Für den Gatten ist es stinkendes Grün, für mich ist die urheimische Lauchpflanze, die wild in unseren Wäldern wächst, eine Nahrungspflanze, aus der man sehr leckere Gerichte zaubern kann. Das Gewächs darf für den Eigenbedarf vorsichtig gesammelt werden. Unweit von Jena, in einem malerischen Tal des Tautenburger Forstes, war mein Jagdrevier. Schon die alten Germanen wussten zu berichten, dass heimische Braunbären in rauen Mengen dieses Wildgemüse fraßen und dadurch zu "Bärenkräften" gelangten. Meine Kräfte dagegen schwanden ein wenig bei dem mühevollen Pflücken. Wir waren Anfang Mai etwas spät dran, viele Pflanzen hatten schon ihre weißen, doldenförmigen Blüten ausgebildet, und wenn dies der Fall ist, wird das Aroma noch intensiver und der Geruch fast penetrant. Derzeit werden überall "Lifestyleprodukte" mit diesem Waldknoblauch angeboten, frisch gesammelt schmeckt er aber am besten. Die "Hexenzwiebel" ist leicht zu konservieren, die Blätter einfach zerhäckseln, mit Salz und Öl mischen, so halten sie mindestens ein Jahr.
Unser Sammelort Tautenburg hatte aber noch mehr zu bieten. Auf dem mehrere Hektar großen Dammwildgehege am Waldesrand tummelten sich zahlreiche Jungtiere. Die sonst so scheuen Tiere ließen sich von uns mit frischem Gras anlocken (nein, den Bärlauch habe wir nicht an sie verfüttert) und wir konnten sie beim ausgiebigen Äsen gut beobachten.
Die nächste Station des etwas verregneten Sonntagsausfluges war die Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Leider gibt es am Wochenende dort keine Führungen, dabei hätte ich zu gerne einmal einen Blick in das Observatorium geworfen. So war der Zeltplatz auf der Rabeninsel in Porstendorf unser nächstes Ziel und mit dem aufgeschlossenen Koch des kleinen Bistros Jürgen Horn hatte ich ein nettes Gespräch über Saale-Unstrut-Weine. Nur dort bekomme ich die wunderbaren Weine von der Golmsdorfer Gleisburg, von den Weingütern Wolfram Proppe und Hubertus Hüttig. Selbst die Familie Goethe bezog bis 1826 dort ihr edles Nass.
Vom Campingplatz aus ist es nicht mehr weit zu meinem geliebten Gleistal. Ich war gespannt, ob die Pfingstrosen und Orchideen schon blühen. Die Blütenpracht am Wegesrand ist zwar noch nicht voll ausgebildet, dafür fehlte der Regen, aber die Orchideen standen schon und mein gepflückter Strauß aus Pfingstrosen, wilden Tulpen und Staudensalbei leuchtete in den schönsten Farben.
Im Gasthaus "Zur Kunitzburg" war Stärkung angesagt und wir wollten natürlich auch unbedingt ein Bärlauchgericht verkosten. Leider war die Zwiebel-Tomaten-Bärlauchsuppe nicht nach meinem Geschmack und auf die Nachfrage des Kochs, nörgelte ich etwas herum. Dies wollte er aber nicht auf sich sitzen lassen und zu unserer Überraschung kochte er uns ein neues frisches Bärlauchcremesüppchen gratis. Bravo, das nenne ich guten Service.
Gelegentlich wachsen Maiglöckchen und Bärlauch zusammen. Die beiden Mai-Blüher haben wirklich Blätter, die sich sehr ähneln und eine Verwechslung mit den giftigen Doppelgängern hätte fatale Folgen.
Villa, die sich an ihrem Maiglöckchenstrauß erfreut und heute Bärlauch und frischen Spargel isst.
Liebe Villa, vielen Dank für den schönen Beitrag. Da läuft der Ausflug vom letzten Sonntag nochmals vor meinem Auge ab und was muss ich feststellen, die letzte Station fehlt (SaaleBistro).
AntwortenLöschenAuf jeden Fall fanden meine Schwester und ich den Tag perfekt und wenn wir nicht nächste Woche verreisen würden, stände einer Wiederholung nichts im Wege.
Liebe Esther,
Löschendiese Maiwanderung ist eine schöne Tradition geworden, dabei ist das Wetter fast egal. Für heute wünsche ich dir einen schönen Abend in der Hammermühle und grüß mir den Küchenchef. Ich wünsche ihm alles Gute zum Wiegenfest.