25.11.12

In der Jammerbucht

Fast keinen Grund zu jammern hatten wir bei unserem Herbsturlaub in der dänischen Jammerbugt an der Nordwestküste Jütlands. Das Wetter war für November annehmbar und so konnten wir die landschaftliche Schönheit dieser einzigartigen Natur genießen.


"Jammern ist der Gruß der Kaufleute" heißt es, aber die Jenaer Kaufleute hatten keinen Grund zu jammern. Alle unsere umfangreichen Vorräte wurden aus heimischen Geschäften in den hohen Norden Dänemarks verbracht. Bei der Ankunft im Ferienhaus bunkerten wir den größten Teil davon auf der Terrasse des Hauses. Auch ein extra bei der Buchaer Fleischerei bestellter frisch geschlachteter Hase war dabei und er sollte die Krönung gemeinsamer Kochsessions werden. Leider war schon in der ersten Nacht ein unverschämter Fressfeind zugange, der all die schönen Köstlichkeiten in die Dünen verstreute und den Mümmelmann stahl. Ausgerechnet zu dieser Zeit lobte Dänemark eine Belohnung von 5000 Kronen aus, für einen Wolf, den der dänische Ornithologe Kim Forst angeblich fotografiert hatte. Natürlich wurde nun in unserer Gruppe wild spekuliert, dass nur ein Wolf den Meister Lampe geraubt haben könnte. Ich forderte eine nahtlose nächtliche Observation der Terrasse, um den Täter in den darauf folgenden Nächten auf frischer Tat zu ertappen. Wir waren schließlich keine Jammerlappen!
Irgendwie gab es aber physische Probleme bei der Strategie der nahtlosen Überwachung und so konnte es passieren, dass es noch mehr Übergriffe auf unsere Vorräte gab. Zweimal wurde sogar das Dosenbier Opfer der Raubzüge und wir fanden am Morgen tiefe Zahnkerben von Fangzähnen in den LEEREN! Dosen. Frustriert verlagerten wir unsere Kochkünste mehr in den vegetarischen Bereich und besuchten zur Abwechslung das Nordsee-Ozeanarium in Hirtshals.


Wie ich aus gut informierten dänischen Kreisen gestern erfahren habe, der Wolf - nun ist er tot.
Die Uni in Aalborg hat bei einer Untersuchung festgestellt, das Tier sei einem Krebsleiden erlegen.

Einen ganz besonderen Charme hat diese Jahreszeit an der Nordsee. Die Stände sind menschenleer, die frische gesunde Nordseeluft zaubert rosa Wangen bei Spaziergängen in die Gesichter und in den Ferienhäusern ist es bei Kaminfeuer so richtig gemütlich.


Insgeheim dürften die Freunde wohl doch noch ein wenig gejammert haben, dass ich sie mit meiner Pilzverrücktheit genervt habe. Der November ist ja kein ertragreicher Monat für Funde und mit den Sorten und Arten im Jammertal des Norden kannte ich mich auch nicht so aus, aber ich habe dennoch ein paar Neufunde und Raritäten entdeckt. In den Lild Klitplantagen, einem internationalen Naturschutzgebiet, gab es ein Sammelsurium mir unbekannter Pilze.


Der blutblättrige Hautkopf, ein gelbbräunlicher Wurzeltrüffel und eine morchel-lorcheloide Missbildung fesselten besonders meine Aufmerksamkeit.


Jammern ist sozialer Klebstoff - Villa

Wie immer gilt: Doppelklick macht Bilder groß