11.12.08

Schweinearbeit und Kulturgenuss




Das Schwein kam nicht mehr in den Genuss die Adventszeit auszukosten, es musste zu Übungszwecken seinen Kopf herhalten. Unser Kopf jedoch war nach einem Glühwein noch klar, um den Weg ins Stadtmuseum zu finden. Die Ausstellung zum Impressionismus mit Werken aus dem Musee du Petit Palais de Geneve ist wieder mal ein absoluter Glücksfall für unsere Stadt. Es sind Bilder, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind!!!
Wer von euch die Möglichkeit hat, sollte sich die Ausstellung unbedingt ansehen.
Glücksschwein Villa

06.12.08

Sant Nikolaus bringt Villa Spaß ins Haus

Im Stiefel des Gatten befand sich heute neben einer CD, ein Buch des begnadeten Beobachter und Realsatiriker Dietmar Wischmeyer. Da ich schon wieder Lust auf Brunch hatte, will ich euch seine bescheuerte und bekloppte Meinung dazu nicht vorenthalten.

Brunch
Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Als das Saufen noch eine ehrbare Tätigkeit war, da ging man sonntags zum Frühschoppen und knallte sich die Hutze voll. Heute trifft man sich zum Brunchen, was nichts anderes heißt als Saufen mit Müsli. Jetzt ist nicht mehr nur der Papa hackebreit am siebten Tag, sondern Mama und die Gören haben auch zu tief ins Glas geguckt. Wunderschön als Familien-Event getarnt, gibt sich der Brunch als harmlose Festivität im Off-Shore-Bereich der Theke. Man flegelt sich nicht breitärschig ans Brett und pfeift die Kümmerlinge rein, sondern sitzt sauber aufgereiht am - bruharhar - Frühstückstisch und süppelt Schampus oder Kir Royal. Saufen ja, aber gepflegt muß es sein. Das Buffet mit Schleuderei und Hunderogen ist drum in erster Linie vortrefflicher Vorwand, den Pegel anzuheben. Damit die Puffbrause aber nicht im leeren Magen schwappt, wird gefressen bis der Hugo qualmt. "Brunch" kommt aus dem Idiom des Angelsachsen und bezeichnet den nahtlosen Übergang vom Frühstück zum Mittagessen, das heißt auf Deutsch: dem Müsli und dem Marmeladenbrötchen wird ohne Verdauungszäsur die Kohlroulade aufgesattelt. Mehr zur Zierde liegen noch allerlei exotische Früchte am Rande der Freßbank. Das Hauptinteresse der Bruncher gilt jedoch dem absurden Kompositum der aufgebahrten Fressalien: Rollmops mit Spiegelei, Bircherpampe an Spargelröllchen. Der sportliche Aspekt der ganzen Chose ist das frühzeitige Abräumen besonders teuer erscheinender Völlereikomponenten. Gezielt fahndet der Gierschlund nach Wachteleiern und öligem Geshrimpe, nur um die Beute hernach am Luderplatz marmeladenverschmiert auf dem Teller zurückzulassen. Der Brunch ist eine Lebensmittelvernichtungsmaschinerie. Das liegt am Bezahlmodus der sonntäglichen Völlerei: für den einmal entrichteten Obolus dürfen unentwegt Attacken geritten werden auf's gefledderte Buffet. Völlig klar, daß beim mündigen Bescheuerten dann das Zählwerk rattert in der hohlen Birne: "Wieviel muß ich noch fressen, damit ich über 40 Mark komme?" Wenn dann bei 30 Öcken schon die Peristaltik nach dem Rückwärtsgang sucht, kann man bloß noch Beutestücke auf den Teller häufeln und am Tisch zu Mansche zerquetschen. Merkwürdigerweise gilt dabei immer noch der Lachs als Edelspeise, die zu ergattern sich besonders lohnt. Dabei wird das Unterwasserhähnchen seit Jahren schon mit Baggern aus den Fjorden geholt. Dennoch regiert ab 15 Uhr, wenn der Brunch zu Ende geht, der angenagte Lachslappen das zerzauste Buffet. Jetzt heißt es auch für die abgefüllte Corona, den Heimweg anzutreten, um den Sonntagsrest mit Kacken und Furzen zu krönen. Schade, daß es noch kein Brinner gibt, den nahtlosen Übergang von Frühstück und Abendbrot, dann könnte man vollgefressen gleich ins Bett.

Villa, die mit dem Adventskalender von John-mit-H. beschäftigt ist und wie jedes Jahr vor geputzten aber leeren Schuhen sitzt.

03.12.08

Hoch über den Dächern Jenas


Auch wenn das Turmrestaurant Scala im diesjährigen Gault Millau Thüringen 2008 ein Pünktchen verlor und damit auch ein Häubchen weniger sein eigen nennen darf, gehört es zu den drei besten Restaurants Thüringens und wenn es nach mir ginge, würde ich den Künstlern am Herd für unser Weihnachtsbüffet "Sternstunde" die Kochmütze wieder aufsetzen. Absolut überzeugend für mich Speisen, Location und Service. Geheim bis zur letzten Minute führten wir die Kollegen in die Irre und durch die Fresstempel in der unteren Konsumetage, um dann hoch hinaus in die 29. Etage zu fahren. Mit Blick in die sternenklare Nacht, im Funkeln der Abendbeleuchtung dinierten wir köstlich. Der zweite Programmpunkt an diesem Abend war das Festival der Welt-Musik Klangwelten. Ich gestehe, das war absolut nicht mein Musikgeschmack. "Alle Beteiligten präsentieren ihren kulturellen Hintergrund zunächst inReinform“, begeben sich aber auch auf den Pfad des Dialogs, einer musikalische Konversation auf hohem Niveau. Bis dato unerhörte, nie für möglich gehaltene Klangkombinationen gehen auf. Balkanrhythmen und keltische Harfe? Mongolisch-gambianischer Rap? Unvorstellbar?!? Vieles ist möglich. KlangWelten macht es möglich!" stand in der Ankündigung. Schon die langatmigen Erklärungen des Arrangementchefs Oppermann langweilten mich und als er an seine Keltische Harfe griff, fielen mir wie durch Zwang die Augen zu, um dann bei den wuchtige Beats der Wagogo Queens of Drums erschreckt wieder aufzuklappen. Wenn es nur beim Trommeln geblieben wäre, nein die Frauen aus Tansania fingen auch noch zu singen an und singen konnten sie nun wirklich nicht. Der Mongole auf der Pferdegeige hatte dagegen eine unglaubliche Stimmbreite, aber dieser Oberton- Schamanengesang war auch nicht das Richtige für meine Ohren. Die anderen Künstler erspare ich euch, das Konzert war eh mindestens eine Stunde zu lang und auch bei meinen Kollegen sah ich das Flehen in ihren Augen, es möge ja keine Zugabe geben. Aber das war nur meine persönliche Wahrnehmung, es gibt sicher viele treue KlangWelten-Anhänger.
Eine schöne Weihnachtsfeier war es allemal und wenn ich wie üblich an präseniler Bettflucht leide, habe ich ab sofort ein Rezept. Auf schwebenden Klangteppichen der Harfenlaute schläft es besonders gut.
Schlafende Hunde soll man nicht wecken Villa