14.11.09

Martinsgansessen in Jena

Den traditionellen Festtagsbraten zu St. Martin am 11.11. probierte ich im "Haus im Sack". Wieder habe ich feststellen können, dass die Betreiber dieser Gaststätte, Jenas graue Gastro-Wüste grüne Gastro-Wiese erfolgreich begrünen.


Nachdem ich noch im September diese launischen Schnabelschar kreuz und quer über Thüringer Wiesen jagte (aktives Muskelfleischtraining), wollte ich am Martinstag das Ergebnis überprüfend auskosten. Dass sie sich wirklich auf heimischen Wiesen fett gefuttert hatten, dessen vergewisserte ich mich höchstpersönlich vor dem Mahl in der Küche.

Viele Legenden und Bräuche ranken um die Martinsgans. Vom ritterlichen Reiter, der mit dem frierenden Bettler den Mantel teilt und sich später im Gänsestall versteckte, um der Wahl zum Bischof zu entgehen bis zur watschelten Schnatterschar, die seine Predigt störte ist die Rede.
Mir leuchtet am meisten diese volkstümliche Erklärung ein: Hauptzinstag

Am Martinstag begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, dem Gesinde wurden die Löhne gezahlt, neue Pachtverträge wurden geschlossen und Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten, wie an Lichtmess, den Dienstherrn wechseln. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das aus Kostengründen nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden sollte. Dazu gehörten die Gänse; so ergab sich der Brauch, am Martinstag Gänsebraten zu essen. Die Gans war auch eine bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn, Tribute waren oft bezahlbar in Form von Gänsen.

Nun, mein Zinseszins wird das Hüftgold sein, welches ich im Laufe der Zeit anhäufe, aber Gold liegt ja zur Zeit bekanntlich GANS hoch im Kurs.


Im Sack wird die kulinarische Tradition mit Geschichte zu Kartoffelklößen, Wirsing und Rotkohl serviert, sehr reichlich und gut gewürzt. Auf Gänsewein (Wasser) haben wir verzichtet, stattdessen den guten Tropfen von Saale/Unstrut gewählt.

In Indien steht die Gans als Vogel der Weisheit und Reinheit in allerhöchstem Ansehen. Wenn man da als Großgans bezeichnet wird, als Mahahamsa, dann ist das ein unglaubliches Kompliment.

Gänseliesel Villa

9 Kommentare:

  1. LOLOLOLOLOL

    Ich kann nicht mehr. Du Gänse über die Wiesen jagend??? Na, immer noch besser als von den Gänsen gejagt zu werden, was auch schon vorgekommen sein soll. Allerdings wäre auch das aktives Muskeltraining gewesen.

    Beim Gedanken an Gänsebraten läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich sollte in diesem jahr rechtzeitig einen Tisch bestellen, und den Genuss mit einem Winterspaziergang auf der Pfaueninsel verbinden.

    Liebe Wochenendgrüße
    Chris

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  2. Mhm, welch ein mundwässernder und informativer Beitrag, herzlichen Dank, Sie Liesl!

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  3. @Christa
    Ja, der Gatte fand es nicht so prickelnd, als ich die kleine Elektrohürde überwand und die Gänse in Formationen über die Wiese trieb. Es waren ca 1000 Tiere und ihre Lauflinien haben mir gefallen. Sie ließen mich bis auf wenige Meter heran, nicht auszudenken, wenn sie sich gegen ich zusammengerottet hätten. Aber es heißt ja "Dumme Gänse".
    Was macht das Buchprojekt?
    Phillipp war ja dabei, bei der Gänseparty, leider hatten wir keine Gelegenheit uns darüber auszutauschen.
    Dem Gatten tische ich heute Fasan auf und der ist soooo klein.
    Bei deiner Kreisler Biographie Besprechung erinnerte ich mich spontan an unsere Wanderung und dein Lied von den Tauben.
    Wir haben immer noch keinen Termin!
    Hier scheint die Sonne und es ist 10°C war...für November vortrefflich.

    Grüße nach Berlin

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  4. @Herr PestKrause

    Ich hoffe auch ihre Fettreserven geben Ihnen Kraft auf Ihrem Weg, mental scheinen Sie ja kraftvoll zu sein.

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  5. @Chris

    Der Schuss ging nach hinten los!
    Als ich gerade unseren in freier Wildbahn erlegten Fasan von seinem noch üppig vorhandenen schwarzen Federkleid befreite, sah ich mich mit unzähligen Schrotkügelchen konfrontiert. Da ist jemand ganz auf Nummer Sicher gegangen und hat das arme Tier durchlöchert wie ein Sieb.
    Ich habe ein Loch im Zahn und hoffe die von mir übersehenden Schrotkugel legen sich nachher beim Essen vorsorglich in dieses. So spare ich mir eine neue Amalgamfüllung...blödes Ökovieh das!

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  6. Fasane...
    sind halt klein. Also einen Fasan pro Esser sollte man da schon rechnen [lacht]. Ein Märchenkönig braucht mindestens zwei. Das kannst Du bei den Brüdern Grimm nachlesen.

    Und was nun die Schrotkügelchen angeht...
    die pflegte ich als Kind in Hasen zu finden, die mein Großvater beim Skat gewonnen hatte. Das regte meine Fantasie, Skatabende betreffend, kräftig an uns stilisierte den Opa zum Helden.

    Nee, Termin haben wir noch nicht, und der November ist auch schon halb rum. Phillipp hat auch schon gefragt, wann ich bei Dir anreise - auch wegen einer damit vielleicht zu verbindenden "Buchbesprechung". Es geht nämlich voran. YEP!
    Ich siteze halt arbeitsmäßig so auf den Kohlen, den türkischen. Die Workshops zur Ausstellung sind noch nicht terminiert. Das kann aber ziemlich überraschend passieren und auch am Wochenende sein. Bin schon leicht genervt deswegen und bitte um Deine Nachsicht.

    Ganz liebe Grüße
    Chris

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  7. Auch von mir GANZ liebe Grüße.
    Ja, Sie Gänselisel renftiges die Viecher waren ein Schmaus!
    Ganz lecker. Und machen Sie sich bereit, ab Dezember wird am seifenkistigen Boliden geschraubt.
    Vorher allerdings wartet noch viel Arbeit, aber zusammen mit Cuenta ist das zu schaffen. Phillipp
    Gänserennleitung

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  8. Darauf freue ich mich schon!
    Unsere Seifenkiste wird sicher großartig werden und ich werde alles dokumentieren.
    PS brauche dringend noch einen Helm, einen besondern Helm.

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  9. Wenn die Seifenkiste so wird wie Phillipps Seifenkistenzeichnung, MÜSST Ihr gewinnen, aber das Boxenluder mache ich trotzdem nicht.

    Als Helm würde ich Modell "Asterix" vorschlagen.

    Ganz liebe Grüße

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