Das 10. Mal in Folge verlebte ich meinen Herbsturlaub mit Freunden in Dänemark. Die kleine Nordseeinsel Rømø, die wir über einen Damm erreichten, bot auch in diesen Novembertagen viele Möglichkeiten im Freien die Natur zu erleben.
Ein großes Highlight war die spannende Wattwanderung zu den Austernbänken vor der Küste. Flämming, unser wettergegerbter dänischer Naturführer, begleitete uns bei Ebbe durch den schwarzen Modder des weiten, weiten Watts. Nicht alle unsere Gummistiefel waren so dicht, dass die Füße trocken blieben. In dem schlickigen Untergrund gab es immer wieder kleine Wasserläufe, in denen man zu versinken drohte. Als wir die ersten Muschelbänke erreicht hatten, war das Ernten eine kalte, nasse Angelegenheit. Die Biester hingen oft in größeren Klumpen zusammen und an ihren scharfen Kanten konnte man sich leicht schneiden. Wir sammelten die Schalentiere reichlich in unsere Eimer. Die Pazifische Felsenauster (Crassostrea gigas) hat sich erst in den letzten Jahrzehnten auf den Nordseebänken breit gemacht und sie stören durch ihre Bio-Invasion das ökologische Gleichgewicht der Wattlandschaft. Klimaerwärmung (steigende Meerestemperatur) macht`s möglich. Jeder kann für seinen eigenen Bedarf den Hauch von Salzwasser, Muskelfleisch und Luxus einsammeln. Nur die Gezeiten bestimmen den Aufenthalt. Die ersten Exemplare haben wir roh vor Ort probiert, doch einige meiner Freunde haben sich so vor dem glibberigen Inhalt geekelt, dass sie sich nicht überwinden konnten, sie lebend zu verspeisen.
Zurück aus dem Watt erzählte uns Flämming in der alten Trøjborger Schlossruine viel Wissenswertes über die Austern, ihre Geschichte in Dänemark und ihre Verarbeitung. Es gab wohl auch Zeiten, in denen der dänische König das Sammeln der Nordseeaustern für das gemeine Volk unter Todesstrafe stellte. Mit einem speziellen Austernmesser öffnete er uns die Austern, die wir mit Zitrone und Sekt zu uns nahmen. Die Austern bleiben auch nach dem Ernten einige Tage frisch, allerdings halten sie an der Muschel- Kalkhülle sehr fest und ergeben sich nicht so leicht ihren Fressfeinden. Wir haben einen großen Teil auf den Grill gelegt und sehr kreative Dipps dazu serviert. Der Gatte war verschlossen wie eine Auster und entsagte der Leibspeise der Reichen vollständig.
Villa, die nachts von lebenden Austern im Bauch träumt.
Das wunderschöne Herbstwochenende veranlasste mich, meiner selbtgewählten Dokumentationspatenschaft über den neu angelegten Weinberg am Fuße der Kunitzburg nachzukommen. Und sie sind wunderbar gewachsen die 7000 Reben, ca. ein Meter hoch. Allerdings entdeckte ich auch eine üppige, spontane Wildflora (Unkraut), da ist wohl ein kleiner Hackeinsatz von Nöten.
Einmal auf dem Weinweg, beschlossen wir, der Weinstraße an Saale und Unstrut zu folgen und eventuell unsere Vorräte des Jahrganges 2009 aufzufüllen. Unser Ziel war der sehr ambitionierte Winzer Frank Böhme des "Gleinaer Weingutes Böhme", der in den letzten Jahren ein gutes Gespür für Spitzenqualität bewies. Zahlreiche prämierte Weine, Ehrenpreise und die Auszeichnung "Empfehlenswerter Betrieb" im Gault Millau Wein Guide gaben nicht alleine den Ausschlag, sondern unserer vorgeprägter, rein subjektiver Weingeschack. Weinbauern sind oft sehr nett und unkompliziert. Wir platzten unangemeldet, jenseits offizieller Öffnungszeiten, in das Weingut. Obwohl am Vormittag die anstrengende selektive Traubenlese von Hand die Winzer beschäftigte, nahmen sie sich viel Zeit für uns. Frank Böhme gewährte uns Einblicke in seine Betriebsabläufe, seine Umbaupläne und seine Weinphilosophie. Sein persönliches Ziel ist es, auch einen qualitativ guten Rotwein in unseren Breitengraden, also weg vom ausschließlichen Weißweinimage, zu erzeugen. Hilfe hatte er vom Jungwinzer Hendrik Bobbe. Dieser hat gerade seine Ausbildung im Weingut Pawis absolviert, stellt dem Gleinaer Weingut Böhme seine Arbeitskraft zur Verfügung und sammelt dabei wertvolle Keltererfahrung.
Leider war unser Lieblingswein vom letzten Jahr restlos ausverkauft, aber ein paar gute Tropfen konnten wir dennoch erwerben. Am Nachmittag sollten die letzten Trauben geerntet werden und wir wünschen guten Ertrag und uns weiterhin edle alkoholische Traubengetränke.
Auf unseren Heimweg kamen wir an einem riesigen Kürbisfeld vorbei. Die große Vielfalt hat mich verblüfft und an einem kleinen mobilen Kürbisstand erwarben wir passend zu Halloween ein mittelschweres Exemplar.
Inzwischen ziert der Kürbis als Fratze Phillipps Garten, fraglich ist, ob er wirklich böseGeister abzuschrecken vermag.
Wein traf Kürbis, ein Wochenendausflug am letzten Oktobertag - Villa
Alt ist die Kunst der Körperbemalung. Mir fällt da spontan die "Kriegsbemalung", DAS Klischee in alten Indianerfilmen, ein. Ob Bodypainting Kunst ist, bleibt dem Betrachter überlassen und dazu hat er am kommenden Freitag ausreichend Gelegenheit. Fünf Bodypainter, darunter der Weltmeister im Bodypainting, Enrico Lein, werden die allerdings kurzlebigen und eventbezogenen Kunstwerke vor aller Augen in der Goethe Galerie entstehen lassen. Exotisch bunt wird es zugehen auf diesem Body Art Festival und wem das nicht ausreicht, der kann in der Neuen Mitte selbst Modell stehen und sich ein Grusel-Bodypainting auftragen lassen. Halloween lässt grüßen.
Vor einiger Zeit konnte ich im alten Astoria Kino unter dem Markt die sehr erfolgreiche Ingrid Bingler (geb.1941) bei ihrer dreidimensionalen Bodypaint-Performance beobachten. Sie schuf eindrückliche Visionen mit intensiver Farbigkeit.
Wer sich allerdings über die viele nackte Haut empören sollte, hat dazu auf dem Markt die beste Gelegenheit. Die Imaginata und die Staatlichen Berufsbildenden Schule Jena-Göschwitz haben gestern inmitten des Wochenmarktes eine 6 Meter hohe, begehbare "Treppe der Empörung" errichtet.
Wenn in Jena die Köche tanzen, dann haben die Jena-Saale-Holzland-Köche, mit ihrem Vereinsvorsitzenden Lutz Melchert, zu ihrem alljährlichen Köcheball eingeladen. Unter dem Motto "Bewegende Momente" wurde uns ein sehr genussvoller Herbstauftakt geboten. So langsam platzen dafür die Räumlichkeiten im Hotel am Stadion/Thür. Sozialakademie aus allen Nähten, dennoch bleibt diese Veranstaltung fast familiär und nicht abgehoben. Spannend wie in jedem Jahr war die kulinarische Plattenschau der auszubildenden Jungköche. Die Wertungen fielen schwer, alle wussten sich gut ins Licht zu setzen und stellten sich dem fairen Wettkampf. Die aufgetischten Köstlichkeiten waren eine Mischung aus Gaumenfreuden und Kunsterlebnis.
Der stattliche Chefkoch Melchert erwies sich wiedereinmal als perfekter Entertainer, der das Publikum und seine Mannschaft im eigenen Haus gut im Griff hatte. Von Daniel Ficker aus dem 3. Lehrjahr kam die pochierte Lachskreation. Passend zum Thema zeigten die Akteure der Bewegungsküche Jena ihr tänzerisches Können. Die jungen Leute zeigten uns, zu was man körperlich noch in der Lage ist, wenn sich Muskelfleisch noch nicht in Bauchspeck umgewandelt hat. Ein wenig Bewegung nach all dem Probieren, Kosten und Testen ergab sich bei einem Tänzchen mit dem Gatten zur Live-Musik der Band PARTYLINE aus Camburg.
Den Publikumspreis der Ausstellungsplatten erhielt, wie auch in den vergangenen Jahren, das "Gasthaus am See" aus Hainspitz. Dafür meinen herzlichen Glückwunsch.
Newcomer in diesem Jahr waren die Brüder Nico und Danilo Kropf aus dem Burgaupark. Sie interpretierten die moderne Küche auf eigene, unverwechselbare Art. Ihre Gugelhupf-Variationen und die Steinbeißer in der Gemüsematte waren optisch eine Augenweide.
Der Köcheball war eine großartige Veranstaltung und ein ungetrübtes kulinarisches Erlebnis. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Gatte beim Kräutergewinnspiel gewann und in dem Preispaket eine schöne Rennfahrerbrille war. Wenn das kein Glück ist?
Das hohe Lied der Bewegung sang ich am nächsten Tag im Wald, bei Pfifferlingen, Schirmpilzen und Maronen.
Bei dem Kommentargeplänkel um den Seifenkistenbau schickte mir Andreas Koch (Jenaer Ingenieur, Bastler, Filmemacher und LNTler) den Video-Link seines Buddelschiffsbau. Seit einigen Jahren segeln die Narren des traditionsreiche Jenaer Faschingsverein "Lustiges Närrisches Treiben" (LNT) mit dem Segelschiff "Meridiaan" auf Ijsselmeer- und Wattenmeer vor den Niederlanden. Das Projekt "Sailing Kids" ermöglicht jungen Krebs-Patienten der Jenaer Kinderklinik eine unbeschwerte Segelwoche auf der Nordsee. "Kochi" zeigt in seinem Video seinen Buddelschiffsbau der Meridiaan. Etwa 200 Stunden hat er gebraucht die Nachbildung in die große Kümmerlingflasche zu verbringen.
Phillipp wettete mit mir, dass er es schaffen würde, in drei Minuten ein Buddelschiff in eine kleine Kümmerlingflasche zu basteln. Dem achtjährigen Nichtenkind fiel die Aufgabe zu, den Spaß mit ruhiger Hand zu filmen.
Um nicht als frivole Galionsfigur zu enden, setze ich mir heute die Kochmütze auf und begebe mich als Kombüsenjunge auf eine kulinarische Reise. Ziel der Reise werden die Gaumenfreuden auf dem Köcheball der Jena-Saale-Holzland-Köche sein.
Im letztem Jahr sah ich eine schöne Ausstellung Jenaer Stadtansichten in der Rathausdiele. Leider gab es dort keine Flyer oder Visitenkarten des Malers und der russische Name entglitt mir schnell aus dem Gedächtnis. Nicht so seine Bilder! Seither suchte ich in Jenaer Galerien nach den Spuren des mir unbekannten Künstlers. Vergebens! Am Freitag jedoch begegnete mir auf dem Arbeitsheimweg in der Johannisstraße ein junger Mann, sitzend auf einem Schemelchen vor einer Staffelei. An der Art seines Bildes erkannte ich meinen gesuchten Kunstschöpfer. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch und er erzählte mir, dass er ab Samstag in der Kneipengalerie "Zur Noll" eine kleine aktuelle Ausstellung hätte. Leider verpasste ich gestern Valeriy Solovey dort und wie mir Geschäftsführer Andreas Jahn berichtete, hätte er, der sehr bescheidene Maler, keine Eröffnungsvernissage geplant.
Der in Charkow in der Ukraine geborene Valeriy Solovey ist in der Jenaer Volkshochschule als Lehrer tätig und Mitglied des Verbandes Bildender Künstler Thüringen. Seit 20 Jahren hatte er zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, davon 10 in Jena. Hinweise über sein weiteres mannigfaltiges Schaffen fand ich auf seiner russischen Art-Studio-Seite. Ich liebäugele sehr mit einem bestimmten Jenabild, mal sehen was daraus wird.
Wie gemalt war auch das Wetter beim Altstadtfest letzte Woche in Jena. Bei fast sommerlichen Temperaturen war die "Gute Stube" stets gut besucht. Während Russkaja den Marktboden in ein schwankendes Oberdeck zu verwandeln schien, empfand ich das Konzert der Berliner Bluesrockband "Engerling" als saft- und kraftlos (Wo waren die Bässe?). Dem Gatten hat allerdings gerade dieses Konzert sehr gut gefallen. Gestern war Schluss mit schönem Wetter, auch wenn mein Lieblings-Tubaspieler Martin Marczinke und die Herren von "Brass up" aus Weimar mit dem Titel " Wochenend und Sonnenschein" tapfer gegen den strömenden Regen ankämpften.
Nicht gemalt waren die mythischen Fabelwesen aus der Welt der Antike in der Goethe Galerie. Bis zum 25. September lief die Ausstellung "Aufruhr der Titanen" der Bernd Wolter Design GmbH. Gigantische Ausmaße erreichten die zehn Titanen von Zentaur bis Pegasus und mir schien, das einzelne große Auge auf der Stirn des 4,50 Meter großen Zyklopen würde mich durch die ganzen Stadt verfolgen.
Mit beiden Augen sehend freue ich mich auf das bunte Kleid des Herbstes - Villa
Aber bloß gut, dass ich meinen Helm beim ersten Winzerlaer Seifenkistenrennen einem jungen Mann mit einer Art Dreirad lieh. In der ersten Kurve schon lag sein Gefährt auf der Seite und der Helm war um eine ordentliche Schmarre reicher. Glück gehabt. Er war so freundlich, ihn mir durch einen Fahrerkollegen in letzter Minute wiedergeben zu lassen, und so konnten wir unsere Fahrt noch pünktlich mit per Los zugeteilter Startnummer 6 antreten. Nicht ganz so viel Glück hatte ich mit meiner Schutzbrille, die wurde mir zwar jedes Mal eilig am Ziel von Mitstreitern des Organisatoren-Komitees abgenommen, damit andere Fahrer auch regelkonform bebrillt die sehenswerte Winzerlaer Wasserachse herunter düsen konnten, am Schluss aber (was hatte ich erwartet?) bekam ich sie nicht zurück.
Aber was soll’s! Dabeisein ist schließlich alles!
Nachdem wir gut 3 Wochen unermüdlich nach Feierabend und an den Wochenenden an unserem Seifenkisten-Flitzer geschraubt und geschliffen hatten, haben wir heute an unserem Premierentag doch so manches Lob dafür bekommen. Viele wollten gar nicht glauben, dass wir alles selbst gebaut haben. Aber die eifrige Villa hat ja alles auf ihrer Blogseite dokumentiert.
Das Rennen selbst, war ganz prima abgesichert und auch die Streckenführung konnte begeistern. Immerhin… bei welchem Seifenkistenrennen darf schon angeschoben werden?
Allerdings war die Veranstaltung einfach zu lang. Ehe so die Siegerehrung als letzter Akt begann, hatte sich ein Großteil der Zuschauer auf den Heimweg gemacht, und auch unser jüngstes Teammitglied Lina hatte nach gut 5 Stunden einfach die Nase voll, und mochte die uns auf dem Heimweg eilig nachgetragenen Trostpreise (?) nicht mehr. Zugutehalten sollte man ihr allerdings, dass sie die letzten Tage mit Scharlach zu kämpfen hatte, und ihr die Seifenkistenbauerei wohl auch noch ein wenig in den achtjährigen Knochen steckte. Ich vermute mal, sie hatte ein wenig auf den Titel „schönste Seifenkiste“ spekuliert, aber den gewann ein Team mit einigen großen Spinnen auf ihrem scharlachroten Boliden. Da muß man auch mal aufrichtig gratulieren!
Am Ende durften wir uns immerhin über 6 Stck. Thüringer Waldquell-Gläser freuen. Und, wer weiß, vielleicht bauen wir ja nächstes Jahr eine passende Schrank-BAR mit Rädern dazu. Eine Brille dafür können wir sicher ausleihen.
Veranstalung: 1. Winzerlaer Seifenkistenrennen Zeit: 18.09.2010 12:00-17:30 Uhr Team: Jena lebt , Lina Rabea-Villa-Phillipp Spaßfaktor: hoch Lernfaktor: jede Menge, sollte in Schulen ein Projekt sein Das Beste daran: unsere 1. Seifenkiste, gemeinsam packen wir (fast) alles
Phillipp
Danke Phillipp und weil es so schön war, gibt es noch dieses kleine Video zur Erinnerung.
Am Freitag vor dem Renntag haben Phillipp und ich nochmal einen Urlaubstag geopfert, um die letzten Arbeiten zu verrichten. Sehr nett war die Begegnung mit Bernd Adam, der auch ein phantastischer Fotograf ist und von seinem letztem Urlaub in den Nationalparks Afrikas schwärmte. Er hatte die Aufkleber nach unseren Wünsche gestaltet und das sorgfältige Anbringen dauerte zwei Stunden. Es zeigte sich, dass die tagelange Spachtel- und Schleifarbeit sich gelohnt hatten. Wir hatten glatte Flächen. Viele Kleinarbeiten waren noch vonnöten (besonders das Heißluftbiegen einer Plexiglasscheibe für die Windschutzscheibe), sie verzögerten unseren Probestart bis in den frühen Abend.
Endlich gegen 18.00 Uhr verluden wir die Kiste in den Transporter und starteten zur ersten Probefahrt am Heiligenberg. Es war ein berauschendes Gefühl, am Bach entlang das erste Fahrgefühl zu entwickeln. Leider stellte sich dabei heraus, dass sich die Vorderachse leicht nach oben bog und an der Karosserie schrammte. Also zurück in die Werkstadt und den Fehler beheben. Noch vor Mitternacht schweißte mein unermüdlicher Chefkonstrukteur zwei Türgriffe über die Achse. Völlig verfroren und total übermüdet, versuchte ich ihm dabei zu helfen. Mitternacht war es dann soweit, wir erklärten den Seifenkistenbau für beendet und fuhren für eine Mütze Schlaf nach Hause.
Die Strecke Wasserachse Winzerla empfing uns im Sonnenschein und nach Anmeldung und Startgeldbegleichung wurde uns unsere Starternummer, die Sechs, zugewiesen. Nun kam die Stunde der Wahrheit, würde unser Teil vor den gestrengen Augen des TÜVs bestehen? Es gab keine Beanstandungen und so begaben wir uns zur offiziellen Einweisung und einer Streckenbegehung. Inzwischen war auch schon ein großer Teil unserer Fangemeinde aus Nah und Fern an der Stecke erschienen und wir bedanken uns recht herzlich bei Familie und Freunden. Während der oft langen Wartezeiten kam es zu vielen Fachsimpeleien unter den Tüftlerkollegen und wir staunten, wie kreativ alle Teilnehmer waren. Auch sahen wir die eine oder andere Problemlösung, die wir beim Seifenkistenbau gut hätten gebrauchen können. Allerdings nervten uns zunehmend die unterschwelligen Unterstellungen, wir hätten unsere Kiste nicht selbst gebaut. Gut, dass ich den Werdegang genau dokumentiert habe. Wir hatten hohe Ansprüche an uns und den Bau und ich glaube, wir können zurecht stolz auf unsere Leistung sein.
Sehr gut war die ganze Veranstaltung organisiert und wir danken allen Beteiligten aus dem Stadtteil Winzerla. Vielleicht entwickelt sich ja eine Tradition daraus und es wird als Bereicherung angenommen. Die Strecke eignet sich prima dafür.
Hier ein paar Schnappschüsse von den Fahrerkollegen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt, mein Favorit war das gefleckte Kuhmobil.
Hier der schnellste Flitzer. Da passte einfach alles für eine schnelle Zeit. Glückwunsch!
Dies war die schönste Seifenkiste nach dem Willen der Jury. Glückwunsch!
Das Fahren selbst war ein riesiger Spaß für uns. Beim 1. Durchgang starteten Phillipp und Villa, beim 2. Durchgang Phillipp und Lina Rabea. Immerhin in unserer Altersklasse 3 hat es für den 3. Platz gereicht. Leider sind nicht alle Rennboliden ins Ziel gekommen, aber Gaudi hatten sie alle - vom Kleinkind bis zum Rollatorgeschwader.
Die Auswertung zog sich sehr in die Länge, da besteht im Falle einer Wiederholung eindeutig Verbesserungsbedarf. Fototermine und Interviews gehören nun mal zum Rennsport und bis zur Siegerehrung gab es reichlich davon.
Völlig ausgehungert verlegten wir unsere Aftershowparty auf den Jenaer Markt. Dort findet der traditionelle Herbstmarkt statt und die österreichische Skaband Russkaja hatte ihren großen Auftritt. Die treibende musikalische Mischung war für mich genau das Richtige, um die Anspannung der vergangenen Tage abzubauen. Russkaja -Psychotraktor muss man einfach live erleben. Letztes Jahr in der Kulturarena und gestern auf der Marktbühne waren sie umwerfend. Wir haben den Kosmos erreicht, meinte der Sänger, ich bin auch ein wenig froh, dass sich mein Kosmos nun nicht mehr nur um die Seifenkiste dreht.
Riesengroßen Dank an Phillipp! Du hast dein Versprechen vom letztem Jahr gehalten. Wir haben die Seifenkiste gebaut und sie ist toll geworden. Villa, Team Jenalebt
Nur noch der Freitag bleibt uns, der Seifenkiste den letzten Schliff zu verpassen und das Teil zu testen. Aus Sicherheitsgründen hat Phillipp die Stempelbremse gegen eine Felgenbremse getauscht. Gut so!
Letztes Wochenende hat mir mein Sonderstreckenposten Biggi Aufnahmen der Streckenführung des Seifenkistenrennens in Jena-Winzerla gemacht. Es wird schwierig, unser Doppelgefährt durch die kurvige Strecke zu lenken. Auch die Bremsen müssen dem Gefälle standhalten. Für die rasante Schussfahrt werden 100 Ballen Stroh, 200 m Plasteabsperrzaun, ein Krankenwagen mit zwei Sanitätern vom DRK und Security-Leute sowie Freiwillige und Mitarbeiter der Veranstalter bereitgestellt. Die Rennstrecke wird zwischen 13 und 14 Uhr für eine Probefahrt freigegeben, während die eigentlichen Rennen ab 14.00 Uhr stattfinden. Das Rennfieber in unserem Fahrerlager ist durch die Frage der Tauglichkeit unserer tollkühnen Kiste noch arg gebremst. Endlich haben wir geeignete Räder. Freitagabend trafen die georderten zwei Lastenanhänger im Rennstall ein und ich glaubte nun rollt die Kiste. Aber mein Chefkonstrukteur Phillipp bekam Probleme mit einem Radachsen-Feingewinde. Seine Aussage, die Räder müssten fluchten, war mir unverständlich und da er mich wieder mit Schleifarbeiten beschäftigte, wollte ich lieber flüchten.
Erneut wurden die kleinen Löcher und Dellen verspachtelt und geschliffen. Samstag im Baumarkt wollten wir nun den Farblack und den schützenden Klarlack kaufen. Bei der Farbauswahl sind immer Emotionen im Spiel und ich hatte mich in eine Vespa-Retro-Racing-Farbe verguckt, sportlich und formvergrößernd. Die Unsitte, immer nur ein Stück des gewünschten Artikels vorrätig zu haben und der Satz "das können wir bestellen", bescherte uns eine vergebliche Einkaufstour. Kurz vor Zwölf Uhr mittags erwischten wir in einem Jenaer Autohaus den Maler- und Lackierermeister Karsten Schumann, der uns trotz Umbaustress und Wochenendlaune aus fünf Farbkomponenten das gewünschte Pastellbeige (kein Taxi- oder Krankenwagenbeige) für die Karosserie elektronisch zusammenmischte. Auch der 2-Komponenten-Klarlack gehörte zu unserer Ausbeute.
Unterstützt wurden wir, sowohl moralisch als auch mit Lebensmitteln, an diesem arbeitsreichen Wochenende von unseren Familien. Besuche im Fahrerlager waren immer gerne gesehen und wir wurden ausgezeichnet mit Delikatessen versorgt. Waren es mein kraftloser Schleifarm oder die zu guten Speisen? Als wir uns zu einem Probesitzen am Samstagabend wie die Ölsardinen in den Flitzer quetschten und sich mein Po-tenzial im Wageninneren ausbreitete, war uns der Ausstieg nicht mehr möglich. Minutenlang lachend und weinend zugleich sah mein Rauskommen schließlich doch sehr unelegant aus. Am Renntag hoffe ich nun auf starke Boxenluder (gibt es davon auch eine männliche Form?), die mir betagtem Mädchen unauffällig aus der Soap Box helfen.
Am späten Sonntagabend, zur heiligen Tatort-Zeit, erfolgte die erste klitzekleine Probefahrt. Die Räder haben die Spur gehalten, der Lenkeinschlag ließ einen gewissen Kurvenradius zu und wir hatten die Kontrolle über die Seifenkiste.
Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, unseren Windkanalflitzer in die Königsklasse der Seifenkisten zu führen, es ist kurz vor Ultimo - Villa