Ist das noch Punkrock?
oder
Nichts ist unmöglich.
BelaFarinRod am 7.6. in LEIPZIG
Ganz klar sind manche Dinge unmöglich, und ganz klar war das kein Punkrock, was Deutschlands beständigste Dreifaltigkeit am Abend des 7. Juni in der Arena Leipzig vor über 10.000 Zeugen ablieferte. Wäre dem so, wie unverändert, um nicht zu sagen scheintot, müssten wir alle wohl sein?
Sich in der Hoffnung getäuscht zu sehen, die Ärzte wären noch die Band von vor 30 oder auch nur von vor zehn Jahren und darüber zu jammern, weil dem nicht so ist, einen nicht die gleiche Gänsehaut überläuft, nicht derselbe herrliche Stich ins Herz fährt bei einem ihrer genialen Liebeslieder, ist nicht weniger bescheuert als anzunehmen, dass unser Lieblingstrio jemals wieder „Männer sind Schweine“ in einer seiner Galas zum Besten geben wird. Unmöglich, oder?
Aber was soll’s? Wir alle verändern uns ständig, werden älter, hässlicher, fetter und eitler. Daran hat sich seit der Zeit unserer Großeltern nichts geändert. Kein Arzt kann uns davor bewahren, aber die Ärzte machen es erträglicher. Mit ihrer selbstironischen Nabelschau sind die Herren bestens unterwegs und diese Hilfsgötzen stelle ich mir dann gerne hin und wieder ins Regal oder stelle mich selbst in die Arena, verzichte notfalls auf den Waldspaziergang mit Folgen und sogar auf TCR, was allerdings jammerschade ist. Ich hatte geglaubt, DAS wäre überhaupt nur geschrieben worden, um es live herzubeten. Amen. – Aber… so wie es war, so war es auch gut, denn sie kümmerten sich wieder um das „Hey-Hey!“, sorgten für Endorphine und die richtigen Posen. Irgendwie altbekannt und doch ganz anders.
Es gibt nichts Besseres zu tun, als die Ärzte zu hör’n!
Unmöglich, oder?
Phillipp
Halleluja Phillipp,
das war ja wieder ein Ärzte-Konzert, das uns alles abverlangte. Drei Stunden (39 Lieder) atomisiert durch die Kraft des Rocks. Drei Stunden körperliche Verausgabung bei gefühlten 60°C im Innenraum der Arena. Meine Blessuren sind am Abheilen.
Die drei Götter aus Berlin zelebrierten das Konzert mit großem Unterhaltungswert und einer gut gewählten Setliste. Wer wollte, konnte den Konzertmitschnitt des Abends inklusiver der Ansagen auf einem USB-Stick gleich mitnehmen.
Ärzte TCR: "Wir kümmern uns um den Rock
wir sorgen für die musikalische Begleitung
und niveautechnische Grenzwertunterschreitung"
Villa nach dem Arztbesuch
Na da habt Ihr ja Spaß gehabt. Prrrrima! Beim "John-mit-H" heisst es ja noch: Vorfreude ist die schönste Freude. ;-) Aber es ist ja nicht mehr so lang hin und mein Gwendoline-Kapuzenshirt (Original aus den 80zigern!! Das zieht immer neidische Blicke auf sich. *grins*) liegt schon bereit!
AntwortenLöschenBelaFarinRod lassen sich ja bei jedem Konzert etwas anderes einfallen. Sie waren spielfreudig wie eh und je. Phillipp hat einen Bella B. Drumsticks gefangen und ich einen unfreiwilligen "Schwinger".
LöschenWir wünschen dir auch so ein tolles Konzert und sind gespannt auf deinen Bericht.
Grüße nach Hannover
Schön mit den Titeln gespielt, Phillipp! Beim (fehlenden) Waldspaziergang muss ich komischerweise immer an Hesses öde nickenden Halbundhalbgott denken:
AntwortenLöschen"Wer die anderen Tage geschmeckt hat, die bösen, die mit den Gichtanfällen oder mit jenem schlimmen, hinter den Augäpfeln festgewurzelten, teuflisch jede Tätigkeit von Auge und Ohr aus einer Freude zur Qual verhexenden Kopfweh, oder jene Tage des Seelensterbens, jene argen Tage der inneren Leere und Verzweiflung, an denen uns, inmitten der zerstörten und von Aktiengesellschaften ausgesogenen Erde, die Menschenwelt und sogenannte Kultur in ihrem verlogenen und gemeinen blechernen Jahrmarktsglanz auf Schritt und Tritt wie ein Brechmittel entgegengrinst, konzentriert und zum Gipfel der Unleidlichkeit getrieben im kranken Ich – wer jene Höllentage geschmeckt hat, der ist mit solchen Normal- und Halbundhalbtagen gleich dem heutigen sehr zufrieden, dankbar sitzt er am warmen Ofen, dankbar stellt er beim Lesen des Morgenblattes fest, daß auch heute wieder kein Krieg ausgebrochen, keine neue Diktatur errichtet, keine besonders krasse Schweinerei in Politik und Gesellschaft aufgedeckt worden ist, dankbar stimmt er Saiten seiner verrosteten Leier zu einem gemäßigten, einem leidlich frohen, einem nahezu vergnügten Dankpsalm, mit dem er seinen stillen, sanften, etwas mit Brom betäubten Zufriedenheitshalbundhalbgott langweilt, und in der laudicken Luft dieser zufriedenen Langeweile, dieser sehr dankenswerten Schmerzlosigkeit sehen die beiden, der öde nickende Halbundhalbgott und der leicht angegraute, den gedämpften Psalm singende Halbundhalbmensch, einander wie Zwillinge ähnlich.
(Hermann Hesse, Der Steppenwolf)
Also, lieber wieder in den Wald (wenn schon nicht auf Kaperfahrt). Ein kleiner Rebell bleibt hoffentlich immer in uns... na, rebellisch eben.
Villa, Deine Fotos sind - trotz Blessuren - keine "Notaufnahmen".
Viele liebe Grüße
Chris
Coooooool!
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