29.04.09

Jena kämpft um den Titel "Hauptstadt der Taschentücher"








Vor einem Jahr im Mai eröffnete Christa ihren Schneuzblog "Das Taschentuchreservat", ein Blog auf dem es ausschließlich um Taschentücher geht. Um diesen zu beleben bat sie mich, ihr doch erneut ein Taschentuch zu senden. Bei meinem Atelierbesuch wünschte ich mir von Biggi ein gezeichnetes Taschentuch und als sie mir das Ergebnis übergab, wischte ich eine Träne der Freude in mein imaginäres Schnupftuch. Nach dem Motto: Nicht kleckern, sondern sabbern klotzen, lichtete ich heute beim Zahnarzt das stets akkurat bereitgestellte Tempo-Taschentuch ab, welches ich immer angstvoll ergreife, sobald ich mich auf den Folterstuhl setze. Um das Kraut fett zumachen, begab ich mich bei strömenden Regen in den Botanischen Garten, um den gerade in voller Blüte stehenden Taschentuchbaum (Davidia involucrata) abzulichten. Ein wunderschöner Baum mit sehr zarten Grünfarben. In die Abgründe der Schlechtschreibreform geriet ich, als ich mir nicht sicher war, ob es nun scheuzen oder schnäuzen heißt. Dürfen sich nur noch Männer mit Schnauzbart »schnäuzen«, seit es nicht mehr »schneuzen« heißt?

Da der 1. Mai vor der Tür steht, nutze ich ein Taschentuch als "Winkelement" und winke allen Freunden zu.



Winke Winke Villa

26.04.09

So langsam artet es in Freizeitstress aus



























...und ich sehe inzwischen wie eine Schleiereule aus, die froh sein kann, morgen wieder im dunklen Bunker untertauchen zu dürfen.

Der Samstag gehörte den Freunden aus der befreundeten Kreisstadt. Wir hatten zu Caveman eingeladen. "Der Amerikaner Rob Becker schrieb mit CAVEMAN das erfolgreichste Solo-Stück in der Geschichte des Broadways. Nachdem CAVEMAN in den Vereinigten Staaten Millionen von Besuchern begeistert hat, feiert der moderne Höhlenmann weltweit sensationelle Erfolge." Vorab stärkten wir uns im Stielbruch, wie immer eine zuverlässige Bank, wenn es darum geht eine solide Grundlage für eine längere Nacht zu schaffen. Beim abendlichen Spaziergang über den Markt, erfreuten wir uns an den wunderschönen rotblühenden Kastanienbäume. Die Aufführung war vergnüglich, ich hatte sie mir einen Tick intelligenter vorgestellt, aber bei vielen Szenen dachten wir alle: Ja, genau so ist es!
Leider mussten die Freunde danach gleich abreisen, sie sind seit heute Morgen auf dem Weg nach Amsterdam. Dass ich nachts noch über den roten Teppich des Planetariums schritt, lag am Full Dome Festival, welches dort stattfand.

Eine äußerst spannende Angelegenheit und wen es interessiert, der schaut hier:
FullDome Festival im Planetarium Jena
Wir haben es auf dem Heimweg noch geschafft, Flieder zu klauen und als der Gatte mir zu Hause seine bisher schönste gezüchtete Hibiskusblüte überreichte, wusste ich...der Abend hat ihm gefallen.
Villa mit Blüte im Haar in der heimischen Höhle gelandet

25.04.09

"Magie des kurzen Augenblicks" das 10. Jenaer Kurzfilmfestival

Nach einer sehr unangenehmen Wurzelzahnbehandlung gönnte ich mir gestern, bei wunderbarem Frühlingssonnenschein, das 1. Spargelessen auf dem Markt und erwarb ein Kilo des von mir so geliebten Liliengewächses. Dieser wird nun leider verholzen oder verschimmeln, denn Zeit zur Verarbeitung bleibt mir einfach nicht.
Seit ich vor einiger Zeit dem Fernsehen in seiner unerträglichen Form abgeschworen habe, war der Nährboden bereitet, mich wieder auf Leinwandmagie einzulassen. Speziell für das 10. Jenaer Kurzfilmfestival wurde das älteste Kino Jenas in seine ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt. Mein Spargel und ich begaben sich ins Astoria Kino zum 1. Block des Wettbewerbs. Was dann kam, war atemloses Staunen meinerseits. Gebannt und fasziniert verfolge ich die acht Kurzfilme, alle mit einem eigenwilligen, verstörenden aber auch versöhnlichen Blick auf diese unsere Welt. Diese Dichtheit, das Potenzial und die Kreativität machten es mir schwer, mich für einen Sieger zu entscheiden. " Der "Untermieter", "Milbe" und "Hundesöhne" waren so wie sie gezeigt wurden meine Favoriten.
Bis "Birth" kam. Obwohl in Englisch und eine Animation (IT/USA, 2009) kreuzte ich diesen Beitrag als meinen Sieger an. Ich habe es sehr bedauert, dass sie Kulturorganisation im Städtchen es mir nicht ermöglichte, auch den zweiten Wettbewerber Block an diesem Abend zu erleben. Schade! Auf dem Markt animierte Heike Besen inzwischen schon zur Kneipenmeile und die wollte ich ja auch nicht verpassen. Wer möchte, kann hier bei Cellu làrt X heute ab 15.00 Uhr den Livestream einschalten und sehen was im Astoriasaal passiert. Vielleicht schaffe ich es ja am Sonntagabend bei der Preisverleihung dabei zu sein.

Der Magie des kurzen Augenblicks verfallen Villa und ihr Spargel

Kneipenmeile 2009

Als wir uns gegen 20.00 Uhr in der Innenstadt trafen, galt es festzulegen, welche Gruppen und Kneipen wir aufsuchen wollten. Alle 13 Bands hätten wir nie geschafft und weniger ist manchmal mehr, zumal wir sie ja ab 24.00 Uhr zur gemeinsamen Session sehen würden. Also legte ich mehr oder weniger die Route fest und sollte ich dabei jemanden überfahren haben, Sorry. Wir begannen in der "Kaffeerösterei" mit Ungarns erfolgreichster professionellen Jazzband. Danach begaben wir uns in "Die Kneipe" zu den Lokalmatadoren aus Weimar: "Brass up", eher eine Persiflage auf Jazz. Sag lieber M&M, kann Bernd überhaupt noch die Texte singen, die er spielt? Sein ewiges Schuwieduwieduschwabbeldibab brachte zwar viel Spaß unters Publikum (echt, der Spaß war bei euch am Größten), aber mit gepflegtem Dixieland hatte es nicht mehr viel gemein. Diesen hörten wir dann in der "Carlsberg Sportsbar" und im Med-Club mit den "Dixielanders Jena" und der "Kasseturm" Jazzband. Die absolute beste Band "Barcelona Hot Angels" aus Spanien haben wir als Soloband nicht erlebt und was uns da entgangen war, zeigte sich bei der großen Session im Volksbad. In Sachen Kollektivimprovisation war der jugendliche Matador an der Klarinette der Publikumsliebling schlechthin. Etwas verwundert waren wir über das riesige Polizeiaufgebot in der Stadt, gelten Dixielandhörer etwa zu den besonders aggressiven Musikliebhabern? Das von mir geschätzte Durchschnittsalter der Zuhörerschaft spricht eigentlich dagegen.

Eine Freitagnacht bis 2.00 Uhr voller New Orleans Jazz, Chicago Dixieland, Harlem Jazz und Swing-Dixieland erlebt von Villa

24.04.09

Fidelius mit 1000 Metertunnelblick

Dass der Gatte den Tunnelblick hat, habe ich immer gewusst. Gestern bekam er ihn aber exklusiv bei einem Pressetermin, im Jagdbergtunnel für die neue Autobahntrasse der A4 bei Jena, geboten. Die Marke von 1000. Meter Vortrieb wurde gefeiert und am 9. Mai ist " Tag der offenen Tür" auf der Großbaustelle. Dem Wahlfranken Roberto sei gesagt, dieser Termin wird sooo einmalig sein, denn die nächste Gelegenheit gibt es erst wieder 2012 wenn das Projekt Tunnel fertig gestellt ist. Die spezielle Tunneltechnik hat auch den Gatten beeindruckt und da auf der Baustelle bis zu sechs Mal pro Tag gesprengt wird, war ich froh, ihn im "Ganzen" wenn auch mit ausgeprägtem Tunnelblick (was nicht unmittelbar wichtig ist, verschwindet auf dem Weg durch die Hirnsynapsen im Datennirvana) zurückzuhaben.
Villa mit Panoramablick

Jazz in den Wolken


Jazz in den Wolken war der Auftakt des kleinen, aber anspruchsvollen, traditionellen Festivals, dem 13. Dixieland Meeting Jena und das von mir so geschätzte Turmrestaurant zum 1. Mal Spielstätte der Meile. Leider blieb der Service an diesem Abend etwas auf der Strecke. Im Scala korkt der gute Pawis Wein nicht, darum wird er erst gar nicht zum verkosten angeboten und überhaupt wir sollten ja dem Jazz lauschen und nicht feiern... Das Personal jedenfalls war nicht bereit, uns kontinuierlich und freundlich zu bedienen und Phillipp, der sonst absolut nicht knauserig mit Trinkgeld ist, meinte, so wenig hätte er noch nie gegeben. Aber zurück zum Thema. Mit Trio Harmony und Jazzin`Screwballs erlebten wir erfahrene Jenaer Jazzer mit großer Spielfreude. Bei der Abschuss Session bewies unser lieber Tubanist, dass er auch vocalis begeistern kann. Heute Abend spielt er in einer anderen Formation und wir werden versuchen ihn und die 16 anderen Teilnehmer live zu erleben.


Die Aussicht vom Turm war etwas wolkenverhangen, nicht umsonst hieß es ja "Jazz in den Wolken". Karl Valentin sagte einmal: ""Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."

Schönes arbeiten lieber M&M wünscht dir Villa

22.04.09

Viva Venezuela







Unter dem Motto "Viva Venezuela! Land der Bolivarianischen Revolution" waren wir gestern im Campus der Uni zu einem Vortrag und Diskussion mit der Botschafterin der Republik Venezuelas in Deutschland Blancanieve Portocarrero. Sie erzählte von den tief greifenden Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Kultur ihres Landes. Während in unserer Medienlandschaft die Infos z. B. über Alba (ein Zusammenschluss von Ländern wie Kuba, Bolivien, Nicaragua, Dom.Rep, Ecuador, Haiti...) sehr spärlich sind, war es sehr interessant, ihren Standpunkten zu zuhören. Ein wenig polemisch war sie, aber voller Feuer für ihr Land. Der anschließenden, lebhaften Diskussion ging sie nicht aus dem Wege und so sprengte der Zeitablauf den Abend. Einige Fragen, die für uns nach der Venezuelareise offen waren, bekamen wir beantwortet. Auf die weitere Entwicklung dieses Landes sind wir sehr gespannt.
Viva Villa

12.04.09

Zwei Edelfrauen bei der Königin des Saaletales


Im Mittelalter war die Aufgabe der Edelfrauen, bei Hoffesten für die Unterhaltung und Friedfertigkeit der stets kampf- und streitbereiten Ritter zu sorgen. Da sich unsere Ehrenmänner höchst ritterlich um ihre Mütter kümmerten, beschlossen wir Hofdamen, zu unserer Zerstreuung und Ergötzung den Mittelalterspektakel auf der Leuchtenburg beizuwohnen.

Wir trafen auf Händler und Handwerker, Possenhauer und Quacksalber, genossen die schöne Aussicht und tranken unseren Met in der Burgschänke. Auch der Osterhase persönlich nahm Emanuela auf in den Arm. Beim Aufstieg auf den Burgturm sah ich an den Wänden unzählige Nackedeis, vorsorglich angebracht um den Männern ihre Höhenangst zu nehmen. Unsere Herzen schlugen höher bei der Kahlaer Porzellanausstellung, die neue ESS-Klasse "Elixyr" ist ein wunderschönes Geschirr. Für Kurzweyl der Edelfrauen sorgten die Musikgruppen LaiQuendi und Cultus Ferox. Letztere waren so richtige Sackpfeifenrocker und brachten mir die Musikrichtung Mittelalter-Rock näher. Ein Schauspiel mit Max Gaudio erlebten wir auf der Sonnenterasse der Burgschenke. Fast in Ohnmacht gefallen wäre ich beim Augenaufschlag und Ritterkampfes der Gruppe Equites. Leider war mein Held kein Raubritter, sonst hätte mich dieser Edelknabe ohne Furcht und Tadel als Dulcinea erkannt. War bestimmt auch gut so...das Gefangenen-Verlies auf der Leuchtenburg ist sehr gut in Takt. Warum der Knappe (Bild unten) allerdings mit einem RWE-Beutel herumlief, daran und an John-mit-H´s Osterrätsel rätsele ich noch.
Unbeschadet wieder in der heimischen Burg gelandet Villa
PS. Danke Emanuella für den schönen Tag

09.04.09

Bel Ami Eröffnung in der Wagnergasse


Vom Morgen bis zum Mittag wurde noch kräftig gearbeitet, am Abend war es schon gut besucht, das neu eröffnete "Bel Ami" im Entree der Kneipenszene Jenas. Natürlich war ein Testessen Pflichtprogramm für uns. Das Personal zeigte sich unserer Kritik sehr aufgeschlossen und vielleicht finden sich unsere Anregungen auch auf der Speisekarte wieder.

"Hier im BelAmi freuen wir uns, Sie bedienen zu dürfen. Reisen Sie mit uns in die Welt zwischen Vietnam und Frankreich, eine kulinarische Erfahrung, die wir mit Ihnen teilen wollen."
Wir waren gespannt und der 1. Gang war eine Aufmerksamkeit des Hauses (immer wieder eine nette Geste). Die Bel Ami-Suppe war wohlschmeckend, aber leider zu kalt. Unser gemeinsamer Vorspeisenteller, eine Variation von selbst gerollten Frühlingsrollen war ohne Fehl und Tadel und die dazu gereichten Dips kamen sehr authentisch (lecker) über den Tisch. Als Hauptspeise wählte ich Penne mit Rinderfiletspitzen in Steinpilzrahm. Alle wissen ja um meine Pilzvorliebe und die Steinpilze waren der Hammer schlechthin. Ich musste anschließend den Kochmeister verhören, wo in aller Welt er frische Steinpilze her hatte. Allerdings wieder das Manko die Speisetemperatur, da besteht eindeutig Verbesserungsbedarf. Bei der Nachspeise wählte ich ein frisches Mango-Lassi und war sehr zufrieden damit. Auch die anderen am Tisch bestellten Nachspeisen sprachen mich optisch und geschmacklich an. Der Löffel kreiste unentwegt über die verschiedenen Nachspeisen. Von seinem eigenen Produkt überzeugt, spendierte uns der Juniorkoch noch ein Erdbeertiramisu an frischem Obst und er wusste wohl warum. Begleiten ließ ich mich an diesem Abend von einem Saale-Unstrutwein vom "Weingut Thürkind", auch keine schlechte Wahl.
BelAmi ist französisch und bedeutet schöner Freund, möge es uns dies werden! Die Lage, das Personal und die Speisen sind ein guter Grundstock, um aus dem BelAmi eine Goldgrube zu graben. Wir bleiben gespannt.
Villa, Restaurantkritikerin in spe
PS: Die geklaute Speisekarte lege ich beim Osterfrühstück unauffällig zurück.

Auf Bauhaus-Spurensuche


Als Bauhaus-Gründer Walter Gropius 1924 anfing in Jena zu bauen, bezweifelte der damalige Stadtbaudirektor, dass diese progressive Art des Bauens Kunst wäre, sondern befürchtete die Bauten wären eine exorbitante Gefahr zur Verschandelung des Stadtbildes. Viele Projekte verhinderte dieser Kleingeist, aber nicht alle und so begaben wir uns auf Spurensuche. Die Mensa, das Abbeanum, und das alte Theater kennen wir ja alle, aber die beiden im Original erhaltenen und sorgfältig sanierten Villen am Südhang der Sonnenberge suchten wir letzte Woche auf. Unabhängig vom derzeitigen Bauhaus-Fieber in Jena und Weimar, ist Francesco seit Jahren Fan dieser Architektur. Besonders die Lichtdurchflutung, die auffälligen Flachdächer, die klare Formensprache gefallen ihm. Mir gefallen eher die Künstler dieser Epoche Klee, Feininger, Schlemmer, Macks und Kandinsky, die immer wieder zwischen 1917 und 1933 in Jena ausstellten. Wir einigen uns so: Francesco baut unsere Alters-WG im Bauhausstiel und ich hänge Kandinsky und Konsorten in unsere Gemeinschaftszimmer. An die Bilder komme ich ja leicht ran, sind sie doch während des ganzen Jahres im Städtchen ausgestellt. Vieles ist inzwischen im Stadtbild verschandelt (Lobeda...) die Bauhaushäuser sind es nicht, seeliger Herr Stadtbaudirektor!
Villa, die ihr dickes Osterei noch in ihrer Gründerzeitvilla sucht