22.10.11

Frank Stella im Depot Jena

Nach dem großen Erfolg der Ausstellung "Darwin im Depot" ist das alte Straßenbahndepot in der Dornburger Straße in Jena Präsentationsort für die weltweit größte Ausstellung eines der bedeutendsten amerikanischen Maler und Bildhauer der letzten Jahrzehnte. Ein Unbekannter ist der 75-jährige Frank Stella in der Stadt freilich nicht, reiben sich doch seit 1996 die Gemüter an seinen fünf Skulpturen der "Hudson River Valley Series", die auf dem Ernst-Abbe-Platz aufgestellt sind. 2001 wurden in der Universität und in der Galerie der Jenoptik AG monumentale Kunstwerke der "Heinrich-von-Kleist-Serie" gezeigt. Frank Stella wurde die Ehrendokterwürde der Universität verliehen. Diesen Titel erhielt vor ihm nur 1905 der Künstler Auguste Rodin.


Der Zigarrenliebhaber aus New York überwachte den Aufbau der 35 Skulpturen und Bilder selbst, immer in dichte Rauchschwaden gehüllt. Sie seien für ihn mit ihren Verwirbelungen Quelle seiner Erfindungsgabe und Fantasie. Rauchkringel und Schwaden hat er in ihren wölbenden Formen oft in seine Werke eingearbeitet.


"Was man sieht, ist was man sieht," sagt Frank Stella und "Abstraktion gibt einem die Gelegenheit, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge ein wenig anders zu betrachten. Es wird eine andere Welt, eine andere Erfahrung kreiert."
Sein Sprung von der Leinwand in die Dreidimensionalität zeugt von großer Experimentierfreude und Anwendung neuer Verfahren in der Kunst, dem "Rapid Prototyping". Die Skulpturen scheinen im Raum zu schweben, bunt, lebhaft, leicht und raumgreifend.






Die Ausstellung hätte in New York, Paris, London oder Madrid gezeigt werden können. Frank Stella entschied sich aus persönlichen Gründen für Thüringen - für Jena. Lasst euch diesen ästhetischen Genuss und die einmalige Gelegenheit nicht entgehen.

Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Depot (freier Eintritt!) gibt es hier.

Die Schau «Frank Stella. Neue Arbeiten» zündet viele Assoziationsfunken, mir hat sie sehr gefallen.
Villa

16.10.11

Blinddegustation im herbstlichen Gewand

Sehr gerne sind wir der Einladung dieser zwei lustigen Gesellen zu einem Herbstfest und einer Blinddegustation gefolgt. Herzlichen Dank an die "Plattenspielerfamilie" für die schöne Idee.


Teilnehmergebühr war ein beleuchtetes Kürbisgesicht und besonders Phillipp hat die Aufgabe mit Hingabe bewältigt. Beim Pilzquiz waren wir eh unschlagbar. In geselliger Runde wurden Weine anhand ihrer sensorischen Merkmale charakterisiert und bewertet.


Wein ist ein schönes Thema im Herbst und es gab kein Grund dem Sommer nachzutrauern.
Rebenfreundin Villa

Mit dem Kochlöffel im Takt - Herbstzauber beim 6.Köcheball in Jena

Sechs Jahre in Folge inszenierte der Vorsitzende Lutz Melchert vom Verein der "Jena-Saale-Holzland-Köche" in der Thüringer Sozialakademie Jena den Köcheball als einen großen kulinarischen Festakt. Der bedauernswerte Paukenschlag in diesem Jahr war leider seine Ankündigung, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Verantwortung für diese schöne Veranstaltung abgeben muss. Ob es eine Fortführung oder Neuauflage des Köcheballs geben wird, ist ungewiss.


Die dargebotenen Schauplatten waren immer ein Genuss für Ästheten und Feinschmecker. Jedes Jahr wieder machte es großen Spaß, die Welt der Gaumenfreuden in Thüringen auf dem Köcheball festzuhalten. Nicht nur der visuelle Aspekt und die Präsentation stand auf dem Prüfstand, der Geschmack wurde auch auf der Zunge eingefangen.

Etwas wehmütig und mit ein paar Tränchen in den Augen dankte Melchert den Sponsoren, seinen Mitarbeitern im eigenen Haus und seiner Familie, die immer an seiner Seite standen und ihn tatkräftig unterstützten. Sein ganz besonderer Dank ging an seinen Freund und den kreativsten Koch seiner Mannschaft, Thomas Gottbehüt. Er überreichte ihm all die Urkunden, Medaillen und Pokale, die er seiner Meinung nach längst verdient hätte. Ein sehr anrührender Moment.

Überragend bei der Plattenschau war wie in jedem Jahr das "Gasthaus am See" in Hainspitz, in diesem Jahr präsent durch den stellvertretenen Küchenleiter Tobias Rahnefeld.



Johann Wolfgang von Goethe sagte: "Aber kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er hinterlässt, ist bleibend."

Für mich war Lutz Melchert die Seele und das Herz dieser Veranstaltung und er hat sich bleibend in meinem Kopf eingenistet. Herzlichen Dank!
Villa

Wie immer: Doppelklick macht Bilder groß

06.10.11

Dem Steinpilz auf der Spur

Die sommerlichen Temperaturen und der herbstliche Morgentau waren die richtigen Wachstumsimpulse für das Pilzwachstum in Thüringen. Leider wird es auch am Abend schnell dunkel und wenn man nach der Arbeit erst in den Wald fährt, muss sich schnell Finderlohn einstellen. Im ersten Wald wurden wir mit reichlich Maronen, Sandpilzen und Birkenpilzen belohnt. Auch ein paar Pfifferlinge und Schirmpilze mischten sich unter die Auswahl. Leider litten ein paar der Exemplare unter dem Heester-Syndrom, da kamen wir einfach zwei Tage zu spät. Unsere Königsdisziplin, die Sommersteinpilzsuche, war in diesem Wald nicht erfolgreich und als wir im nächsten Wald angelangt waren, war die Sonne schon fast untergegangen. Überglücklich stolperten wir dann über ein paar besonders schöne Steinis, madenfrei und fest.


Phillipp erzählte mir während unserer Suche von dem größten bekannten Lebewesen der Welt. Es ist ein Riesenhallimasch, der unter der Erde in Oregon, USA, wächst. Über neun Quadratkilometer groß soll der Monsterpilz sein.

Sehr köstlich war der Pilzbraten - Villa

03.10.11

Kollaps auf dem Brocken

Es lag nahe, das Super-Sonnen-Einheitswochenende (in Jena 27°C) für einen Kurztrip zu nutzen. Meine Wahl fiel auf die höchste Schnittstelle zwischen Ost und West, zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, den Brocken. Der Nationalpark Harz war der erste länderübergreifende Nationalpark Deutschlands. Schon im Vorfeld, bei der Hotelsuche in Wernigerode wurde mir klar, dass es sehr, sehr überfüllt werden würde. Nahezu alle Hotels waren ausgebucht und nur mit Mühe und sehr teuer fand ich ein Hotel, um das müde Haupt zu betten. Wernigerode, die bunte Stadt am Harz, bedient alle Klischees einer gut florierenden Touristenstadt. Das dominanteste Gebäude ist das schön restaurierte Rathaus am Marktplatz und sehenswert all die bunten Fachwerkhäuser.

Die Schmalspur Brockenbahn sollte uns von Wenigerode zum Brocken bringen. Ein wenig Dampf-Nostalgie steckt doch in jedem von uns. Für die etwa zweistündige Fahrt aus der Stadt, hinauf zum Brockengipfel, war ein stolzer Fahrpreis fällig. Die Züge auf der Hinfahrt waren schon dermaßen überfüllt (es wurden viel mehr Karten verkauft, als Plätze vorhanden waren) und es gab unangenehmes Gedränge und Geschiebe. Bei der anstehenden Rückfahrt kollabierte das Ganze. Lebensgefahr zum Superpreis. Alle gesundheitlichen und sicherheitsbedingten Risiken wurden in Kauf genommen um die Scharen von Passagiere wieder zurückzutransportieren. Nach dieser Zugfahrt waren alle froh, lebendig wieder aussteigen zu können. Einzig zwei betrunkene, übermütige Schweden hatten ihren Spaß, sie kletterten von dem Wagonübergang aus aufs Zugdach und fühlten sich wie in einem amerikanischen Indianerfilm. Sie nahmen freundlicherweise meine Hausfrauenkamera mit (Bildmitte).

Beim Rundgang um die Brockenspitze gaben sich Tausende und Abertausende aus Ost und West ein Stelldichein. Wir alle wollten den schönen Rundumblick genießen. Leider waren auch alle Dienstleistungen hoffnungslos überfordert. Gestresst von einem dringenden Bedürfnis habe ich das erste Mal in meinem Leben eine gut besuchte Männertoilette benutzt. Die Versorgung mit Getränken war sehr zeitraubend, aber notwendig.

Villa reist nie wieder auf den Brocken, es sei denn mit Maulesel und Zelt.

PS. In Thüringen wachsen derzeit wieder die Steinpilze - eine Pilzsuche wäre die bessere Wahl gewesen.