Saale-Bootssteg erfrischend wiederbelebt worden.

Passende Chillout-Musik, ein Krause Special, verstärkte das Wohlgefühl zum himmlischen Vergnügen.
Verzückt Phillipp und Villa

26.09.09

Michael Ferner federleicht und heiter in Jena


Mit der Leichtigkeit des Striches, der Leuchtkraft seiner Farben und der heiteren Gelassenheit seines Kabarettprogramms erfreute uns Michael Ferner im "Beckstage" des F-Hauses und in der Galerie am Johannisplatz. Das charmante Dreigestirn Jutta Schwing (Galeristin), Michael Ferner (Karikaturist und Kabarettist) und Robert Ackermann (Klarinette) führten uns bildreich, wohlklingend und wortgewandt durch den Abend. "Die Rettung naht" das satirische Thema des Abends brachte mir die Erkenntnis, die neue Länderdurchwahl für Thüringen ist die 16, meine Waschmaschine will die Weltherrschaft und österreichische Freundlichkeit ist genau das Richtige, nach einer anstrengenden Arbeitswoche. Die Bilder gefallen und das ewige Problem der Weihnachtsgeschenke könnte ganz schnell gelöst werden. Die Verkaufausstellung läuft noch bis zum 24. Oktober.
Morgen bin ich gespannt, auf die mehr als 100 Werke aus der gesamten Schaffenszeit Kandinskys, die im Jenaer Stadtmuseum derzeit zu sehen sind. Der werte Herr Pest Krause wird das Vergnügen mit uns teilen, bevor wir am Abend dann erfahren, wer in Deutschland die Herrschaft übernimmt.

Bildreicher Villa


PS Phillipp ich freue mich auf deine Zeichnung von gestrigen Abend!

24.09.09

Phillipps Antwort


Nachdem ich deine Krause Glucke in Jenalebt gefunden habe, konnte ich nicht mehr ruhig schlafen. Bin lange durch einsame Thüringer Täler und Schluchten gezogen, um anständig Paroli zu bieten.
Aber es hat sich gelohnt: Heute Nachmittag lächelte der Waldgeist und in einer Art Kulthandlung kniete ich nieder und grub um das Biest eine Schneise, fällte 4 Bäume, um mit einem Lastwagen die Krönung der Pilze sicher in die heimische Pfanne zu bugsieren.
Das Imperium schlug zurück!
Apropos Krone, ja nee ist klar wer die im Moment auf hat oder?
Phillipp

19.09.09

Marktgeflüster und Steinpilzsuche

Nachdem ich mir fest vorgenommen hatte, eine kleine Pause beim Altstadtfest einzulegen und meiner inneren Stimme zu folgen, sah die Realität doch anders aus. Donnerstag streifte ich temporär den Markt, Rosa habe ich mir nicht lange angetan. Freitag blieb ich bei der rhetorisch, brillanten Wahlrede Gregor Gysis auf dem Holzmarkt hängen und kam anschließend von der Irisch Folk Night nicht weg. Nach Soloauftritten der irischen Band Tailteann und den aus Lübeck kommenden Glenfiddle mündete das Konzert gegen 23.00 Uhr in einer gemeinsamen Session beider Musikgruppen.
Während des Abends teilte mir der Spitzbube Phillipp mit, er hätte die Steinpilz-Saison erfolgreich eröffnet und mir zum Beweis dieses aktuelle Foto gesendet.

Phillipp hat die Gunst der Stunde genutzt, um in MEINEM Revier zu wildern. In einer schwachen Stunde hatte ich es verabsäumt, ihm eine Augenbinde anzulegen und der Scharlatan hat meine Pilzahnung und meine Waldkenntnisse schamlos ausgenutzt.

Herrlich war es heute, der alkoholschwangeren Marktplatzatmosphäre zu entfliehen, den Dunst der Saaleauen zu durchbrechen und in den Höhen des Thüringer Waldes einen blauen Altweibersommertag zu genießen. Leute, es ist Steinpilzzeit! Sie brechen aus dem inzwischen gut durchfeuchteten Waldboden hervor und laden zum Sammeln ein. Meine Ausbeute war mehr als zufrieden stellend. Phillipp deine geheimen Zeichen im Wald habe ich wohl gefunden.
Als Gänselieschen habe ich tausendeins Gänse über die Wiese gejagt, immer unseren Weihnachtsbraten im Blick.
Die Titelseite der TLZ berichtet heute im Lokalteil: "Preisregen für Pilzforscher" Ein Team aus Jena hat den Wissenschaftspreis 2009 der Mykologischen Gesellschaft erhalten. Im Städtchen wurde das größte deutschlandweite Forschungszentrum für Pilze aufgebaut (auch wenn es dabei um andere Pilze geht).
Mein Preis wird gleich ein riesiger Pilzbraten sein. Ha!
Das heutige Feuerwerk 22.00 Uhr schaue ich mir entspannt vom Jenzig aus an Villa

18.09.09

Mille Baci Riserva Moac


Viel Spaß hatten am Mittwochnachmittag Jenas Kinder mit der Rockgruppe Randale und viele Eltern der Sprösslinge wären sicher gerne geblieben, um am Abend dem Konzert von Riserva Moac beizuwohnen. Diese schräge Haufen hat uns Jenaern das Hüpfen gelehrt! Für mich das absolute Konzert-Highlights auf dem Altstadtfest 2009. Den künstlerischen Leiter Oliver Jahn befragte ich, ob er es ähnlich sehe. Er antwortete salomonisch: "Mal sehen was noch kommt... Ja, die Gruppe ist Weltmusik und ich bin sehr zufrieden, wenn die Menschen mit glücklichen Gesichtern nach Hause gehen."
Alles professionell ausgebildete Musiker, akustisch und optisch ein Hör-und Augenweide, überbrachten sie eine Energie, die noch lange anhalten sollte. Das hatte Kulturarena-Charakter. Meine Hausfrauenkamera konnte der Schnelligkeit der Bewegungen nicht folgen und dem wild auftanzendem Publikum mochte ich nicht im Weg stehen. Italienischer Folk, Ska und Rock im Vordergrund, jedoch auch deutliche Balkanspuren wurden im Wechselgesang von Fabrizio Russo und Mariangela Pavone hervorragend intoniert. Von der hübschen Iris, die die Band auf ihrer Tournee in Deutschland begleitet, kaufte ich mir die CD "la musica dei popoli" und auch sie verließ zwischenzeitlich immer wieder ihren Stand, um sich in die enthemmt hüpfenden Menge vor der Bühne zu mischen. Lebensfreude pur!

Mille Grazie, Mille Baci sagt Villa

PS Heute höre ich die Pilze wachsen, es soll Steinpilze geben und es wird Zeit die vielen Musikeindrücke in meinem Kopf, in der Stille des Walde, zu verarbeiten.

15.09.09

Jürgen Kerth brannte die Sicherung durch


Kurz vor Beginn des Konzertes auf dem Herbstmarkt Jena, gab es betretene Gesichter bei Jürgen Kerht und Kollegen. Der Dauerregen hatte den guten alten Marshall geext. Ohne den charakteristischen Marshall-Sound wäre es aber nur das halbe Vergnügen gewesen und so begab sich der große Meister selbst auf die Suche nach einer Sicherung. Unter dem Markt wurde er fündig und das Konzert konnte nach Einbau beginnen. "Die, die noch draußen stehen, kommt herein. Jetzt passiert hier das Beste, ein Blues" eröffnete er sein Konzert. Der Titel "Komm herein" kam passend dazu. Jürgen Kerth ist ein begnadeter Gitarrist und während er uns den Traum vom Blues sang, verschmolz er mit seiner Gitarre. Begleitet von Heiko Jung (Schlagzeug) und Daniel Bätge (Bass) wurde es ein exzellentes Konzert. "Jeder hat seinen eigenen Zeitgeist" meinte Kerth und sang von Wurstbrot und Malzkaffee, meine Erinnerungen an alte Rosenkeller-Zeiten wurden wach. An seiner Musik von damals hat sich nichts geändert. Er ist nun schon über 40 Jahre in musikalischen Amt und Würden, dabei immer sich, und dem Blues treu geblieben. Ein tolles Konzert!
Villa wird jetzt von ihrem Bett in Sicherungsverwahrung genommen, damit ihre Sicherungen nicht auch noch durchbrennen.
PS Morgen spielt Riserva Moac, die furiosen Sieben aus dem Süden Italiens und Ska , Ska funktioniert doch immer.

13.09.09

Musikalisches Feuerwerk auf dem Altstadtfest Jena abgefeuert

Hatte ich am Freitag Klassentreffengefühl auf dem Altstadtfest, war der Samstag eine große Familienfusion. Auf der Rettungswache Löbstedt bestellte ich einen Rollstuhltransport und mit dessen Hilfe konnten die Rentnerbande, gemeinsam mit der Enkelkinderrasselbande, einen schönen sonnigen Nachmittag auf dem Markt genießen. Während der Gatte zum Rummel abgestellt wurde, erfreute sich das Familienoberhaupt am Blasorchester SCHOTT Jena.
Der fulminante Auftritt der Funk'n'Soul Combo Who`s Black begeisterte das Publikum mit markant energievollen Tönen, souveräner Leichtigkeit und fröhlicher Ausgelassenheit. Sie kultivierten mit ihrer Musik und Interaktion die Stimmung auf dem Fest zu einer großen Familiensause. Da wurden auch mal die Mütter der Bandmitglieder gegrüßt, die eigenen Kinder auf der Bühne getröstet und an die Pößneck-Rückkehrer gedacht. All dies mit Spiellaune, forciertem Rhythmus und einer Prise Swing. Großartig, was für eine Show Lara und die sieben Jungs da abgeliefert haben und ich wünschte mir mehr Auftritte dieser heimischen Band in Jena. Als Fans das Transparent: "Daniel du bist unser Star" aufrollten, war Daniel Kreutzer (v,sax,tr) längst schon der Star an diesem Soul-Abend in Jena.


Mit Wild Boy Heinz & The Pontiacs heinzten die 13 Soulverrückten aus München das musikalische Feuerwerk weiter auf. Keine Unbekannten im Städtchen. Da sie bei ihrem letztem Konzert im Volksbad, einem jungen Mann im Publikum, das Versprechen gaben, er dürfe bei ihrem nächsten Auftritt in Jena mit einen selbst gewählten Titel auf die Bühne kommen, lösten sie dieses Versprechen gestern ein. Martin Piesker wählte einen Tom Waits-Titel. Auch wenn dem jungen Mann die verruchte, raue Stimme Waits fehlte, wurde es leiser auf dem Markt und der gute Amateurauftritt von vielen interessiert verfolgt. Sehr sympathisch diese Aktion.
Heute regnet es leider und Villa braucht ein wenig Rekonvaleszenz. So müssen die Good News+Dj Mod ohne mich gen Westen reiten, aber am Dienstag (15.09.) kann es junge Hunde regnen oder schneien - Jürgen Kerth, die Blues-Legende des Ostens, lass ich mir nicht entgehen.
Kommt gut in die neue Woche und John-mit-H wünsche ich einen schönen Urlaub
Villa

12.09.09

Pankow rockt das Altstadtfest

Seit Tagen hat sich Jenas "gute Stube" auf das Altstadtfest (11.09.-20.09.) 2009 vorbereitet. Der künstlerische Leiter Oliver Jahn hat ein klasse austariertes Programm auf die Beine gestellt. Sorgfältig wurden alle Altersschichten bedacht und nach der traditionellen Eröffnung (Bieranstich durch Bürgermeister Frank Schenker/Turmblasen) war der Markt schon dicht bevölkert. Während es bei den Dixieland Stompers noch recht gemütlich zuging, war im späteren Verlauf des Abends kaum ein Fuß vor den anderen zu setzen. Der Auftakt des Abend-Altstadtfest-Bühnenprogramms mit Pankow war ein Paukenschlag.

Pankow rockte das Publikum! Keine Spur von nostalgisch verbrämten DDRock (trotz der vielen alten Titel), solides Handwerk (gelernt ist gelernt) und eine tolle Live Performance (köstliche die Rod Stewart-Attitüden von Frontmann André Herzberg). "Kocht euch schon das Blut?" fragte Herzberg und das Publikum schäumte. Ich fragte mich die ganze Zeit, was für einen großen Orden er sich an die Brust geheftet hatte und nach dem Konzert nahm ich die Gelegenheit beim Schopf und befragte ihn dazu. Er erzählte mir eine skurrile Geschichte, dass er den Orden: "Es lebe der Bassismus/Gittarismus" von Außerirdischen bekommen hätte.
Irdisch ging der erste Tag des Altstadtfest zu Ende. Immer wieder treffe ich bei den Stadtfesten auf Freunde und Bekannte, die ich zum Teil ewig nicht sah, manchmal komme ich mir vor, wie auf einem großen Klassentreffen.

Glückwunsch an die Macher solcher Feste, ihr beweist Jenalebt!
Heute spielt 11.00 Uhr die Old Time Memory Jazzband, 15.00 Uhr das Blasorchester SCHOTT Jena und ab 18.00 Uhr Who`Black und Wild Boy Heinz&the Pontiacs. Das Höhenfeuerwerk wird uns den Jenaer Himmel ab 22.00 Uhr erhellen.

Man sieht sich auf den Altstadtfest in Jena Villa

09.09.09

Villas morgendliche Wette

Jeden Morgen warten wir gemeinsam, Jenas Stadttauben auf ihre Chance und ich, ob ich meine Wette gewinne. Der Bäckerfahrer, der in aller Frühe, immer pünktlich das Kaffeehaus Gräfe am Johannisplatz beliefert, vergisst des Öfteren seine Ladetüre zu schließen. Wenn das der Fall ist und er die Konditoreiwaren ins Kaffeehaus rollt, eröffnet sich das süße Paradies für die Tauben. Berühmt sind Gräfes hervorragende Kuchen und Torten, die nach Original Thüringer Rezepten hergestellt werden und das wissen die Luftratten auch zu schätzen. Die Brötchen werden nur beäugt, die finden sich im Laufe des Tages noch genügend, nein, die feinen Kuchen mit mehreren horizontalen Schichten ist ihr Begehr. Seit mich der Fahrer erwischte, als ich dieses große Fressen fotografierte, begann unser gegenseitiges morgendliches Beäugen. Vergisst er die Tür zu schließen oder nicht? Ich wette jeden Morgen. Es ist nicht so, dass ich moralinsauer darauf aus bin, den Fahrer zu ertappen, aber das Kaffeehaus ist ein äußerst adrettes und penibel sauberes Geschäft, ein richtig klassisches Kaffeehaus mit schönem Ambiente und sehr freundliches Personal
und es wäre schade, wenn ihr
guter Ruf Schaden nehmen würde.

Wetten, dass die Autotür morgen geschlossen ist? Villa