30.07.11

Open air macht Spaß - Anna Depenbusch in der Kulturaren

Ganz nett dachte ich im Vorfeld, als ich mir die Auswahl-Videos zur 20. Kulturarena anschaute. Unentschlossen, ob "ganz nett" reichen würde, begab ich mich dennoch (und dieses Entdecken ist ja das Schöne an der Kulturarena) zu dem Konzert der Hamburgerin. Jena wäre eine schöne Festival-Location, meinte Anna und überhaupt käme ihr das alles vor wie im Film. Mit viel Liebe zum Detail hatte sie "Lieder für jede Gelegenheit" im Programm und führte uns anrührend durch ihre kleinen Alltagsgeschichten. Mit entwaffnender Natürlichkeit interagierte sie mit der anwesenden Zuhörerschaft, verwies charmant auf Biografisches und brillierte bei ihren Chansons und Balladen.


Am Ende belohnten 1700 Zuhörer Anna Depenbusch und ihre Hausband mit Standing Ovations bei ihrem ersten Open Air. Sie belohnten uns mit drei Zugaben und schickten uns mit dem letzten Song "Astronaut" in unseren eigenen Kosmos zurück.



Der vom Gitarrenmeister Carlos Santana so gehypte Rebel Reggae Rock aus Down Under, "Blue King Brown", nahm dagegen nur verhalten Fahrt auf. Sie sind in Europa noch eine relativ unbekannte Größe, aber die Aussicht auf schönes Sommerwetter und dazu passenden Sound hatten den Platz ordentlich gefüllt. Normalerweise gibt es bei Konzerten eine Kompressionswelle nach vorn, diesmal lichteten sich schon nach dem vierten bis fünften Titel die Reihen vor der Bühne und vor Ende des Konzertes hatten sich auch die Ränge deutlich geleert.
Dabei hatte die Band aus Melbourne mit ihrer musikalischen Mischung aus Roots, Dub und Raggae eine politische Botschaft zu überbringen. Bei der auf Deutsch gehaltenen Ansprache forderte Bandleaderin Natalie Pa'apa'a uns auf, für soziale Gerechtigkeit, Klimawandel und gegen Hass und Krieg einzustehen.


Die Band sieht sich als Teil der globalisierungskritischen Protestbewegung.

Allerdings wirkte ihr Urban Roots Reagge auf mich zuweilen zu angestrengt. Die Hip Hop Habitus-Gesten der Backgroundsängerinnen Nadee und Jess Harlen konnten mich nicht überzeugen, erst als sie ihre Solo-Auftritte hatten, bemerkte ich ihre guten Simmen. Das Percussionsfeuerwerk und die Gitarren webten einen treibenden Latinflow-Teppich, auf dem die Besucher dann doch zum rhythmischen Kopfnicken auch noch die Tanzbeine schwangen.



Wie sagte Anna Depenbusch so schön: Open air macht Spaß!

Villa

23.07.11

Bring mich nach Jena - Wir sind Helden

Eigentlich wollte ich zu dem "Wir sind Helden"-Konzert nicht gehen, da ich die Band bereits 2005 auf der Kulturarena erlebte. Nachdem Judith Holofernes im Februar aber offen Flagge zeigte, indem sie sich mit ihrem offenen Brief mit der BILD anlegte, wurde die Karte gekauft.

Die Hamburger Deutschrocker "Herrenmagazin" verkürzten uns die Wartezeit als Vorband.


Sehr pünktlich und extravagant gekleidet, ließ es die Frontfrau von „Wir sind Helden“ Judith Holofernes gleich zu Beginn auf der Bühne krachen. Die "Bring mich nach draußen"-Tour war geeignet für alle Altersschichten, in Jena waren sie sichtlich gereift. Durch die Dynamik der Show, die gute Liedmischung und den Spaß der Band auf der Bühne sprang der Funke schnell auf das Publikum über und es kam zu viel Bewegung im ausverkauften Arenarund. Immer wieder wurden die zahlreichen Zuhörer außerhalb des Festivalgeländes mit einbezogen und die Nobel-Zuhörer auf der 1A-Immobilie rechts des Theatervorplatzes gegrüßt. Höhepunkt des Musikabends war der gemeinsam mit den Konzertbesuchern gesungene Song "Denkmal".
Sie monierten die strengen Vorgaben zur Konzertlänge und gaben den *Trottellumen* die Schuld an den restriktiven Anweisungen. Damit sprachen sie wohl den meisten Besuchern aus dem Herzen, für die auch dieser Konzertabend zu schnell vorbei war.


Band-Manager Danny kommt aus Jena und dessen Vater versorgte die Musiker mit original Thüringer Bratwürsten, vielleicht auch deshalb ihre Anfangsworte: "Guten Abend Jena, ihr habt es sehr schön." Danke an die Helden, wir hatten es auch sehr schön mit euch.

Villa

22.07.11

Musikgenuss Beady Belle


Mit Beady Belle gastierte eine der spannendsten Jazz-Formationen Norwegens in der Kulturarea Jena. Ihr variationsreicher Akustik-Soul begeisterte 800 Besucher, die sich am Mittwochabend, trotz Unwetterwarnung, auf den Theatervorplatz einfanden. Es sollte ein heißer Abend mit den Künstlern aus dem kühlen Norden werden.


Meine Ehrerbietung gilt Frontfrau Beate S. Lech. Mit erstaunlich wandlungsfähigen Vocals sang sie überzeugend, hauchte kurze Laute und Sprachfetzen dazu und steigerte sich zu minutenlangen unaufschreibbaren Sound-Installationen.

Ein hinreißendes, entspanntes Konzert, das viel zu schnell vorbei war.
Villa

17.07.11

Volle Konzentradition - Suzanne Vega in der Kulturarena

Mit der großartigen Stimme von Suzanne Vega, die als eine der besten Songwriterinnen ihrer Generation angesehen wird, begann für mich die 20. Kulturarena Jena. Sie gehört zu meiner musikalischen Vergangenheit und ich war sehr erfreut, als ich erfuhr, dass sie im ausverkauften Arenarund eines ihrer seltenen Konzerte geben würde.
Befremdlich empfand das Publikum allerdings ihre Ankündigung auf der Bühne. Frau Dr. Margret Franz forderte die Zuhörer des Open-Air-Konzertes wie eine Kindergartengruppe auf, ihre Handys auszuschalten und der Musik KONZENTRIERT zu folgen. Künstler wie Suzanne Vega haben es meiner Meinung nach nicht nötig, dass das Publikum vorher auf die "richtige" Verhaltensspur gedrillt wird, sie überzeugen durch Leistung und sind selber in der Lage, ihr Publikum zu fesseln.


Mit sagenhafter intensiver Performance und ihrer großartigen Stimme reihte die Künstlerin Songperle an Songperle. Die magischen Melodien, die sich seit Jahrzehnten permanent weiterentwickelten, hatten eine starke Sogkraft. Die wunderbare Duo-Präsentation mit dem irischen Gitarristen Gerry Leonard, der als Gegenpol eine feine Instrumentalisierung auf die Theatervorplatzbühne brachte, ergaben harmonische Melodielinien. Dennoch war die Stimmung verhalten. Wahrscheinlich lag es am konzentrierten Zuhören. Erst nach fast einer Stunde bei ihren früheren Hits „Luka“ (Vegas bis heute höchstplazierter Hit in den US-Charts), „Gypsy“, „Marlene On The Wall“ lockerte sich das Publikum und bei Tom`s Dinner wurde sie mit dem so bekannten "DubDubDubu" unterstützt.



Nach dem Konzert wurde der Film über die Kulturarena gezeigt. Für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstbeweihräucherung der Verantwortlichen, ich hätte mir mehr Retrospektive der besten Konzertabende, der wirklich tollen Künstler während der 20 Jahre Kulturarena gewünscht.
Positiv vermerkte ich, dass die bedeutende Rolle Norbert Reifs, dem "Arena-Vater" gewürdigt wurde. Von Anfang an für die Musikauswahl zuständig ist Lutz Engelhardt und er hat bis heute sein gutes Händchen für den besten Kultur-Mix behalten.

Villa, in Vorfreude.

14.07.11

Grazer Freunde in Jena

Haben Freundschaften, die in der internetten Welt entstanden sind, die durch Stetigkeit Bestand erhielten, die Chance, geografische Entfernungen zu überwinden und sich in persönliche Kontakte umzuwandeln? Diese spannende Frage stellte ich mir, als ich einen Freund und seine Familie aus Österreich nach Jena einlud. Virtuelles Denken in was "Greifbares" zu transformieren, fiel bei diesem liebenswerten Besuch leicht.

Ein lebhafter Besuchsprogrammpunkt war die interaktive, multimediale, naturwissenschaftliche Ausstellung im alten Umspannwerk der Imaginata Jena.


Im Stationenpark zur Erkundung naturwissenschaftlicher Phänomene hatte wir Erwachsenen und die Kinder viel Spaß beim Experimentieren, Grübeln und Spielen. Bei heimlichen Flüsterbotschaften in der Tuschelmuschel, mathematischen Knobelspielen, optischen Täuschungen, dem Tastparcours im "schwarzen Labyrinth" und am Sound-Mikroskop vergaßen wir die Zeit. Sorry Wolfgang, dass ich dich auf das Hochseilrad in luftiger Höhe gescheucht habe, du hast den Balanceakt für Wagemutige mir Bravour bestanden.

Phillipp und seiner Familie danke ich herzlich für die Ausrichtung unseres kleinen Erlkönig-Kinder-Seifenkistenrennens.


Ausgangspunkt war der "Erlkönig" in den Saale-Auen von Wenigenjena nach Kunitz. Durch den Brückenbau in Kunitz war das Pkw-Fahrverbot aufgehoben worden, was uns vor besondere Sicherungsmaßnahmen stellte. Doch es hat prima geklappt und am Ende bekamen alle Teilnehmer eine Urkunde und Medaille bei einem fröhlichen Essen in Gasthaus zur Kunitzburg



Bei unserer Wanderung auf den Fuchsturm gefielen Marta die schönen naturbelassenen Wiesen und die große Schmetterlingsvielfalt.


Ich danke den Gästen aus Graz für diese großartige intensive Zeit und die tolle kulinarische Reise durch die Steiermark, Wolfgang für den Speed-Kurs im Geocaching, immerhin war es eure bis dahin nördlichste Schatzsuche. Auf dem schönen Blog der Geologin hatte ich schon öfter etwas von dieser Schnitzeljagd an ungewöhnlichen Plätzen gelesen.
Kompliment an die Plattenspieler-Familie, eure Unterstützung war dankenswert.

Es war mir eine Freude, virtuell & real zu mischen.
Villa