Es war allerhöchste Eisenbahn dieser Frage auf die Spur zu kommen. Erstmals aufgenommen ins Bahn-Nostalgie-Programm, fuhr uns der "Altenburger-Express" (mit dem Dampfross 41 1144 der IGE "Werrabahn Eisenach" e.V. vor dem Traditionszug der DB Regio AG) durch die frühlingshaften, idyllischen und fruchtbaren Böden des Altenburger Landes. Während der Fahrt erzählte mir der 72-jährige Oberkesselwärter Karl-Heinz Klüger, dass er bereits acht Stunden vor Fahrtantritt den Kessel vorgeheizt hätte. Stolz, mit Orden geschmückter Brust, schwärmte er von 30 Jahren Eisenbahnarbeit und auch die anderen Mitglieder des Vereins vermittelten uns die Romantik und das Flair dieser untergehenden Dampf-Epoche.
Am wunderschönen - vom Dresdner Architekten Lehnert im Stile der Neorenaissance entworfenen - Bahnhofsgebäude der Thüringer Residenzstadt erwarteten uns die Führer der Altenburger Brauerei.
Am wunderschönen - vom Dresdner Architekten Lehnert im Stile der Neorenaissance entworfenen - Bahnhofsgebäude der Thüringer Residenzstadt erwarteten uns die Führer der Altenburger Brauerei.
Brauereimuseum, Sudhaus, Filtration, Flaschenkeller und Ziegen-Streichelzoo waren Teile der Besichtigungstour. Besonders das sehr geräumige, 1914 im Jugendstil erbaute Sudhaus, wo der beliebte Gerstensaft angesetzt wird , gefiel uns mit seinen schönen, historischen Kupferkesseln. Wir erfuhren außerdem, dass alle verantwortlichen Posten der Brauerei, von der Geschäftsführerin über die Braumeisterin, Prokuristin bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit unter der Fuchtel des weiblichen Geschlechts lägen und diese "bösen" Frauen ein völliges Alkoholverbot für alle Mitarbeiter während des Dienstes verhängt hätten. Immerhin wollen 28000 bis 30000 typische Bügelflaschen pro Stunde abgefüllt werden und da kann man sich keine Pannen erlauben. Die Zeiten des berüchtigten "Altenburger-Flockenbräu" sind wohl endgültig vorbei.
Grau ist alle Theorie und so wurden wir in der alten Tenne zu frisch gezapftem Bier vom Fass und einem rustikalen Imbiss geladen. Dort hätten wir auch die restlichen Stunden bis zur Abfahrt des Zuges verbringen können, aber wir entschlossen uns recht schnell die Chance zu nutzen, Altenburg etwas näher kennenzulernen. Mit meinen lieben Kollegen wanderte ich zum Altenburger Residenzschloss, wo wir aus dem "Bachsaal" Töne der berühmten Trostorgel vernahmen. Auf den Hausmannsturm zu steigen, weigerten sich die meisten, dabei erleichterte uns ein stufenloser Wendelgang den Aufstieg zum Turmzimmer. Entspannter war dagegen der Spaziergang durch den Schlosspark. Die Wege der im englischen Stil angelegten Parklandschaft führten uns an der Orangerie, dem Teehaus, dem Mauritianum und dem Lindenau-Museum sowie einem herrlichen und vielfältigen Baumbestand vorbei.
Die Wettiner-Straße, die uns wieder zum Bahnhof führte, war gesäumt von prachtvollen Gründerzeitvillen, allerdings mit zum Teil fortschreitenden Verfallserscheinungen und ein Café à la "Stilbruch" suchten wir vergeblich. Die Bierstadt Altenburg tut sich schwer mit der Versorgung mit Tee- und Kaffeegetränken. Nur gut, dass ich eine geschäftstüchtige Asiatin in den Nähe des Bahnhofs bat, ihren Garten vorzeitig für uns zu öffnen und sie mit erfreulichem Fleiß all unsere Wünsche erfüllte. Xièxienín, Dank Ihnen Frau Duong Hong.
Vor Abfahrt des Sonderzuges hatten wir Gelegenheit, den Führerstand des Stahlrosses zu erklimmen und dort roch es herrlich nach Kohlenrauch, Dampf und Schmieröl. Nach Abfahrt machte der Zug noch eine Notbremsung, weil die Brauereichefin persönlich die letzten Biertrinker zum Bahnhof kutschiert hatte und diese Herren mit hängender Zunge, schnaufend wie unsere Dampflok und etwas aus dem Gleise geraten den Altenburger-Express gerade noch erreichten. Diese Brauhaus-Atmosphäre bestimmte auch die Rückfahrt und wir hatten etwas Mühe unser Zugabteil vor bierseliger Zudringlichkeit geschlossen zu halten.
Während der gesamten Hin-und Rückfahrt standen die Eisenbahnromantiker entlang der Strecke und freundlich grüßten wir in die Kameras.
Den Gatten beglückte ich mit Altenburger Festbier und dem Wunsch, dieses Ereignis mit dem "Rotkäppchen-Express" zu wiederholen, welcher nach Freyburg an der Unstrut fährt und mir der Wein dort einfach besser schmeckt als dieses untergärige Beruhigungsmittel.
Vom Führerstand der Dampflok Villa
Liebe Villa,
AntwortenLöschenDas muss ja ein toller Ausflug nach Altenburg gewesen sein.
nachdem es schon gestern in Weimar zwei Stunden nach unserer Ankunft angefangen hatte zu regnen, und der Niesel auch heute nicht aufhören wollte (besonders ärgerlich an einem Montag, da fast alle Kultureinrichtungen geschlossen sind), haben Jacky und ich uns spontan in den Regionalzug Richtung Altenburg gesetzt, und sind das Viertelstündchen nach Jena rüber gefahren, wo es tatsächlich nicht geregnet hat und wir in der Wagnergasse im Stilbruch einen Kaffee trinken konnten. Abends genießen wir die Saale-Unstrut-Weine.
Liebe Grüße
Christa
Leider, leider ist das Wetter heute auch grau in grau. Ich hoffe ihr lasst euch Weimar durch das schlechte Wetter nicht vermiesen.
AntwortenLöschenEs sind wohl die Eisheiligen am Start.
Noch schöne Stunden auf Goethes Spur und liebe Grüße aus "Jena – Goethes liebes, närrisches Nest"
Wir waren heute im Schlossmuseum, und als wir anschließend einen ausgedehnten Spaziergang durch den Ilm-Park machten, kam für einen Moment sogar die Sonne durch. Wir haben den schönen Park sehr genossen. Jetzt, auf dem Rückweg ins Hotel, hat es wieder angefangen zu regnen. Uns bleibt noch der Tag morgen, und wir werden ihn nutzen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Chris
Mann, Villa - bist Du produktiv!
AntwortenLöschenWenn man mal 'ne Weile nicht auf Deinem Blog war, kommt man ja nicht mehr nach! ;-)
Aber man spart sich so manchen Ausflug, über den Du so gekonnt berichtest. ;-o
Gruss Kochi
(momentan mal wieder leicht kränklich)
@Kochi
AntwortenLöschenLeicht kränklich klingt nicht gut...
Ich hoffe Sonnenwetter zu Pfingsten kann Abhilfe schaffen.
beste Genesungswünsche von Villa