15.08.10

Sommersteinpilze in Thüringen

Während der gesamten letzten Arbeitswoche habe ich das Triumphgeheul eifriger Pilzsucher geflissentlich überhört. Da war von riesigen Pilzschwemmen die Rede, von festen knackigen madenfreien Steinpilzen. Am Wochenende hielt mich nun nichts mehr und es tat gut, nach der Welt der guten Töne (Kulturarena) in die stille Welt der guten Gerüche einzutauchen. Es stimmt, das feucht warme Wetter hat dazu beigetragen, dass der Pilzwuchs in den Wälder um Jena und entlang der Saale Richtung Rudolstadt in großen Mengen zu finden ist. Rotkappen, Steinpilze, Schirmpilze, Pfifferlinge, Maronen und diverse Röhrlinge machten unseren Pilzbraten lecker und ließen mich die nassen Füße und Klamotten vergessen. Der sehr wohlschmeckende Sommersteinpilz steht in Deutschland unter Naturschutz, darf nur in kleinen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden und ich war ärgerlich, dass ein Anbieter aus Uhlstedt die frischen Waldpilze für 30 Euro das Kilo bei Ebay verramscht.

Geht selbst in den Wald zum Pilze sammeln, das macht Spaß, den Kopf frei und schmeckt viel besser als gekaufte Pilze - Villa

Barfuß und in Lederhosen - La Brass Banda in der Kulturarena

Der Auftritt der Brassband-Musiker aus dem bayrischen Chiemgau begeisterte die völlig ausverkaufte Kulturarena. So langsam gehen mir die Superlative aus und als ich meinen Tubaspielenden Schwiegersohn nach Konzertende befragte, meinte er, die Blechkapelle wäre außerirdisch. Das lag sicherlich auch an Hans (Andreas Hofmeir) dem Tubaprofessor der Universität Mozarteum Salzburg, der an diesem Tag Geburtstag hatte und uns mit seiner Helikontuba feinsten Blechbeat bot. Sein Tuba-Posaune-Liebesdialog heizte die Publikumseuphorie mit schräger Komik an und infizierten uns im Rhythmus der Tuba. Aber auch Sepp (Stefan Dettel), Chef der Punkbläser, wusste mit seiner Trompete, seinen kabarettreifen Zwischenansagen und Liedtexten zu überzeugen. Seiner ungebremsten Sprachgeschwindigkeit konnten wir kaum Schritt halten und so tanzten wir in bebender Musikalität. Vor mir hüpfte sich ein Zweimeterbursche in Olympiarekordhöhe. Fast jeder ließ sich von den fünf bayerischen Musikern mitreißen und die von mir ungeliebte Blasmusik hat eine neue Dimension erhalten.

Ganz bsuffen hams mi gmacht und die Haxn hobn si von ganz oileine bewegt!

Staff Benda Bilili war der letzte Konzerthöhepunkt meiner diesjährigen Kulturarena. Die aus der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa kommende Band drückt ihren Überlebensmut mit ihrer Musikmischung von traditionellen kongolesischen Rumba mit Elementen aus Reggae, Soul und Blues aus. Obwohl vier Musiker in Rollstühlen (eine Folge von Kinderlähmung) saßen und einer an Krücken vor dem Mikro stand, legten sie Tempo und Groove auf die Theatervorplatzbretter, dass es eine Freude war. Es gab keinen Mitleidsbonus, aber großen Respekt vor den mutigen Musikern.

Kommende Woche steige ich in den Nachtzug nach Lissabon Flieger gen Süden und begebe mich auf die Spuren der ureigensten Musikschöpfung Portugals, dem Fado.

Wehmütig, in Mollstimmung nehme ich Abschied von der Kulturarena 2010 in Jena - Villa

08.08.10

Katzenjammer entert Kulturarena Jena

Mit Clare Teal und Michael Kaeshammer erlebte das Jenaer Publikum am Mittwoch ein entspanntes After-Work-Konzert. Der kanadische Pianomann und die britische Sängerin erfreuten mit Jazz-Variationen und die Veranstalter der Kulturarena verlosten grün-flauschige Lümmelsessel, die eine Chill-out-Zone im Arenarund bildeten. Perfekt passend zum Thema "Urlaub in der Stadt".

Katzenjammer, die abgefahrene Girl-Rock-Folk-Pop-Band aus Norwegen enterte das Kulturarena-Schiff im Sturm, mit einem mitreißenden, ungestümen Live-Act. Bei Nacht sind nicht alle Katzen grau und auf Samtpfötchen kamen die schrillen Piratenbräute auch nicht daher. Der große Geheimtipp bescherte uns vor ausverkauftem Haus eine Hammershow. Das bunte Damenquartett bot einen irren Musik-Mix zwischen Spelunkenklamauk, Balkanjazz, Bluegrass-Punk und Zigeuner-Pop... In ständiger Rotation an den Instrumenten (kleine charmante Unsauberkeiten fielen dabei nicht ins Gewicht) mit ins Ohr gehenden vierstimmigen A-cappella-Soli, Backgroundgesängen und quicklebendiger, temporeicher Tanzmusik brachten sie so richtig Spaß unters Arenavolk. Als beim 5. Titel Blumensträuße auf die Bühne geworfen wurden, wiegelten sie ab und meinten, sie wären noch längst nicht fertig. Bunte Seifenblasen tanzten sich ihren Weg auf die Bühne, über wippende, mitfeiernde und singende 3000 Köpfe hinweg. Für mich war das Konzert eine Sternstunde der diesjährigen Kulturarena.

Auf das Max Herre-Konzert am Samstag hatte ich mich schon Wochen vorher vorbereitet. Sein Solo-Album "Ein geschenkter Tag" lief so oft auf dem heimischen Player, dass die Titel in Fleisch und Blut übergegangen waren. Ausgerechnet zu diesem Konzert kam ich zu spät und hatte auch noch die falsche Eintrittskarte dabei. Es war ein schönes Konzert, der Ex-Frontmann von Freundeskreis bot Titel dieser Band, Titel seiner zwei Soloalben und ich wurde auch an den phantastischen Kulturarena-Auftritt seiner Exfrau Joy Denalane 2007 erinnert. Seine Udo Lindenberg-Affinität kam zu Ohren, ebenso seine Cover-Version des Rio Reiser-Titels "Halt mich an deiner Liebe fest" und weil es so schön war, die Setliste aber nicht mehr hergab und das Publikum ihn partout nicht gehen lassen wollte, wurde dieser Titel einfach wiederholt.

Ich halte an der Kulturarena fest und freue mich auf den nächsten großen Geheimtipp "LaBrass Banda" am 11. August - Villa

01.08.10

Klangteppich aus der Inneren Mongolei

Der Kulturarena-Auftritt von Sa Dingding war für die meisten Besucher eine spannende Angelegenheit. Kaum bekannt sind ja Musiker aus dem Reich der Mitte und so war das Konzert zu entdeckendes Neuland. Von großem Zuspruch bis Ablehnung waren die Reaktionen. Die Gewinnerin des BBC World Musik Awards brachte mit ihrer Stimme (dem charakteristischen kehligen Timbre und dem Kippen zwischen Brust- und Kopfstimme), die Bandmitglieder durch den Einsatz der Chinesischen Guzheng-Zither und der Pferdekopfgeige doch sehr ungewohnte Klänge an unsere westlichen Ohren. Ich traf während der Show Hongyu Chen, einen jungen Studenten, der an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Opernmusik studiert und bat ihn, für mich das Konzert zusammenzufassen. Seit Oktober 2008 war er sprachvorbereitend an der Uni Jena, bis er an der Hochschule in Weimar aufgenommen wurde. Seine Heimat Hohhot (die Hauptstadt des Autonomen Gebietes Innere Mongolei in der Volksrepublik China) ist auch die Heimat von Sa Dingding.

Herzlichen Dank Hong Chen (Vincent) für deine Konzertzrezension:

"Am Samstagabend durfte das Publikum der Kulturarena eine für deutsche Ohren noch relativ unbekannte und faszinierend neue Stimme erleben. Die chinesische Sängerin Sa Ding Ding, welche heute zur Spitze der international anerkannten chinesischen Künstler gehört, gab gestern im Rahmen ihrer Europa-Tournee ihr einziges Konzert in Deutschland auf der Jenaer KulturArena.
Die Texte ihrer Lieder wechselten an diesem Abend zwischen Mandarin, Englisch, Tibetisch und mongolisch. Das Einzigartige an ihren Konzerten jedoch sind ihre Lieder, welche, die aus der Inneren Mongolei stammende Künstlerin, in ihrer ganz eigenen Fantasie-Sprache singt. Hier ist es ihr möglich, ihre innersten Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Obwohl dies sicher nicht alle Zuschauer am gestrigen Abend bemerkt haben dürften, war die Kulturarena völlig begeistert von dieser fremden Stimme und Musik.
Sa Ding Ding ist während der ersten sechs Jahre ihrer Kindheit bei ihrer Großmutter in der „Inneren Mongolei“ – einem autonomen Gebiet im Norden Chinas aufgewachsen. Diese Zeit im „Grasland“ inspiriert sie bis heute und das damals wahrgenommene Gefühl der Freiheit hat sie sich bis heute nicht nehmen lassen und verkörpert dies zusammen mit Musikelementen der mongolischen und tibetischen Kultur.
Viele ihrer Lieder werden von den Gedanken der buddhistischen Bibel getragen.
Die Lieder des gestrigen Abends stammten zum großen Teil von ihrem zweiten Album „Ha Li Li“.
Ihre Musik ist ein „cross over“- Mix von westlichem modernen Rhythmusgefühl und uralter, östlicher Mystik. Damit hat Sa Ding Ding einen ganz besonderen Weg gefunden, Harmonie zwischen Ost und West in ihrer Musik zu verwirklichen.
Dies ist ihre ganz besondere Art einer nichts ausgrenzenden „Weltmusik“."

Villa wünscht Vincent und seinen Freunden einen schönen Heimaturlaub im August.