14.09.10

Seifenkistenbau - Kurz vor Ultimo

Letztes Wochenende hat mir mein Sonderstreckenposten Biggi Aufnahmen der Streckenführung des Seifenkistenrennens in Jena-Winzerla gemacht. Es wird schwierig, unser Doppelgefährt durch die kurvige Strecke zu lenken. Auch die Bremsen müssen dem Gefälle standhalten. Für die rasante Schussfahrt werden 100 Ballen Stroh, 200 m Plasteabsperrzaun, ein Krankenwagen mit zwei Sanitätern vom DRK und Security-Leute sowie Freiwillige und Mitarbeiter der Veranstalter bereitgestellt. Die Rennstrecke wird zwischen 13 und 14 Uhr für eine Probefahrt freigegeben, während die eigentlichen Rennen ab 14.00 Uhr stattfinden. Das Rennfieber in unserem Fahrerlager ist durch die Frage der Tauglichkeit unserer tollkühnen Kiste noch arg gebremst. Endlich haben wir geeignete Räder. Freitagabend trafen die georderten zwei Lastenanhänger im Rennstall ein und ich glaubte nun rollt die Kiste. Aber mein Chefkonstrukteur Phillipp bekam Probleme mit einem Radachsen-Feingewinde. Seine Aussage, die Räder müssten fluchten, war mir unverständlich und da er mich wieder mit Schleifarbeiten beschäftigte, wollte ich lieber flüchten.

Erneut wurden die kleinen Löcher und Dellen verspachtelt und geschliffen. Samstag im Baumarkt wollten wir nun den Farblack und den schützenden Klarlack kaufen. Bei der Farbauswahl sind immer Emotionen im Spiel und ich hatte mich in eine Vespa-Retro-Racing-Farbe verguckt, sportlich und formvergrößernd. Die Unsitte, immer nur ein Stück des gewünschten Artikels vorrätig zu haben und der Satz "das können wir bestellen", bescherte uns eine vergebliche Einkaufstour. Kurz vor Zwölf Uhr mittags erwischten wir in einem Jenaer Autohaus den Maler- und Lackierermeister Karsten Schumann, der uns trotz Umbaustress und Wochenendlaune aus fünf Farbkomponenten das gewünschte Pastellbeige (kein Taxi- oder Krankenwagenbeige) für die Karosserie elektronisch zusammenmischte. Auch der 2-Komponenten-Klarlack gehörte zu unserer Ausbeute.

Unterstützt wurden wir, sowohl moralisch als auch mit Lebensmitteln, an diesem arbeitsreichen Wochenende von unseren Familien. Besuche im Fahrerlager waren immer gerne gesehen und wir wurden ausgezeichnet mit Delikatessen versorgt.
Waren es mein kraftloser Schleifarm oder die zu guten Speisen? Als wir uns zu einem Probesitzen am Samstagabend wie die Ölsardinen in den Flitzer quetschten und sich mein Po-tenzial im Wageninneren ausbreitete, war uns der Ausstieg nicht mehr möglich. Minutenlang lachend und weinend zugleich sah mein Rauskommen schließlich doch sehr unelegant aus. Am Renntag hoffe ich nun auf starke Boxenluder (gibt es davon auch eine männliche Form?), die mir betagtem Mädchen unauffällig aus der Soap Box helfen.

Am späten Sonntagabend, zur heiligen Tatort-Zeit, erfolgte die erste klitzekleine Probefahrt. Die Räder haben die Spur gehalten, der Lenkeinschlag ließ einen gewissen Kurvenradius zu und wir hatten die Kontrolle über die Seifenkiste.


Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, unseren Windkanalflitzer in die Königsklasse der Seifenkisten zu führen, es ist kurz vor Ultimo - Villa

3 Kommentare:

  1. Liebe Villa,
    was Teamgeist angeht, habt Ihr für mich schon jetzt den 1. Platz gemacht. Und um auf Deine Frage zu antworten: Vielleicht ist das männlcihe Boxenluder ja einfach der Boxenlude? [lacht]
    Sehr liebe Grüße
    C.

    PS: Die Räder sind toll!!!

    AntwortenLöschen
  2. Danke Chris!
    oh ja, Phillipp hat nicht nur die Gewinde verschweißt, auch wir sind in der Bauphase fest miteinander verbunden. Uns eint die Bastelherausforderung und der Spaß an der Sache.

    Nun müssen wir uns noch eine Probestrecke suchen und dort sind keine Sicherheitsvorkehrungen vorhanden. Das Helmproblem besteht leider immer noch. Auch hat Phillipp eine neue Idee für die Bremse. Jeden Tag wird nun eine Lackschicht aufgetragen, hoffentlich trocknet alles gut.

    Schön, dass dein Buchprojekt Formen annimmt.

    AntwortenLöschen
  3. Ach lieber Sol, du erinnerst mich daran, was für eine untreue Tomate ich bin. Wie lange wollte ich schon...
    Schön, dass du trotzdem vorbei schaust!
    Fast fertig sind wir und es ist erstaunlich, dass wir es doch in drei Wochen geschafft haben. Nun fehlt uns nur noch der Ölberg als Teststrecke und dich hätte ich liebend gerne als Boxenstrizi dabei.
    Noch lieber allerdings als Trainer, mit meiner Sportlichkeit ist kein Staat mehr zu machen.

    Herzlichste Grüße nach Graz

    AntwortenLöschen