25.10.12

Goldener Oktober in Jena

Das letzte Wochenende hatte sich den Namen "Goldener Oktober" redlich verdient. Mit Temperaturen von über 25°C bei stahlblauem Himmel kam die Laubfärbung der Bäume in und um Jena so richtig zur Geltung. Unsere Herbstwanderung führte über das Kernbergplateau nach Ziegenhain zum Fuchsturm auf den Hausberghöhen. Allerdings mussten wir die Horizontale wechseln (es gibt ja drei davon), weil wir den 36. Jenaer Kernberglauf mit über 1500 Teilnehmern nicht bedacht hatten. Die schmalen Wege erforderten viele Ausweichmanöver um die Sportler nicht zu gefährden. Unsere Anlaufstelle für das Mittagessen war die Gartenterrasse "Zum Ziegenhainer", die mit längst vergessenen regionalen Gerichten aus Großmutters Rezeptsammlung werben.



Die heimische Haustierwelt, der wir unterwegs begegneten, bot viel Abwechslung für das jüngste Mitglied der Wandergruppe. Sie entwickelte eine erstaunliche Kondition und wollte nie getragen werden. Auf einem Hallimasch-Hügel rief sie erfreut aus: ein Pilzenwald, ein Pilzenwald.



Für den Fuchsturm hatte ich mir etwas Besonderes einfallen lassen. Seit dem Besitzerwechsel sind dort drei wunderschöne romantische Fuchsbauzimmer ausgebaut worden und ich hatte große Hoffnung, dort zu nächtigen. Eigentlich waren die Zimmer ja für Ilja Richter reserviert, der an diesem Abend (ältere Semester erinnern sich vielleicht) aus seinem Buch "Spot aus! Licht an! Meine Story" las. Da er es aber vorzog, nachts doch ins Tal zu ziehen, bekamen wir den Zuschlag für die Zimmer. So konnte das Unternehmen "Nachtwanderung" starten. Es war eine spannende Geschichte für die Kinder, besonders die Durchrobbung einer Höhle nur mit Taschenlampen ausgerüstet.


Das größte Aha-Erlebnis kam für mich am frühen Sonntagmorgen. Von den vielen Buntspechten geweckt, war ich zeitig aufgestanden und es bot sich mir ein atemberaubender Anblick. Ganz Jena, am Vortag noch gut zu sehen, war in einem Nebelmeer ersoffen. War einfach nicht mehr da! Dichte Nebelschwaden im Tal und Sonnenschein auf der Höhe.
Hier der Ausblick nach Norden


und hier in Richtung Jena Zentrum.


Burgvogt Thomas Moenke servierte uns noch ein leckeres Frühstück, ehe wir diesen zauberhaften Ort in Richtung Tal verließen.

Villa, die diese Woche in der grauen Nebelsuppe Jenas gefangen ist, aber die schönen Bilder noch im Kopf hat.

18.10.12

Der Staub des Alltags

Trefflich formuliert hat Pablo Picasso seinen Ausspruch: "Kunst wischt den Staub des Alltags von der Seele." Meistens hat der Staub bei mir keine Zeit sich zu setzen. So auch am gestrigen Tag. Nach ein paar Stunden Tages-Job fuhr ich mit dem Zug nach Gera zu einem Symposium über moderne Krebstherapie. Der Weg zum Tagungsort führte mich durch die schöne Orangerie Gera. Das Barockbauwerk beherbergt die Kunstsammlung Gera und das Otto-Dix-Haus.

Im Stadtzentrum Gera kam mir Picassos Spruch unter die Augen, begleitet von den auffälligen Fassadenfiguren der Geraer Künstlerin Katja Byhan-Radewagen.


So richtig entstaubt wird mein Alltag durch Musik und um das geplante Konzert am Abend in Erfurt rechtzeitig zu erreichen, musste ich der Deutschen Bundesbahn vertrauen. Mit nur 25 Minuten Verspätung habe ich es auch knapp geschafft.
Keine Staubfänger sind die Musiker von "Der Familie Popolski". Mit ihrem neuen Bühnenprogramm "Get the Polka started" haben sie im HsD Gewerkschaftshaus ganz schön Staub aufgewirbelt. Es war ein Spektakel, das so richtig Spaß gemacht hat.


Villa, die von der Familie Popolski begeistert war

14.10.12

Die Ernte ist eingefahren

Am Grafenberg unterhalb der Kunitzburg gab es in diesem Jahr die erste Weinlese. Die Qualität auf der fünf Hektar großen Fläche soll hervorragend sein, aber durch die strengen Februarfröste hielt sich der Ertrag in Grenzen. Dieser Weinberg steht seit Pflanzung der ersten Rebe unter meiner Beobachtung und wenn vor Weihnachten die ersten Jenaweine von dort in den Handel kommen, bin ich sehr gespannt auf das Ergebnis.


Sehenswert sind in diesen Herbstagen auch die terrassierten Hänge bei Kleinjena und Großjena im Burgenlandkreis - wahrlich ein schöner Landstrich! Köstliches, bodenständiges Essen aus der Region zum Rebensaft machten unsere kleine Oktoberweinreise unvergesslich: Zanderfilet gefüllt mit Thüringer Rotwurst auf Trauben-Linsen-Gemüse mit Silvaner-Schaum und Gleinaer Knöllchen (Kartöffelchen, angebaut gleich hier um die Ecke) und im mageren Speckmantel gebratene Kräuterforellen vom Forellenhof Schmidt aus Müncheln. 
Mein Dank geht ans Mütterchen für die schöne Einladung.


Gestern mit dem vielleicht letzten warmen Sonnentag flüsterte der Altweibersommer leise zu mir: Villa komm in den Wald! Es war noch mal eine sehr ertragreiche Tour durch ein schönes Maronengebiet, rechts der Saale Richtung Rudolstadt. Die Kerlchen standen überall, auf Lichtungen, Waldrändern und im Unterholz. Dies wird wohl meine letzte pilzige Ausschau für dieses Jahr sein. Je mehr ich über Pilze erfahre, desto mehr weiß ich, dass ich nichts weiß.



Nachdem wir unsere Beutel Körbchen gefüllt hatten, fuhren wir durch Beutelsdorf, einem land- und forstwirtschaftlich geprägten Ortsteil der Gemeinde Uhlstedt-Kirchhasel. Von einer  Kamillenwiese aus konnte man die gut gefüllten Scheunen sehen. Im Ort entdeckte ich ein wunderschönes altes Bauernhaus, vor dem ein knorriger Apfelbaum und eine Wasserpumpe Wache standen.  Besonders das alte Türblatt mit Kassettenfüllung, gesäumt von Säulen erregte meine Aufmerksamkeit. Dank an den Gatten, der immer sehr geduldig auf mich wartet, wenn ich meine Fotos schieße und dabei die Zeit vergesse.


Villa, im Zauber des Herbstes und des Waldes gefangen.

06.10.12

Pilzschwemme in Ostthüringen 2012

Nachdem Pilzexperten landauf und landab von einem mageren Pilzjahr sprachen, kann ich das für unsere Ostthüringer Region nicht bestätigen. Gerade in den ersten Oktobertagen würde ich von einer regelrechten Pilzschwemme sprechen. Die Oktoberausbeute bringt Pilze im Überfluss! Das Füllhorn ist reichlich ausgestattet.
Fast schon unanständig unsere Steinpilzausbeute.

Alles ist stimmig im Wald: zur Jahreszeit das passende Wetter.
Maronen, sie sitzen gesellig im Gras.


Bei einem Ausflug in ein unbekanntes Birkenunterholz fanden wir viele Rotkappen und Birkenpilze. Rotkappen aus der Gruppe der Raufußröhrlinge sind eine Augenweide für jeden Pilzsammler und sie neigen sehr zur Freude der Genießer dazu, selten von Maden befallen zu sein.


Bei dieser bildhübschen Trilogie hat der Gatte gestreikt. Er wollte den wunderschönen Flockenstieligen Hexenpilz nicht zum Speisen haben. Dabei wird der Schuster-, Gaukler-, Zigeuner- oder Donnerpilz sehr hoch geschätzt und ist äußerst schmackhaft. Der Liebste hatte Angst, dass es der giftige Satanspilz wäre. Sehr eindrucksvoll bewies ich ihm, mit einem Anschnitt, dass sich das zitronengelbe Fleisch sofort tiefblau, ja fast blauschwarz verfärbt. Dieser jähe Farbumschlag hat ihn verblüfft, er glaubte fast an Hexerei.


Die Vielfalt und Auswahl im Wald war einfach überwältigend.

Ich nehme manchmal ein paar unsichere Kandidaten mit nach Hause, um sie in Ruhe bestimmen zu können. Die Pilzbuch-Literatur ist riesig und ich habe so einige im Regal. Aber mein liebstes Pilzbuch ist zugleich auch mein ältestes: Hennig/Kreisel: "Taschenbuch für den Pilzfreund". Im Moment lese ich das schöne Buch von Heinz-Wilhelm Bertram "Pilzsammler". Er hat lauter umtriebige Pilzsammler porträtiert und die Geschichten machen mir viel Freude beim Lesen.

Beim Feintuning bemerkte ich, dass ich mich bei den Reizkern vertan hatte. Da ich den Echten Reizker - "der Rote" - sehr mag und ihn an seinem karottenmilchigen Austritt und der Grünfärbung auch gut erkenne, hatte ich im Rausch der Sammelleidenschaft den giftigen Doppelgänger, den Birkenreizker mit ins Körbchen geladen. Die Ostvölker entgiften den Pilz ja durch längeres Kochen und Wegschütten des Kochwassers, aber bei dieser Fülle an Pilzen brauche ich mich nicht auf solche Experimente einlassen. Sehr schön zu sehen: der eingerollte, zottigfilzige Rand bei dem Birkenreizker.

Sorry für die vielen Fotos, sie entlohnen mich für stundenlanges Putzen.
Villa

04.10.12

Pilz-Manna fiel vom Himmel

Die von mir erwartete Invasion der Pilze ist prompt eingetreten. Ein bisschen Regen, ein wenig Föhn und viel Sonne. Et voilà! Die Natur bittet zu Tisch und das Waldbufett war am 3. Oktober reichlich gedeckt. Wunderbare Farben sahen wir bei unserem Waldspaziergang, manche Pilze sahen wie Pop-Art aus. Violette Lacktrichterlinge, Grünspan-Träuschlinge, Lackporlinge und natürlich die vielen Fliegenpilze setzten bildhübsche Akzente.


Besonders der Grünspan-Träuschling hatte es mir angetan. Er ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch essbar.


In meinem Revier gab es große Ansammlungen von Speisepilzen. Da waren Birkenpilze, Hohlfussröhrlinge, Sandpilze. Rotfüßchen, Steinpilze und Butterpilze und ein regelrechter Maronen-Boom.


Butterpilze, die Amerikaner nennen sie "Slippery Jack", was im Deutschen so viel wie schlüpfriger Hans bedeutet.


Dank an die Freunde und den Gatten, die mich auf diesem schönen Waldspaziergang begleiteten und den Pilz-Braten gemütlich mit mir putzten. Er wurde im Freundes- und Familienkreis verschenkt und verspeist.

Villa, Fungus Fortunatus