27.07.10

Im Schlepptau der Kulturarena

Im Schlepptau des Kulturarena-Schiffs, auf seinem Weg durch die Nordostpassage, ruderte Jochen Distelmeyer am 22. Juli in Jena auf Lyrik-Kurs.

Jochen Distelmeyer (ehemals Kopf der Band Blumenfeld) wächst in seine Rolle als Solokünstler und wurde in Jena von einer kleinen, feinen Fangemeinde sehr wohlwollend aufgenommen. Der erste A-capella-Song "Regen" passte zum Wetter und der Songtext: "Heller Wind und silbern fällt der Regen auf die Welt. Kommt zu mir wie ein alter Freund" entsprach der Arena-Stimmung. Im Konzert gab es etwa ein Drittel alter Blumenfeld-Klassiker und der Rest waren Titel des Albums Heavy (2009) und den Singles "Lasst uns Liebe sein" und "Regen". Ab dem 5. Titel forderte er die Zuhörerschaft mit den Worten "Wir sind verträglich und beißen nicht, kommt nach vorn zum Tanzen, dies ist ein Rock and Roll Konzert." auf, die regenlichten Reihen zu schließen. Vor mir tanzte sich ein wunderschönes Mädchen, mit schwarz/weiß gepunkteten Gummistiefeln, in die lyrischen Songs und lauschte mit geschlossenen Augen dem Songwriter und seinen detailreichen Gesangsmelodien.

Bei der Schifffahrt ist man sehr auf aktuelle Wettervorhersagungen angewiesen und die verhießen für den Auftritt der zwei Fabelwesen "CocoRosie" aus der seefahrenden Nation Frankreich nichts Gutes. Dennoch ließen sich die 2.500 Zuschauer den größten Geheimtipp der aktuellen Indiepopszene trotz Dauerregen nicht entgehen.

Folgende CocoRosie-Konzertbeschreibung stammt aus der Feder von Pest Krause:

"Ihre eigenwillige Mischung aus elektronischer Musik und klassischer Songstruktur wird von zahlreichen ungewöhnlichen Instrumentarien wie Kinderspielzeug, Küchenmaschinen und überhaupt allem, was irgendwie Geräusche erzeugen kann, begleitet. Dabei wechseln sich die Schwestern im Gesang ab, die eine puppenhaft kindlich, die andere mit Opernausbildung im Arien-Timbre. Unterstützt wurden die beiden von einem Beatboxer, der unglaubliche Klang- und Rhythmuswelten nur durch Körpereinsatz entstehen ließ, einem Pianisten und einem Percussionisten und Geräuschkünstler. Die Musik erschien teils esoterisch entrückt, teils ungemein brachial und entfesselt, und im Hintergrund untermalten schräge Animationen und Filmschnipsel die Kunsthaftigkeit des Gesamtkonzepts. Allerdings wirkte dieser Auftritt niemals aufgesetzt und verkopft, denn wenn man zusah, wie die Casady-Schwestern durch ausgelassenes Hüpfen über die Bühne sich und das Publikum gegenseitig aufstachelten, hatte man dann doch den Eindruck einer nie enden wollenden Pyjama-Party."

Auf den Kurswechsel und Abstecher in karibische Gefilde am 29. Juli mit der Band "Sierra Marstra" freue ich mich ganz besonders, hatte ich doch schon dreimal das Vergnügen, auf Kuba den klangvollen Rhythmen zu lauschen.

Ich werde in Erinnerungen zu schwelgen - Villa

6 Kommentare:

  1. Aber ich weiß wirklich nicht, ob das mit den 2500 Leuten bei den schrägen Schwestern stimmte! Vielleicht zählten die Regencapes und Kapuzen doppelt?

    Viel Spaß beim Karibikgefühling! Und lieben Dank noch einmal für die herrlichen Penne, Sie haben so wunderbar gekocht, Holdeste.

    PS: Heben Sie mir bitte das Druckwerk auf?

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  2. Hmm, die Zahl habe ich vom Gatten und der hat sie vom Veranstalter. Nach 19 Jahren kann man in etwa einschätzen wie viele Hanseln sich dort tummeln.

    Druckwerk ist im Tresor verwahrt!
    Es gibt aber auch einen Link zur Online-Ausgabe, wenn Sie wollen, schicke ich die Mailtaube los.

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  3. Ich dachte nur, dass es beim Herrn Distelfinken ebenso viele Hanseln gewesen seien könnten, so gefühlt und so. Aber Sie wissen ja, wie das ist mit den Gefühlen. (Oder um mit Loriot zu sprechen: "Vielleicht stimmt mit deinem Gefühl was nicht!") Apropos: Könnten Sie mir vielleicht die Telefonnummer der wunderbaren Stiefelknechtin gleich mitmailen? Sie wissen doch sicher um mein Faible...

    Winkewinke!

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  4. Ich war selbst beim Herrn Distelmeyer anwesend und mir kamen die Zuschauerzahlen auch gefühlt mehr als 700 vor und trotz aller Kritik in der Presse, war es ein sehr schönes Konzert :) !

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  5. Hallo Watson!
    Ich hätte dich gerne getroffen beim Konzert, es waren ja noch mehr Blogger anwesend.
    Klappt schon mal.
    Von schlechter Presse habe ich nichts gelesen, Distelmeyer polarisiert bekanntlich.

    Also mir hat es auch sehr gefallen.
    Gehst du noch mal in die Kulturarena?
    Ich bin auf dem Sprung zu Sa Dingding und weiß nicht,was mich erwartet.

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  6. Da haben wir uns mehrmals "verpasst" habe wie Du noch Tina Dico und La Brass Banda gesehen + zusätzlich Marit Larsen - jedes Konzert war auf seine Weise wunderbar und ich fand auch das es eine wunderbare Kulturarenareise war. Dir erstmal schönen Urlaub und wir sollten uns wirklich mal treffen, das kann in Jena nun doch nicht so schwer sein :)

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