31.03.11

Das geht auf keine Kuhhaut - Demo zur Agrarminister-Tagung in Jena

Die Zeit ist reif - ab 2013 wird die EU-Agrarpolitik neu verhandelt. Im Jenaer Hotel "Esplanade" tagen derzeit auf ihrer Frühjahrskonferenz Bundesministerin Ilse Aigner und die Agrarminister der Bundesländer.

Begleitet wird diese Veranstaltung von Protesten der Bauernverbände. Sie fordern: bäuerliche statt agrarindustrielle Strukturen, Erhalt der biologischen Vielfalt, angemessene Honorierung bäuerlicher Arbeit und Wertschöpfung sowie eine klare Absage an die Agro-Gentechnik. Droht uns der Gen-Gau?
Unter dem Motto "Schimpfen auf die Politik und die Faust in der Tasche ballen können viele. Anpacken und aktiv werden, das erfordert Mut und Wissen, aber es bringt viel mehr und macht auch Spaß!" vereinten sich Bäuerinnen, Bauern und Jenaer Verbraucher.
Musikalisch unterstützt wurde die Demo vor dem Tagungshotel von der Jenaer Band Mastoles.

Der Bundesverband Deutscher Milch-Viehhalter war mit Traktoren und einer großen Herde schwarz-rot-goldener Kühe nach Jena gekommen und ihre Hauptforderung waren faire Milchpreise von mindestens 40 Cent.

Villa ist gerne bereit, dies zu bezahlen!

26.03.11

Mit hundert Augen

Dieser kapriziöse Hühnervogel mit den hundert Augen begegnete uns auf der Insel Cran Canaria. Der blaue Pfau (Pavo cristatus) gilt als Sinnbild der Eitelkeit.

Goethe schreibt in einem Gedicht: "Der Pfau schreit hässlich, aber sein Geschrei erinnert mich ans himmlische Gefieder...".
Unser himmlisches Vergnügen war eine Fahrt aus der Vogelperspektive im Heißluftballon, dem Sonnenaufgang entgegen. Etwas mulmig war mir schon, als wir gegen 3.00 Uhr in die Berge fuhren und der Ballon aufgeblasen wurde. Ich entdeckte faustgroße Löcher in der Ballonseide! Auf meine skeptische Nachfrage wurde mir versichert, dies wäre kein Problem, die Masse der heißen Luft würde ihn schon oben halten und warme Luft würde nur sehr langsam entweichen. Auch hatte ich mir die Ballongondel etwas größer vorgestellt, aber der Fahrer, der Gatte und ich hatten genügend Platz, als es in den frühen Morgenstunden ab in die Höhe ging. Der Blick auf die Insel und das Meer von oben war faszinierend schön und mir schwand das kleine Angstgefühl. Nach anfänglich großer Höhe, sind wir in Küstennähe so niedrig gefahren, dass ich fast den Wetterhahn einer Kirche berühren konnte. "Weich" gelandet sind wir auf einer großen Palmenallee, wo das überstandene Abenteuer mit Cava, dem spanischen Sekt, würdig gefeiert wurde. Ein "Certificado de Bautismo del Aire" nenne ich nun eitel mein eigen.

Die Insel des Kanarischen Archipels ist in ihren touristischen Zentren im Süden ziemlich hässlich und man muss schon das Inselinnere der Vulkaninsel bereisen, um die landschaftliche Vielseitigkeit zu erleben. Die dort wunderschön blühende Flora kam mir vor wie ein gigantischer Naturpark und in den einsamen Bergdörfern schien die Zeit still zu stehen.

Unsere Eindrücke waren so facettenreich wie die farbenfrohen Federn des Pfaus.
el piloto Villa

13.03.11

Wird Fukushima ein zweites Tschernobyl?

Über das tatsächliche Ausmaß der Folgen der Explosion im Kernkraftwerk Fukushima kann ich mir noch kein Urteil bilden. Die Informationspolitik der japanischen Regierung erinnert aber verdammt an die skandalöse Verharmlosungstaktik nach dem Gau im AKW Tschernobyl. Wir alle haben die verstörenden Bilder nach Beben und Tsunami in Japan gesehen und sind nun im Unklaren, ob im Inneren des Reaktors die Kernschmelze bereits begonnen hat oder nicht.
Zweimal war ich im Großraum Tschernobyl und konnte die Auswirkungen der Katastrophe vom 26. April 1986 dokumentieren.

"Radioaktive Gefahrenzone - Befahren und Betreten verboten", mit diesen Warnschildern am Straßenrand wurden wir mehrfach konfrontiert, als wir aufbrachen in die "Verbotene Zone". Obwohl das KKW Tschernobyl in der Ukraine liegt, waren auf Grund der im April 86 herrschenden Wind- und Regensituation auch große Gebiete im Südosten Weißrußlands radioaktiv verseucht. Unsere Dosis-Messungen in den evakuierten Regionen zeigten eine deutlich erhöhte Luft- und Bodenradioaktivität. Besonders problematisch sind die langlebigen Isotope Cäsium 137 (Halbwertzeit 30 Jahre), Strontium 90 (HWZ 29 Jahre) und Plutonium 239 (HWZ 24400 Jahre). Sie verhindern auch in ferner Zukunft Bewohnbarkeit. Zwischen den Großstädten Gomel und Mogiljow wurden knapp 3000 km2 mit etwa 130000 Menschen evakuiert. Aber nicht alle Bewohner ließen sich umsetzen und leben auch heute noch illegal in den verseuchten Gebieten. Da sie sich ohne staatliche Genehmigung dort aufhalten, erhalten sie auch kaum medizinische Hilfe. Sie leben autark. Durch die jahrelange chronische Strahlenbelastung, besonders dem Verzehr radioaktiv verseuchter Lebensmittel, leiden alle unter strahlenbedingter Schwäche des Imunsystems. Es zeigt sich ein hoher Anstieg der Erkrankungsrate verschiedener bösartiger Tumorerkrankungen (z.B. Schilddrüsenkarzinome).

Über eine Zunahme der Chromosomenschäden wurde uns berichtet und wir sahen häufiger Kinder mit Trisomie 21 (Mongolismus).
Viel Wärme und Herzlichkeit wurde uns entgegengebracht und unsere humanitäre Unterstützung dankbar angenommen. Mein Gastkind Vera lebt in der Region Krasnopolje nahe der "Verbotenen Zone"unter für deutsche Verhältnisse kaum vorstellbaren Bedingungen.
Ich bekam eine Karte geschenkt, die präzise den Weg der radioaktiven Wolke und die betroffenen Gebiete in Weißrußland zeigt. Mein Kollege PD Dr. Jürgen Füller hat die gemessene Strahlenexposition ausgewertet und über die biologische Strahlenwirkung publiziert.

Mit großer, großer Sorge verfolge ich die Entwicklungen in Japan.
Villa

Wie immer: Doppelklick macht Fotos groß

07.03.11

25.Bluesfasching in Apolda - "25 Jahre wilde Ehe"

25 Jahre, eine reich erfüllte Blueszeit, feierte der Lindwurm Faschingsclub Apolda e.V. mit seinen Gästen am Wochenende in der Tiefgarage des Hotels am Schloß in Apolda. Das traditionelle Event der internationalen Bluesszene zieht Fans von überall her an und bietet alles rund um Blues und Bluesrock.

Wir haben uns für den Samstag entschieden und gleich die erste Band "Autumn Blues Band" auf der mittleren Bühne spielte so frisch und locker auf, dass es eine große Hörfreude war. Sänger Micha Berndt agierte mit Akustik-Gitarre und bluesigem Gesang von einer Apoldaer Bierkiste aus und seine Bandkollegen glänzten durch Spielfreude.
Wenn die Musik auf mehreren Bühnen spielt, hat man immer das Problem und die Befürchtung, was zu verpassen und so haben wir nur einen kurzen Abstecher zur großen Bühne gemacht, um den Rhytm Blues, Funk und Soul sowie zeitloser Rockmusik der Gruppe "Solace" zu lauschen. Auf der kleinsten Bühne spielte den ganzen Abend die heimische Band "Wicked Device", aber sorry Jungs, eure Musik war so gar nicht mein Fall.
"Shawue" hatte den längsten Soundcheck, leider waren die in deutsch gesungenen Folksongs sehr schlecht zu verstehen. Dabei war es egal, ob ich direkt vor der Bühne stand oder hinten an der Beschallungsanlage. Schade!

Im Verlauf der Musiknacht wurde der Dunst in der Tiefgarage dichter und dichter und meine "Hausfrauenkamera" hatte es immer schwerer, sich durch die Dunstglocke durchzusetzen. Dabei sang von 22.30-0.00 Uhr die mit Abstand wohl hübscheste Frau mit den schönste Beinen des ganzen Bluesfaschings. Die deutsch-Amerikanerin Jenny Boneja bewegte sich mit Eleganz und Anmut auf der Bühne und passte stimmlich perfekt zu den Musikern "The Ballroomshakers", um den Blues der vierziger Jahre zu zelebrieren. Für mich der beste Musikbeitrag des Abends.

Von 0 bis 2 Uhr spielte auf der großen Bühne "Kirsche & Co", seit Jahren eine feste Größe des Bluesfaschings. Bei dieser Band feiern die Macher vom Lindwurm seine Musik und sich selbst. Die Brote sind verkauft, die Bands ausbezahlt, die Spannung, ob alles klappt, hat sich gelegt. Sie tanzen im Kreis und hüpfen, als wenn es der letzte Bluesfasching wäre. Wer mochte, konnte zu den Rockmusikern auf die Bühne kommen.
Mich zog es aber wieder in die Unteretage, war ich doch gespannt auf den Bluesgitarristen und Sänger Khalif "Walin" Walter, der schon über 10.000 Zuhörern auf dem Cincinnati-Blues-Festival mit seinem Boogie-Blues begeisterte. Musik im New-Orleans-Stil.
Der Intensität seines klagenden Blues, seiner Improvisationen auf der Gitarre konnte ich mich nicht entziehen. Ein wahrer Real Blues Man. Großartig!

Als wir das Musikfest verließen und ich ein wenig über meine tauben Ohren jammerte, meinte der Gatte, Bluesfasching wäre nun mal kein Kindergeburtstag.
Dank an meine Freunde in Apolda. Ihr habt wieder eine großartige Bluesnacht organisiert, tolle Bands eingeladen und uns obendrein bei euch schlafen lassen. Und während ich schon mein müdes Haupt bettete, musstet ihr noch das größte Chaos in der Tiefgarage beseitigen.
Diese Silberhochzeit war ein Fest! Villa

05.03.11

Hammer-Essen in der Hammermühle

Seit Jahren beobachte ich die Berufsvita des Sohnes meiner besten Freundin, Ron Hartmann, vom Jungkoch zum Chef de Cuisine. Nach seiner Kochausbildung im Fairhotel Jena führten ihn seine Lehr- und Wanderjahre nach Österreich, Schweiz und Spanien. Zurück in Deutschland hängte er ein Studium zum Gastronomiebetriebswirt in Leipzig an seine Ausbildung.Während dieser sinnvollen Erfahrungen entwickelte er sich für mich zu einem wahren Zauberer in der Küche. Dies in der Praxis auch umzusetzen, versucht er derzeit im Hotel und Gesundheitsresort Hammermühle Stadtroda. Angetreten, die etwas antiquierte Küche der Hammermühle in eine Spitzengastronomie der Region zu führen, bedurfte es einer grundlegenden Erneuerung des Angebotes. Ich habe das neue Angebot getestet.

Dabei folgte ich der Menü-Empfehlung des Tages: französische Schnecken, Safran -Tagliatelle, Jakobsmuscheln & Garnelen und Aperol-Blutorangen Sorbet. Meine Freundin Esther hielt sich an den Loup de Mar (Ein "Wolf des Meeres"- Wolfsbarsch, stehend serviert.)
Sehr gute Schule bewies der aufgeschlossen agierende Restaurantleiter Christopher Franz, der mir unfassend meine vielen Fragen beantwortete. Er hat als Koch selbst bereits in einer Sterneküche in Magdeburg gearbeitet und so waren seine Auskünfte sehr fundiert. Besonders meine Fragen nach der Tages-Attraktion, den weißen italienischen Frühlingstrüffel, auch Bianchetti genannt, wurden ausführlich und souverän beantwortet. Sie sind mit die aromatischsten Trüffel, die in dieser Jahreszeit angeboten werden und mit ihrer leichten Knoblauchnote passten sie perfekt zu meinen Safran-Tagliatelle.
Der Weinbegleitung und Empfehlung des Restaurantleiters konnte ich blind vertrauen, war es doch der filigrane, feinduftige Auxerrois des Weingutes Proppe, der mein Herz erfreute.
Besten Dank an die Mannschaft der Hammermühle, ihr seid auf einem guten Weg, ein Highlight der Gastronomie in unserer Region zu werden und ich hoffe noch viele Gäste werden sich daran erfreuen.
Villa mit kulinarischen Entdeckerfreuden

02.03.11

Ausstellungsblues Jena-Apolda,

Am 28.Februar fand in der Bibliothek der Fachhochschule Jena eine Vernissage des VHS-Kurses Aquarellmalerei statt. Etwa 100 Besucher waren gekommen, um sich die 123 Gebäude-, Natur- & Winterimpressionen von 16 Teilnehmern anzusehen. Die Malerin Ulrike Rochlitzer leitet den Kurs und war auch mit eigenen schönen Bilder vertreten. Aber Freunde der Finsternis, warum habt ihr eure Ausstellungsstücke nur in so ein schlechtes Licht gerückt? Es war früher Abend im Februar, von draußen kam nur noch sehr diffuses Tageslicht und die Raumbeleuchtung in der Bibliothek war eingestellt, als wäre Verdunkelung angeordnet. Schade, die doch zum Teil sehr kleinen Bilder waren nicht wirklich gut zu erkennen und auch manche Anordnungen im Hochformat waren nicht optimal. Es zeigte sich wieder, dass es in Jena sehr viele Hobbymaler gibt und sie mit viel Freude ihre Werke zeigen.

Optimal ausgeleuchtet hingegen war die Ausstellung, die ich heute im "Kunsthaus Apolda Avantgarde" besuchte. Mit der Präsentation eines der berühmtesten und umstrittensten Fotografen des 20. Jahrhundert, Helmut Newton, hat es Apolda wieder einmal geschafft, Besucher anzulocken. Durch die 75 Leihgaben des Museum der Moderne Salzburg bekam ich einen Eindruck von der ausgeprägten Ästhetik seiner Fotos. Seine erotischen Fantasien lösten bei mir allerdings ambivalente Gefühle aus. Wer diese bemerkenswerte Ausstellung in Apolda noch mit eigenen Augen sehen will, hat bis 27.03.2011 Gelegenheit dazu.

Wer mit eigenen Ohren richtigen Blues hören will, hat auch in Apolda die beste Möglichkeit dazu. Die Auswahl am kommenden Wochenende, bei der vom "Lindwurm Faschingsclub Apolda e.V." liebevoll organisierten Veranstaltung, ist groß. 15 Bands rocken die Tiefgarage. Wie ich von meinen Freunden hörte, gibt es bereits so viele Vorbestellungen, dass ein Eintreffen bis 22.00 Uhr angeraten ist.

Wir sehen uns in Apolda - Villa