18.07.10

Shibusa Shirazu Orchestra in Jena - ein Rausch der Sinne

Passepartout macht Kunst im Nu. So geht es mir mit den Musikkritiken und Empfehlungen von Pest Krause. Seine ureigene, skurrile Sprache und der brillante Wortwitz macht für mich die Kritik zum Bravourstück. Vielleicht gelingt es ihm ja, das geniale Spektakel des gestrigen Kulturarenaabends in Worte zu fassen. Mich überkam nach fassungslosem Staunen über das opulente Kunstwerk der 20-köpfigen japanischen Band eine tiefe Freude über das 19-jährige Bestehen der Kulturarena.

Das Kultorchester "Shibusa Shirazu Orchestra" wählte Jena auf seiner EU-Tour 2010 zum einzigen deutschen Spielort. Die Musiker des Jazzorchesters, weiß gekalkte Butoh-Tänzer mit großer Mimen- und Figurenkraft, Go-Go-Girls in ständig wechselnden farbenprächtigen Kostümen, ein Maler, der während des Auftritts ein für Asien so typisches Bild malte, sowie die anmutige Sängerin, die das Publikum zum Schweigen brachte, alle gemeinsam füllten sie Bühne und Theatervorplatz nicht nur akustisch sondern auch optisch aus. Dabei dirigierte der Bassist Daisuke Fuwa (Gründer der Band) sehr eigenwillig das Riesenensemble, ohne jemals die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Musikalisch eine Fusion von allem: Freestylejazz, traditionelle Gagaku-Lieder, japanische Polka, Punk'n'Funk, Balkanska... ein unbeschreiblicher Stilmix. Der Rhythmus änderte sich ebenso abrupt wie die Dynamik, wobei immer noch Raum für solistische Ausflüge gegeben war.


Mit den Worten "Das ist kein Konzert, sondern eine Big-Party" wurden wir Zuschauer aufgefordert, aktiver Teil der aufregenden Bühnenshow zu werden. Majestätisch entstieg der Bühne ein riesiger Zeppelin-Silberdrache und mit seinen offenen Schwingen schien er direkt in den JenTower zu fliegen.
Subtil waren auch die humoristischen Einlagen. Florian Freistetter fragt auf seinem Blog: "Was treibt die Frau auf der Leiter da mit den Bananen?"

Dieses Konzerterlebnis lässt sich nicht leicht beschreiben und es fällt mir schwer zu glauben, dass es noch zu toppen ist. Aber die Kulturarena 2010 steht ja erst am Anfang und ich lass mich gerne weiter überraschen.

Danke, Herr Pest Krause, für Ihre Begleitung, die schönen Geschenke (juchuuu, die freitagsfrischen Melodien sind mein) und den Kaffee.

Vom anderen Ende der Nordostpassage aus Japan kam das Shibusa Shirazu Orchestra in die Saalestadt - Villa sagt ありがとう

5 Kommentare:

  1. Ach, Holdeste, da werd ich ja ganz rot jetze! Und der Dank ist ganz auf meiner Seite: Ohne Sie und Ihre Menghämmer Hälfte hätte ich ja gar nicht dokumentierend vor Ort sein können. (Und wenn ich so bei Ihnen schaue, wäre das auch gar nicht vonnöten gewesen, weder textlich noch lichtbildnerisch. Also sowas!)

    Aber sagen Sie mal, so unter uns Pfarrerstöchtern: Hatten Sie was im Wein? Ich hatte zwischenzeitlich durchgezählt und "nur" zwanzig Leute auf der Bühne gesehen! Aber gedröhnt haben die für Hundert.

    Bitte um Nachsicht, wenn meine Retrospektive noch ein wenig dauert, aber heute ist Bügel-Tag. Wir sehen uns im nächsten Jahr am Balaton oder eben die Tage im Arena-Rund.

    AntwortenLöschen
  2. Na ja, auf das Ding mit dem Drachen haben sicher die Puhdys sie gebracht, aber sonst... Alle Achtung! Eine breite Pallette. Das wurde mir so richtig klar, als ich mir das Video auf der von Dir verlinkten Seite angeschaut habe, und das habe ich nun wiederum bei mir mit dir verlinkt und würde es auch gerne noch mit Herrn Krause, wenn er dann mal...

    Sehr liebe Grüße
    Chris

    AntwortenLöschen
  3. @ Pest Krause

    Ups, die Akteure zogen sich so oft um, da habe ich sie wohl doppelt gezählt.
    Nur nicht hetzen blogtechnisch, ich habe die halbe Nacht Fotos gesichtet und erhole mich nun auch beim Bügeln.

    Mit Ihnen immer wieder gerne im Arena-Rund.

    @ Chris

    Schön, dass du das Video verlinkt hast. Meine Ladezeiten waren so grottig, ich musste abbrechen.
    Die Musik war schon sehr speziell und das Hantieren mit den Lindenwürmern war mir in Asien schon öfter untergekommen.

    Guten Umzug an den Pariser Platz

    AntwortenLöschen
  4. Noch ist es nicht so weit. Noch darf ich ein bisschen im Tiergarten bleiben. Ich glaube, im September oder Oktober werden wir unser "Ausweichquartier" beziehen.

    Tradition, meinst Du?
    Nee, nee.
    Geh zu ihr (die Stadt Jena ist gemeint) und lass deinen Drachen steiheigen... *gröhl*

    Liebe Sonntagabendgrüße
    Chris

    AntwortenLöschen
  5. @ Nachtrag

    Norbert Krause (noch ein Krause) hat das Spektakel auf Akrützel online sehr schön zusammengefasst:

    "Eine anarchische Augenweide"
    http://www2.uni-jena.de/akruetzel/?p=1783

    AntwortenLöschen