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11.05.12

Trendgemüse Bärlauch

Für den Gatten ist es stinkendes Grün, für mich ist die urheimische Lauchpflanze, die wild in unseren Wäldern wächst, eine Nahrungspflanze, aus der man sehr leckere Gerichte zaubern kann. Das Gewächs darf für den Eigenbedarf vorsichtig gesammelt werden. Unweit von Jena, in einem malerischen Tal des Tautenburger Forstes, war mein Jagdrevier. Schon die alten Germanen wussten zu berichten, dass heimische Braunbären in rauen Mengen dieses Wildgemüse fraßen und dadurch zu "Bärenkräften" gelangten. Meine Kräfte dagegen schwanden ein wenig bei dem mühevollen Pflücken. Wir waren Anfang Mai etwas spät dran, viele Pflanzen hatten schon ihre weißen, doldenförmigen Blüten ausgebildet, und wenn dies der Fall ist, wird das Aroma noch intensiver und der Geruch fast penetrant. Derzeit werden überall "Lifestyleprodukte" mit diesem Waldknoblauch angeboten, frisch gesammelt schmeckt er aber am besten. Die "Hexenzwiebel" ist leicht zu konservieren, die Blätter einfach zerhäckseln, mit Salz und Öl mischen, so halten sie mindestens ein Jahr.


Unser Sammelort Tautenburg hatte aber noch mehr zu bieten. Auf dem mehrere Hektar großen Dammwildgehege am Waldesrand tummelten sich zahlreiche Jungtiere. Die sonst so scheuen Tiere ließen sich von uns mit frischem Gras anlocken (nein, den Bärlauch habe wir nicht an sie verfüttert) und wir konnten sie beim ausgiebigen Äsen gut beobachten.


Die nächste Station des etwas verregneten Sonntagsausfluges war die Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Leider gibt es am Wochenende dort keine Führungen, dabei hätte ich zu gerne einmal einen Blick in das Observatorium geworfen. So war der Zeltplatz auf der Rabeninsel in Porstendorf unser nächstes Ziel und mit dem aufgeschlossenen Koch des kleinen Bistros Jürgen Horn hatte ich ein nettes Gespräch über Saale-Unstrut-Weine. Nur dort bekomme ich die wunderbaren Weine von der Golmsdorfer Gleisburg, von den Weingütern Wolfram Proppe und Hubertus Hüttig. Selbst die Familie Goethe bezog bis 1826 dort ihr edles Nass.


Vom Campingplatz aus ist es nicht mehr weit zu meinem geliebten Gleistal. Ich war gespannt, ob die Pfingstrosen und Orchideen schon blühen. Die Blütenpracht am Wegesrand ist zwar noch nicht voll ausgebildet, dafür fehlte der Regen, aber die Orchideen standen schon und mein gepflückter Strauß aus Pfingstrosen, wilden Tulpen und Staudensalbei leuchtete in den schönsten Farben.


Im Gasthaus "Zur Kunitzburg" war Stärkung angesagt und wir wollten natürlich auch unbedingt ein Bärlauchgericht verkosten. Leider war die Zwiebel-Tomaten-Bärlauchsuppe nicht nach meinem Geschmack und auf die Nachfrage des Kochs, nörgelte ich etwas herum. Dies wollte er aber nicht auf sich sitzen lassen und zu unserer Überraschung kochte er uns ein neues frisches Bärlauchcremesüppchen gratis. Bravo, das nenne ich guten Service.


Gelegentlich wachsen Maiglöckchen und Bärlauch zusammen. Die beiden Mai-Blüher haben wirklich Blätter, die sich sehr ähneln und eine Verwechslung mit den giftigen Doppelgängern hätte fatale Folgen.


Villa, die sich an ihrem Maiglöckchenstrauß erfreut und heute Bärlauch und frischen Spargel isst.

22.05.10

Pfingstrosen zu Pfingsten

Nur 10 Autominuten von Jena entfernt, befinden sich die Gleistalhänge bei Löberschütz. Die Gleise ist ein rechter Nebenfluss der Saale und das Tal wird durch die Berge des Jenaer Hufeisens, dem Alten Gleisberg (Kunitzburg) und dem Tautenburger Forst begrenzt. Im April hatte ich vernommen, dass am Fuße der Kunitzburg (Jena) ein neuer Weinberg im Entstehen war. Die wenigsten wissen, die Stadt hatte von Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Ausbrechen der vernichtende Reblaus-Plage (etwa 1885) ca . 7 00 Hektar Rebfläche. Das war mehr, als die gesamte heutige Saale-Unstrut-Region! Durch eine Reform der EU-Weinmarktordnung ist es nun endlich wieder möglich, neue Weinbaugebiete zu gründen. Auf 2 ha wurden Anfang des Jahres 7000 Rebstecklinge in den tonhaltigen Muschelkalkboden verbracht. Noch sind die Triebe sehr, sehr klein und es wird wohl noch zwei Jahre brauchen, ehe die Reben Trauben tragen. Ich habe mir fest vorgenommen, diese Entwicklung fotografisch zu begleiten.

Von Kunitz über Golmsdorf und Beutnitz gelangten wir nach Löberschütz. Jedes Jahr besuche ich dort mit meiner Freundin die verwilderten Pfingstrosen und die zahlreichen Orchideen auf den Streuobstwiesen und Berghängen. Heute begegnete uns der 70-jährige Erhard Gößner mit seiner Frau, als sie von der Zietschkuppe kamen und ihren Anhänger voll Pfingstrosen auf ihren kleinen Hof brachten. Viel Wissenswertes erfuhren wir. Vom ehemaligen Weinanbau, dem gewerblichen Pfingstrosenanbau für die Pharma- und Kosmetikindustrie bis zum Schnittblumenanbau, den sie noch heute betreiben. Die Blumen seien für München und Berlin bestimmt, dort wären sie ganz verrückt nach den roten Schönheiten. Auch verriet er uns, dass er Rhönschafe halten würde, eine ganz alte deutsche Schafrasse mit schwarzem Kopf und weißen Fell und Beinen. Wir sollten aber nicht verraten wo, er hätte Angst vor Wilderen.



Die Blumenvielfalt im Gleistal ist überwältigend. Zahlreiche heimische Orchideen von stattlicher Größe (Purpur-Knabenkraut) oder die fast unscheinbaren Kleinen (Bienen-Ragwurz) waren ebenso vertreten wie andere Wildblumen. Der Ausblick auf die vom Sonnenschein leuchtenden Felder und Dörfer und die üppige Blumenpracht der Pfingstrosen (Paeonia – so ihr botanischer Name) war die erhoffte Pfingst-Wohltat für unsere Augen.



Obwohl es heißt: "Allemal zu Pfingsten - sind die Geschenke am geringsten." war dieser Ausflug mit meiner Freundin E. ein großes Geschenk.

Villa