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19.09.13

Septemberpilze 2013

Wenn ich den Wald betrete, ist mir, als öffne sich eine Wundertüte und längst hat sich mein Pilzradar neben den üblichen Speisepilzen auf die Schönheiten jenseits des Kochtopfes eingestellt.
Leider erlebe ich immer öfter, dass schöne pilzreiche Waldabschnitte durch moderne Holzerntemaschinen nahezu platt gewalzt werden. Diese aggressive Nutzzerstörung verändert das Artenspektrum erheblich.


Groß war meine Freude mitten in Jena auf einer Wiese am Straßenrand einen Fransigen Wulstling (Amanita Strobilifomis) zu finden. Dieser Pilz gilt als guter Speisepilz, steht aber in Deutschland auf der Roten Liste Status 3 und landet deshalb nicht im Kochtopf.


Dafür sind folgende Kandidaten besser geeignet: der Riesenschirmling oder Parasolpilz aus der Familie der Champignonverwandten.


Oder der leicht vergängliche Schopftintling, auch Spargelpilz oder Tintenpilz genannt. Auch er braucht den Wald nicht. Er wächst auf Wiesen und Wegrändern. Er ist eine wunderbare Pilzdelikatesse, aber nur wenn die Lamellen noch weiß sind.


Jetzt häufig im Wald anzutreffen sind die schönen Korallen, die wie ihre gleichnamigen Meereslebewesen aussehen.


Sterne am Erdboden, gibt es das? Ja, die attraktiven Pilze mit ihrer sternenförmigen Gestalt sind Erdsterne und es gibt in Mitteleuropa etwa 20 verschiedene Arten von ihnen.
Ich möchte euch einen Kammerdstern und einen Gewimperten Erdstern zeigen.




Die Wälder im September sind reizvoll, wenn sie nicht zu Klump gefahren wurden und ihr werdet erstaunliche Entdeckungen machen.


Einen schönen Herbst wünscht Villa
Danke Phillipp für den wunderbaren Herbstpilzgang. Über den blaugrünen Sonderling (Collagenmitte) habe ich mich schlaugemacht. Es ist ein Parasit - Hypomyces viridis.

11.08.13

Ambosswolke über Jena

Als ich am 27. Juli bei dem Konzert von Acoustic Africa meinen Blick zum Himmel richtete, sah ich ein eindrückliches Naturschauspiel. Eine herrliche Ambosswolke schob sich in Richtung Jentower. Diese dichten vertikalen Wolkenformationen türmen sich an heißen Tagen auf und bringen meist Gewitter und Hagel.
Meine Kollegin Antje hat diese Wetterboten über Winzerla sehr schön eingefangen.


Ein wahres Feuerwerk am Musikhimmel feuert die Kulturarena 2013 ab und passend zu den Tropennächten brachten die Legenden der Karibikinsel Kuba vom "Buena Vista Social Club" heiße Rhythmen nach Jena.


Ehrengast und immer noch eine beeindruckende Musikpersönlichkeit war die am 29.Oktober 1930 in Havanna geborene Omara Portuondo. Weltweit bekannt wurde sie in einem Film von Wim Wenders.


Aus dem hohen Norden Dänemarks, aber bei weitem nicht unterkühlt, brachte uns die wunderbare Stimme von Tina Dico Sonnenschein ins Herz. In ihrer Heimat gehört die junge Popsängerin und Songwriterin zu den Stars und wenn ich nächste Woche zu einem Leonard Cohen-Konzert auf die dänische Insel Fünen fahre, nehme ich ihre Musik als Reisebegleitung mit ins Gepäck.



Wie ein Blitz am Gewitterhimmel spaltete The Brandt Brauer Frick Ensemble das Publikum im Arenarund. Für die meisten ein genialer Musikabend, für andere war die analoge Clubmusik zumindest ungewöhnlich. Elektronische Tanzmusik mit dem Instrumentarium der klassischen Musik zu vereinen, macht den typischen Brandt-Brauer-Frick-Sound aus. Der Regen passte zum Konzert.


Sehr angenehm war die Atmosphäre bei dem Johannes Oerding-Konzert. Es war eine Musik, die vom Herzen kam und dies merkte man auch jedem Ton an.



Ich wünsche der Kulturarena weiterhin eine Hochdruckwetterlage mit sonnigem, warmen Wetter und tollen Musikern auf der Bühne.

Auf dem Weg nach Norden

Villa

16.06.13

Jenas Perlen und Juwelen

Jenas Perlen sind die Berggaststätten. Sie sind nach kurzer Wanderstrecke zu erreichen und belohnen mit tollen Panoramablicken auf die Saalestadt.
Der Landgrafen, auch Jenas Balkon genannt, lädt besonders bei schönem Sommerwetter auf seiner Terrasse die Besucher zum Verweilen ein. Die Küche überzeugt mit frischer Saisonkarte und regionalen Gerichten.


Jenas Juwelen sind die Fundstücke in der Natur. Eine besonders schöne Kollektion safrangelber Saftlinge mit farbenprächtigem Facettenschliff fand ich auf dem Landgrafen, im angrenzenden Goethewäldchen. Saftlinge werden auch als Glasköpfe bezeichnet und stehen in Deutschland unter Naturschutz. Ihr Bestand ist gefährdet.



Schmuckstücke bei der Natur-Schatzsuche sind derzeit reichlich zu finden. Der viele Niederschlag wirkt sich vorteilhaft auf das Wachstum aus.




Villa, die sich über jede Kostbarkeit freut.

02.06.13

Jena Land unter

Die Dauerregenfronten der letzten Tage haben Teile der Jenaer Verkehrsstruktur lahmgelegt. Die Saale sucht sich ihre eigenen Wege. Überflutungen machen Straßensperrungen nötig. In den nächsten zwei Tagen bleiben  alle Schulen und Kindertageseinrichtungen geschlossen.


Der Regen bewirkt, dass sich die Pilzflora außergewöhnlich entwickelt und so beteiligte ich mich heute an einer Kartierungsaktion der Pilzgruppe Jena. Das noch wenig erforschte Gebiet Bucha/Pösen war unser Ziel. Tanja Böhning und Andreas Gminder gingen dabei sehr sorgfältig vor. Fundort, Gattung, Art und Pflanzengesellschaft wurden genau protokolliert und Proben eingesammelt. Für mich eine spannende Aktion mit vielen schönen Funden und wertvollen Erklärungen. Einige möchte ich euch zeigen.







Der Fund des lebhaft violett gefärbten Kronenbecherlings war für mich die Krönung. Diese giftige Frühjahrsart entwickelt sich aus halb unterirdisch heranwachsenden Hohlkugeln, die sich dann sternförmig öffnen. Sie wuchsen gesellig auf Kalkboden in einem kleinen Nadelwald und stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Bleibt zu hoffen, dass das Wetter bald ein Einsehen hat und der Pegel der Saale nicht weiter steigt.

Villa

Wie immer gilt: Doppelklick macht Bilder groß.

16.05.13

Jena - Pilze - Orchideen Mai 2013

In meiner Kindheit gab es in Jena noch eine flächendeckende Pilzberatung. Die Berater unterstanden dem Hygiene-Institut und bekamen für ihr Ehrenamt eine Aufwandsentschädigung sowie die Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung. Heute scheinen sie kaum noch eine Lobby zu haben, von staatlicher Förderung ganz zu schweigen. Sehr schade!
Unsere Stadt kann sich sehr glücklich schätzen, dass der Mykologe Andreas Gminder 2003 von Stuttgart nach Jena übersiedelte und seither den Jenaern mit Rat zur Seite steht.
Bei ihm besuchte ich den großartigen Kurs "Jena-Pilze-Orchideen". Unter solch fachkundiger Führung standen die vier Tage unter einer guten Schirmherrschaft und ich erhoffte mir neue Erkenntnisse in "Sachen Pilze".


Unsere sehr nette, illustre Gruppe war aus ganz Deutschland angereist. Da ergaben sich auch nebenher interessante Gesprächsthemen. Alle einte eine tiefe Naturverbundenheit. Die Natur ist eine wahre Meisterin der Komposition und wir haben genau hingeschaut.


Das Exkursionsgebiet lag im mittleren Saaletal um Jena und den von Muschelkalk und Buntsandstein geprägten Berghängen. Die schönen Mischwälder und das warme Mikroklima boten fantastische Voraussetzungen für Frühlingspilze und Orchideen. Die Tagestouren waren für mich schon fast ein sportliches Großereignis. Wir wanderten über die Wilhelmshöhe zum Fuchsturm, durch das wunderbare Gleistal zur Zietschkuppe, entlang der mittleren Horizontale der Kernberge (Wöllmisse, Pennickental, Johannisberg, Teufelslöcher, Fürstenbrunnen, Diebeskrippe, Studentenrutsche), durch das Mühltal in Richtung Norden, auf den Jenaer Forst, durch das wildromantische Rautal und das Leutratal.


Karl der Käfer und seine krabbelnden Artgenossen waren ständige Begleiter, nur der Maikäfer hatte sich rargemacht.


Es wurde auf jeden Pilz geachtet, mochte er fürs Auge auch noch so klein sein. Diese "Himbeeren" auf Buche sind Pustelpilze (Nectria coccinea)


Und diese an reife Orangen erinnernde Gebilde sind Blutmilchpilze, Protagonisten aus der Gruppe der Schleimpilze.


Solche wunderbaren Bachtäler auf Kalk waren ideale Morchelparadiese.


Für uns "Pilzler" sind Erstfunde immer ein Anlass zur Freude. Ich hatte eine imaginäre Wunschliste im Kopf und hätte mich schon über einen einzigen Neufund gefreut. Dass ich die breite Palette der Schlauchpilze (Ascomycota) finden durfte, lag an den idealen Bedingungen und dem Mann vom Fach - Andreas Gminder.
Die schönsten Funde möchte ich euch zeigen:

Die Böhmische Verpel oder Runzel-Verpel mit ihrem schönen glockenförmigen Hut ist vom Aussterben bedroht und schützenswert.


Eine weitere seltene Art ist die Fingerhut-Verpel oder Glocken-Verpel, ein Bodensaprobiont, der in Auwäldern und an Flussufern wächst.


Die aromatische Speise-Morchel wurde reichlich gefunden und  getrocknet. Sie war die Grundlage für unser gemeinsames Abschiedsessen.


Die  Käppchen-Morchel zeigte sich auch häufig.


Die Flatschmorchel aus der Gattung Morchelbecherlinge haben wir lange gesucht.


Wunderschön die Hochgerippte Becherlorchel oder Pokal-Rippenbecherling. Bei reifen Exemplaren kann man durch vorsichtiges Berühren explosionsartige Sporenwolken beobachten.


Der Pilz "Größter Scheibling" wurde am morschen Holz eines Fichtenbaumstumpfes gefunden. Er ist eine Lorchel in Form eines Becherlings.


Tataaa, dies ist wohl unser Sensationsfund des ganzen Ascomyceten-Potpourris: die Zipfel-Lorchel (Gyrsomitra fastigiata). Dieser Fund musste erst mikroskopisch gesichert werden, ehe auch Profi Andreas daran glaubte. Ich fand diesen Pilz im Rautal, als die Gruppe schon längst zu den Orchideen weitergewandert war. Dieser stark gefährdete, giftverdächtige Pilz war mein persönlicher Höhepunkt der Pilzsuche.



Auf die unzähligen weiteren Pilze möchte ich nicht näher eingehen. Bei all diesen Funden habe ich Wissen aufgesaugt wie ein Pilzschwamm das Wasser.


Auch die vielen, vielen Blümchen am Wegesrand und Orchideen laden in Jena Naturfreunde ein, die Heimat neu zu entdecken.




So einen Kurs zu besuchen ist eine Bereicherung. Herzlich bedanke ich mich bei Andreas Gminder und seiner liebenswerten Familie und den netten Kursteilnehmern.

Villa, Lost in Paradise

10.03.13

Frühlingserwachen

Nach dem kurzen Frühlings-Intermezzo Anfang der Woche sind wir leider wieder bei nasskaltem, unangenehmen Winterwetter angelangt. Eigentlich wollte ich an diesem Wochenende die Natur durchstreifen, um die wunderschönen roten Kelchbecherlinge zu finden, stattdessen stapfte ich wieder im Morast der Saale-Auen und fand Altbekanntes. Zu einer ordentlichen Portion essbarer Samtfußrüblingen erfreute mich der Anblick von Stummelfüßchen (obere Bildmitte). Der Abschnitt des Saaleufers in Richtung Kunitz ist noch nicht totgepflegt und die Kettensägen des KSJ reichen zum Glück nicht bis dorthin, sodass auch uralt Baumbestand vor sich hinrotten kann. Ein Eldorado für Baumpilze.


Einmal auf dem Weg besuchte ich weiter in Richtung Norden den Erdengraben kurz nach Postendorf. Wie in jedem Jahr breitet sich dort im Nerkewitzer Grund ein riesiger Blütenteppich aus Märzenbechern, Schneeglöckchen und Winterlingen aus. Ein wahres Fest für die Augen.
Der Naturlehrpfad Gönnatal ist nicht zu verfehlen und die Besucher werden mit einer Pracht an Frühlingsblühern belohnt. Diesen ersten Gruß des Frühlings sollte man sich nicht entgehen lassen.


Wem das Wetter für eine Wanderung an diesem Wochenende nicht geeignet scheint, dem empfehle ich den bundesweit 8. Tag der offenen Töpferei 9./10. März zu besuchen. Mein Weg führte mich in die Töpferstadt Bürgel, die eine große Töpfertradition hat. Die dort ansässigen Keramikerinnen und Keramiker haben ihre Töpfereien und Werkstätten an diesem 2. Wochenende im März geöffnet und zeigen freundlich ihr Handwerk.


Der Frühling macht hellwach, geht es euch auch so?
Villa