Bis in die Puppen (1)
Der Begriff Zitadelle ist
dem italienischen cittadella (Städtchen)
entlehnt und bezeichnet eine in sich abgeschlossene Festung, die in dem Fall,
dass eine Stadt von feindlichen Truppen erstürmt wurde, der Garnison als
Rückzugsort diente. Nun wird zwar Berlin nicht von Feinden erstürmt, sondern
nur von Touristen, aber auch dieser Ansturm lässt einen Rückzug manchmal
wünschenswert erscheinen, und so begaben wir uns am Samstag in die Zitadelle Spandau.
Sie gilt als eine der am besten erhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa und zählt mit allem Recht zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, bleibt vom Massentourismus jedoch ebenso verschont wie vom Verkehrslärm der stark befahrenen Straße Am Juliusturm. Kaum hatten wir die Zugbrücke überquert und das Torhaus durchschritten, umgab uns ein geradezu himmlischer Frieden. Eine Gruppe fröhlich zechender Italiener im Biergarten der Zitadellen-Schänke und eine nicht minder fröhliche Männerriege, der nach dem Besuch der Exerzierhalle der Sinn nach ein wenig Exerzieren stand, tat dem keinen Abbruch. Davon abgesehen trafen wir auf unserem Erkundungsgang vorbei zwischen Zeughaus, Kasernen und den Italienischen Höfen, dann die Treppen hinauf, um von einer der Bastionen aufs Wasser hinaus zu schauen, nur vereinzelt andere Besucher. Wir fanden den kleinen versteckten Hafen, wo eine Barkasse vertäut war. Im Fledermauskeller tappten wir durch dunkle Gewölbe, in denen wir einige der von der Natur mit Radar ausgestatteten Fledertiere hinter Glasscheiben wie Schatten hin und her huschen sahen. Tatsächlich haben in den Kasematten der Zitadelle über 10.000 Fledermäuse ihr Winterquartier. Mit den Mitarbeitern des Berliner Artenschutz Teams BAT e.V. führten wir ein interessantes Gespräch über die Segler der Nacht aber auch über die verlockende Möglichkeit, mit der Barkasse eine Fahrt auf dem Zitadellengraben, verbunden mit einer Fledermausführung nach Absprache zu buchen.
Sie gilt als eine der am besten erhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa und zählt mit allem Recht zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, bleibt vom Massentourismus jedoch ebenso verschont wie vom Verkehrslärm der stark befahrenen Straße Am Juliusturm. Kaum hatten wir die Zugbrücke überquert und das Torhaus durchschritten, umgab uns ein geradezu himmlischer Frieden. Eine Gruppe fröhlich zechender Italiener im Biergarten der Zitadellen-Schänke und eine nicht minder fröhliche Männerriege, der nach dem Besuch der Exerzierhalle der Sinn nach ein wenig Exerzieren stand, tat dem keinen Abbruch. Davon abgesehen trafen wir auf unserem Erkundungsgang vorbei zwischen Zeughaus, Kasernen und den Italienischen Höfen, dann die Treppen hinauf, um von einer der Bastionen aufs Wasser hinaus zu schauen, nur vereinzelt andere Besucher. Wir fanden den kleinen versteckten Hafen, wo eine Barkasse vertäut war. Im Fledermauskeller tappten wir durch dunkle Gewölbe, in denen wir einige der von der Natur mit Radar ausgestatteten Fledertiere hinter Glasscheiben wie Schatten hin und her huschen sahen. Tatsächlich haben in den Kasematten der Zitadelle über 10.000 Fledermäuse ihr Winterquartier. Mit den Mitarbeitern des Berliner Artenschutz Teams BAT e.V. führten wir ein interessantes Gespräch über die Segler der Nacht aber auch über die verlockende Möglichkeit, mit der Barkasse eine Fahrt auf dem Zitadellengraben, verbunden mit einer Fledermausführung nach Absprache zu buchen.
Die wohl größte „Personengruppe",
der wir an diesem Nachmittag in der Zitadelle begegneten, waren die
Statuen, die einst die von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Siegesallee
im Tiergarten säumten: Marmordenkmäler der Markgrafen und Kurfürsten
Brandenburgs und Könige Preußens. Der Boulevard, der den Machtanspruch des
Kaiserreichs symbolisierte, war bereits kurz nach seiner Fertigstellung
umstritten, und erhielt von den Berlinern den Namen „Puppenallee“. Weil damals
wie heute die Umgebung der Siegessäule Ort und Ziel festlicher Veranstaltungen
bis spät in den Abend hinein war, entstand der Ausdruck „bis in die Puppen“
feiern, tanzen… aber auch schlafen. Seit Mai 2009 werden die Figuren
im Hof der Zitadelle restauriert und sollen 2014 als Bestandteil der neuen
Dauerausstellung enthüllt werden.
Auch jetzt schon kann in der
Zitadelle außer den Baulichkeiten viel Historisches aber auch zeitgenössische
Kunst angeschaut werden. Neben dem im Zeughaus untergebrachten Stadtgeschichtlichen
Museum Spandau gibt es Wechselausstellungen. Bis zum 2. September konnte man in
der Bastion Kronprinz die Ausstellung „HEUREKA“ mit Gemälden und
Airbrush-Arbeiten von Christian Hahn
Beiden Künstlern gemeinsam
ist die teils heitere, teils beunruhigende Verbindung von Kunst und
Wissenschaft, Natur und Zivilisation unter Einbeziehung kunstgeschichtlicher
Reminiszenzen sowie der veränderten Sehgewohnheiten in einer immer
digitalisierteren Welt. Gleich nebenan werden in der KUNSTBASTION
(Jugendkunstschule Spandau) aber auch die Arbeitsergebnisse aus den zahlreichen
Werkstätten für Kinder und Jugendliche gezeigt.
Darüber hinaus wird die Zitadelle regelmäßig zum Spielort für Konzerte, Theateraufführungen und Feste – siehe Programm-Kalender.
Darüber hinaus wird die Zitadelle regelmäßig zum Spielort für Konzerte, Theateraufführungen und Feste – siehe Programm-Kalender.
Bis in die Puppen (2)
Das Amphitheater Hexenkessel
im Monbijoupark gegenüber dem Bode-Museum bietet ein besonders gutes Beispiel
dafür, wie Kunst den städtischen Raum erobern und positiv verändern kann. 1994
hatte die Sache ihren Anfang genommen. Im Hinterhof eines besetzten Hauses im
Prenzlauer Berg gründeten damals ein paar leidenschaftliche Theaterleute das
Hexenkessel Hoftheater, dem der Gedanke zugrunde lag, mit wenigen Darstellern und
einem Minimum an Aufwand klassisches Theater aufzuführen - nah am Ursprung des
elisabethanischen Lustspiels und fern von Trivialität. 1999 zog das Theater in
den verwilderten Monbijoupark um, zu jener Zeit kulturelles Ödland. Erst zur
Saison 2009 wurde zum das Amphitheater aus Holz nach einem Vorbild
aus der italienischen Renaissance errichtet, das in diesem Jahr zum vierten Mal
wiederaufgebaut wurde. Die15 Tonnen schwere und dreistöckige Treppenanlage mit
200 überdachten Sitzplätzen ist eine ideale Spielstätte für volksnahe
Klassiker. Mehr Spaß kann Shakespeare nicht machen, und wenn Sebastian und
Junker Bleichwang sich für ihr Duell Fahrradhelme aus dem Publikum ausleihen,
so hat dies wenig mit zeitgenössischer Inszenierung, sehr viel aber mit ansteckender
Spielfreude zu tun. Ob zu spät kommender Theaterbesucher oder Zwischenruf,
alles wurde eingebaut ins Spiel, und doch blieb Shakespeare Shakespeare und
sich selber in dieser Form übers Grab hinaus treu. Jan Zimmermanns Inszenierung
von „Was ihr wollt“ und die Leistung der Schauspieler hatten sich den
anhaltenden und herzlichen Applaus am Ende der Aufführung verdient. Es war nach
Mitternacht. Auf dem Tanzboden am Ufer der Spree drehten sich noch immer die
Paare unter Lichterketten… „bis in die Puppen“.
Danke, liebe Chris, für die schöne Zusammenfassung dieser Programmpunkte meines Berlinaufenthaltes. Wir hatten ja noch viele andere schöne Unternehmungen, aber die Spandauer Zitadelle und die Shakespeare-Aufführung im Theater Hexenkessel waren wirklich bemerkenswert.
Berlin ist immer eine Reise wert, besonders gemeinsam mit guten Freunden.
Villa, die heute nicht bis in die Puppen tanzt.
Villa, die heute nicht bis in die Puppen tanzt.
Bis in die Puppen geschlafen habe ich zwar nicht... nachdem ich mit den Püppchen schlafen gegangen bin. Schön die Bilder noch mal anzuschauen. Da könnte ich unser gemeinsames Wochenende gleich wiederholen. Vielen, vielen Dank für Deinen Besuch. Ich habe die Zeit sehr genossen.
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Chris
Bei jedem Berlinbesuch wird ja unsere 2Do-Liste erweitert. Berliner Trabrennbahn steht nun auch ganz oben.
LöschenUnsere Dampferfahrt auf den Gewässern um Tegel war auch sehr schön.
Sonnige Herbstgrüße von der Saale
Villa
Ja, die Löffelliste wird länger, und in Anbetracht dessen, solltest Du die Frequenz Deiner Berlin-Besuche vielleicht etwas erhöhen.
LöschenDie Dampferfahrt war schön, aber ich büße sie immer noch ab. Wir hätten die Theater-Kuscheldecken doch mitnehmen sollen. Hoffen wir auf einen schönen Herbst! (Heute regnet es hier.)
Liebe Grüße von der Spree
Chris