26.08.12

Opulenter Wüstenrock von "Giant Giant Sand"

Als ich im Kulturarena-Programmheft von wüstenhaft-melancholischem Gitarrenrock las, erinnerte ich mich sofort an die schönen USA-Reisebilder meines dänischen Bruders vom letzten Jahr. Howe Gelbs Konzert wäre ganz nach seinem Geschmack gewesen.


Die amerikanische Band "Giant Giant Sand" erreichte, dass man die unendlichen Weiten der Wüste auch in Jena spüren konnte. Howe Gelb (Sänger und Gitarrist), der erst etwas später auf die Bühne kam, gilt als DIE Leitfigur in der Independent-Musikszene Arizonas. Seine generationenübergreifende Band bestand aus amerikanischen und dänischen Musikern. Putziges Detail: Der dänische Violinist Asger Christensen hatte sich während des Konzertes ein Baby (natürlich mit Kopfhörern ausgestattet) auf den Rücken gebunden und fast konnte man meinen, das Kleine bewegte die Füßchen im Takt. Obwohl Hower Gelb die dominierende Stimme des Abends war, kamen auch alle anderen Musiker zu schönen Solo-Parts. Sie waren in gigantischer Spiellaune.


Villa, heute mit Grüßen an ihren Bruder in Dänemark, der wie Howe Gelb seit vielen Jahren mit einer dänischen Frau verheiratet ist.

Zauberhaft - ausverkauftes BOY-Konzert in Jena

Die zarten Zwei des Duos BOY, Valeska Steiner und Sonja Glass, lieferten mit ihrer Band ein großartiges Konzert in Jena und hinterließen einen sehr nachhaltigen Eindruck auf mich.
Das Vorprogramm bestritt das Pop-Duo "Me and My Drummer" Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Leider kamen wir etwas spät in die Arena, da der Andrang im Einlass zu groß war. Die Fotos dieser Musiker kommen von dem Fotografen Sebastian Weise und ich möchte noch einmal auf sein Crowdfunding-Projekt hinweisen. 52 % sind schon geschafft, der Rest sollte auch noch zu stemmen sein.


Sebastian, alias Pestkrause schreibt über den Abend:

Zeit für Süßigkeiten - ME AND MY DRUMMER und BOY in der Kulturarena Jena

"Gott, ist das süß!" Diese oder ähnlich gelagerte Äußerungen war Kern der Publikumsmeinung an diesem denkwürdigen Donnerstagabend im Jenaer Arena-Rund. Und es war dem nichts hinzuzufügen oder eben doch so viel. Das war mehr als süß. Das war schnuckelig und (ver)liebenswert und in hohem Maße anhimmelungswürdig. Und da spricht der Autor nicht nur vom Geschehen auf der Bühne, auch unten auf dem Platz war Zeit für Süßigkeit. Auch wenn BOY-Sängerin Valeska Steiner überrascht ausrief, dass noch nie so viele Männer im Publikum gewesen wären wie an diesem Abend in Jena, zeigte es sich doch wieder, dass BOY die bei weitem hübschesten Frauen als Fans hat. Und sie kamen zahlreich, um sich im Elektro-Pop-Sound der Band zu wiegen, mitzusingen und zu tanzen. Ausverkauft war die Veranstaltung und wohl auch am Schluss der Merchandise-Stand, und zahllose glückselig blickende Damen und Herren (der Autor eingeschlossen) nannten nun zumindest einen BOYtel ihr eigen. Tolles Konzert, tolle Band und auch tolles Vorprogramm: ME AND MY DRUMMER waren im Sound angelehnt an den Hauptact des Abends, konnten aber durch ein wenig mehr Wuchtigkeit punkten. Alles in allem ein großes Daumen-Hoch für zwei Bands der locker-flockig-femininen Art!.

Hach, war das ein schönes Konzert: Der perfekte Soundtrack zum Sommer - und auch vor den Toren des Theatervorplatzes hatten sich Hunderte Zaungäste eingefunden, um den beschwingten Pop-Songs zu lauschen.

Villa konnte sich dieser Charmeoffensive nicht entziehen.

25.08.12

Urbane Kulturarena

Nun geht meine musikalische Entdeckungsreise Kulturarena 2012 bald zu Ende und ich möchte noch einige Konzertbilder nachreichen. Den Reigen eröffnen die Musiker von "The Urban Mash Up All Stars". Als frisch gespeistes Bühnen-Kraftwerk angekündigt, hatte ich anfangs Probleme, die Energie aufzunehmen. Im Verlauf des Abends, nach den Einzelauftritten von Matteo Capreoli, Fetsum, Y'Akoto und Cassandra Steen, wurde es zunehmend spielfreudiger und grooviger. Allerdings empfand ich die Deutsch-Ghanaerin Y'Akoto sehr blass, so wie ihr Bühnenoutfit, das mich an eine umgehängte Pferdedecke erinnerte. Sie fehlte dann auch bei der großen gemeinsamen Jamsession am Ende des Abends. Die "Größen" des deutschen Souls boten einen bunten Stilmix und natürlich durfte Cassandras Steens Glashaus-Hit "Stadt" nicht fehlen.




Mit der Coverversion von Tracy Chapmans "Talkin' 'Bout a Revolution" verschmolzen die deutsche Urbanszene und das Jenaer Publikum am Konzertende zu All Stars.

Villa

19.08.12

Kubanische Musikkultur im Zweierset

Musik von der Karibikinsel Kuba, diese einzigartige Melange aus Tradition und Moderne, hat in Jena eine große Anhängerschar. Mein europäisches Ohr konnte sich durch drei Besuche vor Ort auf Kuba gut in den Urrhythmus der lateinamerikanischen Musikstile reinhören, aber nie ins Tanzen umsetzen. Doch die Salsa-Szene in Jena und Thüringen ist immer vor Ort, wenn Musiker der Sonneninsel spielen und machen auch beim Zuschauen Lust auf Bewegung. Der in Havanna geborene Juan de Marcos González und seine "Afro Cuban All Stars" eröffneten am 2. August 2012 den Reigen, der auch den letzten Tanzmuffel aus den Sitzen reißen sollte. Der Rastalockenmann steht für Kubas Rock 'n' Roll und gilt als Archivar der Musik seines Landes.



Ebenfalls in großer Formation - und das tanzwütige Publikum im Sturm einnehmend - gastierte "Manolito Y Su Trabuco" am 15. August im Arenarund. Diese Salsa- und Timba-Musikgruppe ist derzeit die Nummer eins in der Heimat und sie verwandelte den Theatervorplatz in eine Latino-Disco. Jenas Salsatänzer Ernesto betanzte jede "Willige" und auch die vielen Schüler seiner Salsakurse zeigten ihr Können. Professionalität an allen Instrumenten beherrschte das Konzert.





Ein Déjà-vu hatte ich nach diesem lebensfrohen Konzert, als (illegale) Zigarrenverkäufer ihre Rauchwaren im Gastrobereich der Kulturarena verticken wollten. Gute Musik und Zigarren sind nun mal die Aushängeschilder Kubas und den wunderschönen Sandstrand der Karibik wünschte ich mir heute, am wohl heißesten Tag des Jahres nach Jena.

Villa

18.08.12

So schillernd wie Seifenblasen - Kulturarena 2012

So bunt wie Jenas Wochenmarkt und so schillernd wie der Seifenblasen-Flashmob auf dem Uni-Campus am Freitag ist das Programm der Kulturarena Jena.



700 bis 800 Teilnehmer waren einem Aufruf auf Facebook gefolgt, das Motto: "Seifenblasen für den Weltfrieden" und das Spektakel auf dem Ernst-Abbe-Platz war ein Publikumsmagnet.

Der größere Magnet für mich ist natürlich die Jenaer Kulturarena. Nach zehn Konzerten komme ich mit den Bildern zeigen und Konzertberichten gar nicht mehr hinterher.
Heute, hier an dieser Stelle, möchte ich mich herzlich bei den "Machern" für die schönen Arena-Abende bedanken. Sommer in der Stadt und Kulturarena Jena ist seit vielen Jahren für uns längst unverzichtbar. Die Konzerte, oft auf höchstem künstlerischen Niveau, erfreuen Musikbegeisterte aus der ganzen Republik.


Mit Frau Dr. Margret Franz, der die Gesamtverantwortung für das Festival obliegt, hatte ich gestern vor dem Konzert von "Gigant Gigant Sand" Gelegenheit für ein kurzes Gespräch. Auch sie war noch beeindruckt von dem wunderbaren BOY-Konzert am 16. August. Viele hundert Zaungäste, die es verabsäumt hatten, sich rechtzeitig eine Karte zu sichern und die die Kreuzung am Engelplatz okkupiert hatten, profitierten von dem Gentlemen's-Agreement von JenaKultur und Polizei. Der Verkehr wurde umgeleitet.
So friedlich können Flashmobs und Occupy Engelplatz in Jena sein.

Villa

10.08.12

Gitarrengott Al Di Miola in der Kulturarena Jena

Der Saitenhexer

Gitarrist Al Di Meola im ausverkauften Kulturarena-Konzert


Im weißen Hemd kommt er auf die Bühne, fast bis zum Nabel aufgeknöpft, die italienischen Wurzeln kommen wohl durch. Auch eine Abgrenzung ist das, was der Stargitarrist Al Di Meola hier betreibt. Eine Grenze ziehen zu seinen musikalischen Mitstreitern an diesem Abend, die allesamt in grauschwarzer Garderobe im dunklen Bühnenhintergrund zu verschwinden drohen: Gitarrist Kevin Seddiki aus Frankreich, Schlagzeuger Peter Kaszas aus Ungarn und der Italiener Fausto Beccalossi am Akkordeon sind an ihren Instrumenten nämlich über jeden Zweifel erhaben und könnten mit virtuoser Kraft dem Star in der Mitte durchaus die Schau stehlen. Aber der Eindruck währt nicht lange, zu eingespielt ist das Ensemble aufeinander, zu sehr angewiesen einer auf den anderen. Und so schöpfen sie eine Kraft aus dem jahrelangen Zusammenspiel, die dem Publikum den Atem nimmt. Zu sehen gibt es nur schnöde Unplugged-Instrumente, aber was die Ohren erreicht, ist eine so furiose Mischung aus jazzigem Tango, Flamenco und jedweder Saitenzauberei, derer man habhaft werden kann. Stoisch scheint dabei der Hauptakteur Di Meola, mit viel mehr Mimik gesegnet sind der zweite Gitarrist und der Akkordeonhexer, aber worauf es hier ankommt, ist nicht die Show - die Di Meola mit einer Jagd auf Mücken und Käfer im Sommerabendlicht gleich mitliefert - sondern der Klang. Und von diesem Hexenzauberklang, diesem unglaublich virtuosen Wahnsinn, gab es reichlich an diesem Abend in der ausverkauften Kulturarena Jena.

Text: Freundliche Übernahme meines Freundes Pest Krause




Es war ein erstklassiger Musikabend! Der Italo-Amerikaner Al Di Meola, der zu den besten Gitarristen der Welt zählt, überzeugte mit Leidenschaft und brillanter Technik. Es lag eine seltene, angespannte Andächtigkeit über dem Arenarund. Der Seitenzauberer und die "New World Sinfonia" präsentierten sich als eingeschworene Gemeinschaft. Besonders Fausto Beccalossi mit seinem Akkordeon war für mich die große Überraschung. Auch mit seinen stimmlichen Untermalungen, die man manchmal nur erahnen konnte, war er ein kogenialer Partner.




Die Leichtigkeit an den Gitarrenläufen steigerte sich im Zugabeteil zum furiosen Höhepunkt. Fast alle Besucher des Sitzplatzkonzertes verließen ihre Plätze und schlossen dichter und dichter zur Bühne auf. Der Titel "Friday Night in San Francisco" aus dem gleichnamigen Album, der als Genre-Klassiker gilt, beschloss diesen großartigen Kulturarenaabend.

Begeistert Villa

06.08.12

Hundstage

Datum und Sternbild passen, wir befinden uns mitten in den Hundstagen. In der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August wird das Sternbild Großer Hund nach und nach sichtbar und das Wetter sollte hochsommerlich sein/werden. Schöne Ferien/Urlaub wünschen die Hunde.




Schlafende Hunde möchte ich wecken und auf das Crowdfunding-Projekt meines Freundes Sebastian Weise hinweisen. Ich schätze seine Arbeit sehr und hoffe auf eine positive Dynamik für sein Fotobuch.


Direktlink zur Unterstützerseite auf Visionbakery

Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede, also: Schaut euch das Video an!

Villa

05.08.12

Straßenmusikanten erobern im Doppel die Kulturarena

Max Prosa und Felix Meyer im Konzert auf dem Theatervorplatz

Selten verpasse ich die "Freitagsfrischen Melodien" meines verehrten Blogkollegen Pest Krause, und als er vor zwei Jahren über den jungen Felix Meyer schrieb, ahnte ich nicht, dass dieser als Vertreter der "neuen deutschen Musikszene" ein Schwerpunkt des Kulturarenafestivals 2012 in Jena sein wird. Ich wurde aber auf ihn aufmerksam und die Scheibe "Erste Liebe/letzter Tanz" lief oft in der heimischen Küche.



Herr Pest Krause schrieb damals:
"Ich habe da einen Straßenmusiker entdeckt. Steht seit Tagen bei uns hier an der Ecke. Musst du antesten."  Einer, der aus Profession Fußgängerzonen beschlendert, überbrachte Herrn Krause den Tipp und den Namen Felix Meyer. "Sicher, klar, Straßenmusik", dachte Seine Pestilenz. "Bitte nicht noch so einer, der schimmelschrammelklampfend an Heaven's Door knockt." Doch der Tippgeber blieb ungewohnt hartnäckig und schob wenig später einen Tonträger über den Tisch. Mit den besten Wünschen.
Und Herr Krause saß und betrachtete eine angenehm understatementöse CD-Hülle. Schlicht, mit Typewriter-Fonts und guten Bildern. Vorn drauf Herr Meyer selbst mit Rauchwerk vorm Gesicht, Schmalhans Küchenmeister. "Na dann wollnwa mal", dachte Seine Pestilenz schicksalsergeben und schob die Scheibe in den Player. Und dann dachte er nur noch: "Wow". Und dann gab er das Denken auf.
Wo genau dieser Mann, dieser Herr Meyer, dieser schmale Felix diese Stimme herholt, bleibt sein Geheimnis. Voll ist sie, voluminös, klagend, rauh. Gänsehäutig. Ein Organ zum Niemalsvergessen. Wo Meyer jedoch seine klaren Geschichten, seine abgehangene Lyrik, seine schmelzfreien Gefühlsnotizen herholt, ist definitiv kein Geheimnis: Ein Leben lebt sich im besten Falle eben nicht ohne Spuren in Geist und Gemüt. Die Jahre der Tingelei über Europas Straßen und Plätze haben sich außerdem gekonnt im Hinterkopf eingenistet, und so kann die Auf-den-Punkt-Kapelle, die Felix Meyer ungeheuer begnadet begleitet, eine wunderbar entspannte Chanson-Folk-Pop-Lautmalerei kredenzen. Und dass das auf dem Asphalt und den Pflastersteinen der Republik erstaunlich gut funktioniert, zeigen zahlreiche Passanten-Mitschnitte der Tour zum Debut-Album "Von Engeln und Schweinen" auf dem Portal mit dem Ypsilon.
Und so bleibt Herrn Krause nur - und diese Bitte richtet sich auch an Sie, geneigte Rezipienten - die Augen in den Fußgängerzonen dieser Welt künftig wieder weit zu öffnen. Es könnte ja ein Juwel an der nächsten Ecke stehen. Und wenn es der Herr Meyer ist (und Sie werden die Stimme mindestens schon vorn am H&M erkannt  haben, obwohl die Band sich zwischen Nordsee und Nanu-Nana platziert hat; Sie können dieser Ortsbeschreibung in jeder Stadt folgen, alle Innenstädte sind gleich) dann gilt Parole "Stehenbleiben. Lauschen. Tonträger erwerben."


Der Straßenstaub scheint abgewaschen, Felix Meyer und seine fünf Begleitmusiker begeisterten am Samstag textsichere Fans und Interessierte mit wunderbaren, musikalischen Bildergeschichten. Die Arena füllte sich anfänglich etwas spärlich, viele Besucher waren wohl von der ungewöhnlichen Anfangszeit 19.00 Uhr überrascht. Felix Meyer forderte die Ränge auf, aufzustehen und zum Tanzen nach vorne zu kommen. Beim letzten Titel der heftig geforderten Zugabe fiel das Mikro aus und da zeigte der Straßenmusikant, dass er auch sehr gut ohne Technik das Lied "Der Wind trägt uns davon" zu Gehöhr bringen kann.

Den zweiten Teil des Abends bestritt der Liedgut-Poet Max Prosa

Diese Songwriter-Entdeckung war neu für mich. Der charismatische Lockenkopf stellte Titel seines Debütalbums "Die Phantasie wird siegen" vor und überzeugte mich mit seinen eigenen Beobachtungsperspektiven auf die Gesellschaft. Mit großer Leidenschaft intonierte er seine Lieder.



Nun ist Halbzeit im Sommerfestival. Felix Meyer und Max Prosa haben ihr Doppel in Jena gewonnen. Kommende Woche freue ich mich auf AL DI MEOLA (ausverkauft!) und Pest Krause, der dieses Konzert mit mir besuchen wird.
Villa